Der vierte und letzte Tag des Reeperbahn Festivals 2025 zeigte sich noch einmal von seiner schönsten Seite: 27 Grad in Hamburg – ungewöhnlich warm für ein drittes Septemberwochenende, aber genau richtig, um das Jubiläum gebührend ausklingen zu lassen.
Unser Tag startete früh am Nachmittag auf der Spielbude XL, wo Buffalo, ein junger Hip-Hop-Artist, seinen 30-minütigen Slot nutzte, um die noch überschaubare Menge vor der Bühne zu überzeugen. Direkt im Anschluss verzauberte Frederik das Publikum mit seinen gefühlvollen Songs, ehe einer der klaren Höhepunkte des Tages folgte: Maurice Conrad. Der Queer Hip-Hop-Künstler, der neben seiner Musik auch als Kolumnist für die taz bekannt ist, überzeugte mit Glitzer, Haltung und einer unerschütterlichen „Fuck-You“-Attitüde. Er gewann nicht nur seine Fans, sondern auch viele zufällige Passant:innen, die stehenblieben – schließlich sind alle Konzerte auf dem Spielbudenplatz frei zugänglich.
Am frühen Abend zog es uns in den St. Pauli Fanshop, wo The Guilt aus Schweden die kleine Location zum Beben brachte. Das Punk-Rock-Trio bewies eindrucksvoll, warum ihre kommende Deutschlandtour, die wir präsentieren, jetzt schon zu den spannendsten Clubtouren des nächsten Jahres zählt. Anschließend ging es ins Häkken, wo Money Badoo auftrat. Auch wenn ihr Mix aus Rap und Hip-Hop nicht ganz unseren Nerv traf, zeigte der Auftritt, wie vielfältig das Festival-Booking ist. Spontan entschieden wir uns daher für einen Abstecher in die Prinzenbar – und wurden belohnt. Sarah4k beeindruckte dort mit 45 Minuten energiegeladenem, feministischen Rap, der das Publikum förmlich in den Bann zog.
Weiter ging es zum Bahnhof Pauli, wo 6Euroneunzig einmal mehr unter Beweis stellten, wie man eine Location komplett zum Kochen bringt. Die Spielfreude der Band und die Begeisterung des Publikums verschmolzen zu einem perfekten Clubmoment.
Das große Finale des Abends – und zugleich des gesamten Festivals – fand um 21:30 Uhr erneut auf der Spielbude XL statt: The Boss Hoss. Passend zur Veröffentlichung ihres neuen Albums am Vortag lieferten sie ein 90-minütiges Set ab, das die Massen anzog. Der Andrang war so groß, dass selbst die Seitenbereiche abgesperrt werden mussten. Mit ihrer Mischung aus Country-Rock und purer Show-Energie bewies die Band einmal mehr, warum sie seit Jahren zu den größten Live-Acts des Landes zählt.
Nach vier intensiven Tagen bleibt ein Fazit: Das Reeperbahn Festival hat zu seinem 20-jährigen Jubiläum erneut bewiesen, warum es in der europäischen Festivallandschaft einzigartig ist. Zwischen politischen Panels, internationalem Austausch, innovativem Booking und unzähligen Clubshows setzt das Festival weiterhin Maßstäbe. Besonders die konsequente Haltung in Sachen Diversität und Frauenquote macht es zu einem Vorbild.
Wir blicken zurück auf vier Tage voller Musik, Begegnungen und Überraschungen – und freuen uns jetzt schon auf die Ausgabe 2026, wenn St. Pauli wieder zur Bühne für eines der spannendsten Festivals Europas wird.
Fotocredit: Adina Scharfenberg
Review: Kevin Randy Emmers