Ein Abend mit MC Fitti ist immer ein bisschen wie ein Überraschungsei: Man weiß, was man ungefähr bekommt – aber nie, wie es am Ende genau aussieht. Für das Konzert im LUX Hannover war eigentlich eine besondere Ausgabe der „Hits & Brummer“-Tour angekündigt: MC Fitti & Die Show mit Chris – also MC Fitti plus Christopher Schmidt, dem Moderator von Late Night St. Pauli. Nur: Chris war nicht da. Keine Sidekick-Show, sondern MC Fitti pur. Und gestört hat es niemanden.
Im Publikum – eine erstaunlich homogene Mischung aus Fitti-Dauergläubigen und bierdurstigen Menschen – schien niemand etwas von der ursprünglich geplanten Doppelshow zu wissen, und wenn doch, wurde es spätestens beim zweiten Song vollkommen irrelevant. Denn MC Fitti kam, sah – und tat, was er seit über zehn Jahren tut: Gute Laune in Songs verpacken und mit einer unvergleichlich charmanten Art das Publikum in seinen Bann ziehen und mitreißen. Donnerstagabend – scheißegal, heute wird gefeiert, auch wenn morgen die Stechuhr ruft, denn „Arbeit macht mega Bock“ – auch wenn dieser Hit nicht gespielt wurde. Ebenso wie „DeLorean“ kein Platz in der Setlist fand und auch auf mehrfachen Zuruf durch das Publikum nicht erhört wurde. Dies war aber der einzige Wunsch, den der Künstler an diesem Abend seinen Fans nicht von den Augen abgelesen hat.
Zwischen Pogo und Polonaise platzierte der Wahlberliner mit „Einhorn Fang“, „30 Grad“, „Megalodon“, „Wein“ und „Whatsapper“ jede Menge Fitti Evergreens die bereits seit mehr als einem Jahrzehnt Partyeskaltion Pur garantieren. Dabei begegnete man sich wie eine Horde alter Freunde die sich nach langer Zeit wiedersehen und erstmal Party auf dem WG-Flur machen. MC Fitti dabei gewohnt nahbar. Er forderte das Publikum immer wieder auf, doch mit auf die Bühne zu kommen – und die Leute kamen. Mehrfach. Zu vielen. In Wellen.
Mikrofone wurden weitergereicht, Refrains kollektiv gegröhlt. Und MC Fitti moderierte das Ganze mit stoischer Gelassenheit – als würde er es täglich so machen. Der heutige Späti-Besitzer hatte die Menge im Griff , was spätestens deutlich wurde, als die Menge in einer einkalkulierte Merch-Pause zum Verkaufsstand strömte um dort das 20€-T-Shirt Angebot wahrzunehmen. Das ganze zum abgewandelten Pur-Klassiker „Komm mit mir zum Merchandising-Stand“.
Natürlich war dieser Abend weit entfernt von jeder Hochkultur, aber er hat so viel Spaß gemacht, wie nur wenige Konzerte in jüngster Zeit. Denn irgendwie war es auch Zeitreise. Entweder war es das Flashback-Gefühl, wenn man wie bei seinen eigenen WG-Partys „Pennen in der Bahn“ gröhlte, oder einfach das Gefühl sich wieder in einer Zeit zu wähnen, in der man weniger nachdachte und mehr einfach machte. Ein Abend ohne Zynismusfilter. Ohne ironische Distanz. Einfach: Spaß.
Vielleicht war es sogar gut, dass Chris fehlte. Nicht, weil seine Show nicht funktioniert hätte – im Gegenteil, sie hätte den Abend sicher bereichert. Aber so wurde eines deutlich: MC Fitti braucht keinen Sidekick, um MC Fitti zu sein. Seine größte Stärke war schon immer die Fähigkeit, Menschen im Raum miteinander zu verbinden – in völlig sinnlosen, aber unfassbar schönen Momenten. Danke Fitti!
Fotocredit: Marc Erdbrügger