Knapp 2 Jahre nach seinem letzten Album „Sunnyside“ meldet sich Bosse nun mit seinem neunten Album „Übers Träumen“ zurück. In den 18 Jahren seit seinem Debütalbum „Kamikazeherz“ ist Aki Bosse einer festen Größe am deutschen Musikhimmel aufgestiegen. Und auch nach gut 2 Jahrzehnten im Business ist Aki Bosse einer der nettesten und authentischsten Menschen in diesem Land. Dies konnten wir vor kurzem auch beim Interview (hier) feststellen.
„Übers Träumen“ startet mit „Bleib bei mir“. Musikalisch ein recht sanfter Einstieg, der auch ohne großen Knalleffekt auskommt. Textlich geht’s bereits tief. Mit „All-Time-Favourite“ folgt der erste Ohrwurm des Albums. Der Song ist universell einsetzbares Liebeslied – egal ob Beziehung, Freundschaft, Familie – jeder findet seinen Bezug zum Song. Bei „Ein Traum“ fährt Aki das erste Mal groß auf und holt einen Chor dazu. Ein überraschender Song, der wie ein Rausch wirkt und ein kleiner Meilenstein in der musikalischen Entwicklung von Bosse markiert. „Ich liebe dich so“ nutzt ebenfalls die stimmliche Unterstützung eines Chores im Refrain und dadurch bekommt der Song ein beschwingtes, positives Gefühl.
„Es gibt kein Neuanfang ohne ein Ende“ – so startet „Loslassen lernen“. Man ein Kritiker wird hier vermutlich sagen, dass es eine Aneinanderreihung „Aufmunterungssprüche“ ist, dass man loslassen muss, um weiterzukommen. Aber für mich ist es einer der stärksten Songs des Albums. Das liegt vor allem an Aki und seiner Art die Botschaft zu vermitteln. Es kommt von Herzen. Beim Song „Kreuzbergmädchen“ finde ich persönlich keinen richtigen Zugang. Musikalisch gut gemacht und spannend arrangiert. Ebenfalls spannend ist „Ice Cream Universum“, der auf einem Album voller Chöre sehr reduziert und beschwingt daherkommt. Ein Song wie eine Reise. Mit „Salzwasser“ folgt das erste Feature des Albums. Die Kombi Bosse und Alligatoah passt überraschend gut.
Danach geht’s wieder unter die Haut mit „Fiebertraum“. Der Song ist inhaltlich stark und berührend, musikalisch auf das nötigste reduziert. „Hanna“ hingegen ist wie ein lauer Sommerabend. Ein warmer, souliger Song. Bei „Nur ein Lied“ hat sich Bosse die Sängerin LEA an die Seite geholt. Der Song ist gleichermaßen kraftvoll wie zerbrechlich. Ein weiterer extrem starker Song ist „Royales Morgenblau“. Der Text trifft einfach und ist ein Hoffnungsschimmer für alle, die ihn brauchen. Der vorletzte Song ist „Schlaf bei mir ein“, der leider ein wenig kurzweilig ist und mich nicht so richtig einfängt. Mit „Ich tagträume“ beendet Bosse „Übers Träumen“ und sorgt zum Schluss für Gänsehaut.
„Übers Träumen“ ist ein gutes, solides Album von Bosse. Das Album ist mehr wie eine ineinandergreifende Geschichte, sodass es wenig herausstechende Hymnen gibt, die lange im Ohr bleiben. Persönlich hätte ich mir ein oder zwei Überraschungen gewünscht, da es am Ende sehr gradlinig und clean geworden ist. Ein paar Kanten, ein wenig „dreckig sein“ hätte das Ganze „Übers Träumen“ abgerundet. Dennoch steht außer Frage, dass Bosse ein wirklich grandioser Musiker ist, und man merkt bei allen Songs seine Liebe und Herzblut für die Musik. Dennoch ist „Übers Träumen“ ein hervorragender Soundtrack für den aktuellen Herbst, da das Album zum Einkuscheln und Träumen einlädt.
Trackliste
Bleib bei mir
All-Time-Favourite
Ein Traum
Ich liebe dich so
Loslassen lernen
Kreuzbergmädchen
Ice Cream Universum
Salzwasser (feat. Alligatoah)
Fiebertraum
Hanna
Nur noch ein Lied (feat. LEA)
Royales Morgenblau
Schlaf bei mir ein
Ich tagträume
Fotocredit: Sarah Storch