Die Könige des deutschen Punkrock sind zurück und sie bringen eine Ladung raue Ehrlichkeit mit sich. Mit ihrem brandneuen Album „Irgendwas ist immer“, das am 20. Oktober über Arising Empire erscheint, beweisen Engst einmal mehr, dass sie keine Kompromisse eingehen, wenn es darum geht, ihre Geschichten mit der Welt zu teilen. Das Album ist ein ehrlicher und lebendiger Einblick in die Welt von Matthias Engst und seiner Band – und es überzeugt auf ganzer Linie.
Sofort ins Auge sticht die schlichte Schönheit des Albums. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern „Flächenbrand“ und „Schöne neue Welt“ verzichten Engst in „Irgendwas ist immer“ auf überladene Arrangements und unnötigen Schnickschnack. Stattdessen setzen sie auf unverfälschte Rohheit und Direktheit. Diese scheinbare Einfachheit ist bemerkenswert und verleiht dem Album eine Intensität, die eine fesselnde Magie verbreitet. Ein Album, bei dem für jeden Geschmack etwas dabei ist.
„Irgendwas ist immer“ beschreibt eine emotionale Achterbahnfahrt, die aufregende Loopings zwischen Melancholie und Euphorie dreht. Songs wie „Drei Uhr nachts“ und „Idiot“ widmen sich den Herausforderungen in Beziehungen, während Tracks wie „Digitale Liebe“, „Nie wieder Alkohol… vielleicht“ und „Nachbar“ alltägliche Geschichten auf teils humorvolle Weise erzählen. Das Herzstück des Albums ist jedoch zweifellos der Song „Blut auf dem Asphalt“, in dem sich Engst auf eindringliche Weise mit dem Thema der Obdachlosigkeit auseinandersetzen. Der berührende und melancholische Song regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern macht auch deutlich, dass die Abwärtsspirale des Lebens eben doch gar nicht so weit entfernt ist, wie wir manchmal glauben. „Ich habe den Song geschrieben, weil es mir sehr wichtig ist, auf Missstände in unserer Gesellschaft hinzuweisen. Viele Leute werden einfach nicht gesehen. Und für Leute, die nicht gesehen werden, erhebt auch niemand eine Stimme“, erklärt Sänger Matthias im Interview.
Doch, dass das Leben auch Spaß machen kann und viele wunderbaren Momente für uns bereit hält, davon erzählt die dritte Singleauskopplung „Kopf hoch„. Auf eindringliche Art und Weise berichtet sie von der Reise des Lebens, den Höhen und Tiefen, die wir alle durchmachen, aber auch von der unerschütterlichen Entschlossenheit, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Alle dreizehn Texte des Albums sind aufrichtig und mitreißend. Und sie alle haben eines gemein: Sie stammen aus der Feder von Matthias Engst, der hier Themen anspricht, die oft unbequem sind und bei denen er selbst nicht immer gut wegkommt. Doch die Band verurteilt nicht. Sie benennt, sie zeigt, sie fordert zum Dialog auf. Das macht ihre Musik zugänglich und tiefgründig zugleich.
Engst ist aber nicht nur eine Band, sondern auch eine soziale Institution. Matthias Engsts Hintergrund als Sozialarbeiter und sein Engagement für die Jugendlichen in seinem Berliner Kiez verleihen der Band eine zusätzliche Dimension. Dieses Album ist mehr als nur Musik, es ist eine Botschaft. Engst fordert Veränderung, lebt sie vor und drückt sie in seiner Musik aus.
„Irgendwas ist immer“ ist ein kraftvolles und vielschichtiges Album, das die Vielseitigkeit von Engst eindrucksvoll unter Beweis stellt. Die Band beweist, dass sie nicht nur musikalisch überzeugt, sondern auch eine wichtige Stimme für gesellschaftliche Themen ist. 100 Prozent Engst eben. Mit den gewohnt melancholischen Grundtönen, druckvollen Gitarren und eingängigen Punk- und Hardcore-Elementen, die unter die Haut gehen und von Matthias Engsts charismatischer Stimme getragen werden. Nur eben ohne weniger Schnickschnack.
Mit diesem Album haben die vier Berliner einen weiteren beeindruckenden Schritt nach vorne gemacht, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. Engst sind bereit, die Welt zu bewegen, und mit dieser Veröffentlichung sind sie auf dem besten Weg dahin.
Fotocredit: Yuri Prinz