Mit einer ordentlichen Portion geilem Southern Rock brachten Black Stone Cherry das Kölner E-Werk am vergangenen Montag mächtig zum Beben. Dabei stellten sie wieder einmal aufs Neue unter Beweis, warum den Gerüchte ihrer grandiosen Live-Power absolut beizupflichten ist und traditioneller Hardrock und Southern Rock wohl nie außer Mode kommen werden.
Nach schier unendlicher Wartezeit wurde für den einen oder anderen Zuschauer am Montagabend im Kölner E-Werk ein kleiner Traum wahr: Einmal im Leben Südstaaten-Feeling schnuppern und Black Stone Cherry live erleben. Denn wie viele andere auch, wurde die US-Band gezwungen, ihre Akkus ein bisschen länger als geplant zu laden und ihre für November 2021 geplante Tour auf September 2022 zu vertagen. Beruhigtes Aufatmen dann beim Tourauftakt in Köln, als es plötzlich dunkel wurde und wie aus dem Nichts die ersten kreischenden Gitarrenklänge brachial aus den Boxen ballerten: Black Stone Cherry ist zurück auf deutschem Boden! Und mit ihnen ihr aktuelles Album „The Human Condition“, mit dem sie auf ihrer Reise neben Köln, auch hungrige Südstaaten-Rock-Liebhaber in Hamburg, Berlin, München und Stuttgart in ihren Bann ziehen werden. Als Supportact hat sich Black Stone Cherry dafür niemanden geringeres als The Georgia Thunderbolts geangelt.
In einem knapp zweistündigen Set und bald zwei Jahrzehnten Bandgeschichte auf dem Buckel, zeigten die vier Jungs aus Edmonton, Kentucky, dass sie das Südstaaten-Feeling sprichwörtlich im Blut haben: „Es ist einfach bemerkenswert, welche großartige Live-Power Black Stone Cherry an den Tag legt. Chris ist schon ein echt guter Sänger, aber ich hätte nicht gedacht, dass seine Stimme live so klar klingt wie auf Platte“, schwärmt Florian. Auffällig war, dass die Luft während der Show im E-Werk förmlich brannte: Den sympathischen Jungs dabei zuzuschauen, wie sich Leidenschaft und Spaß vereinen, sie gedankenverloren über die Bühne fegen und sich bei Gitarrensoli so zusammenstellen, als würden sie sich in Trance spielen, war einfach magisch. Es war, als würden Chris, Ben, Steve und John Fred in ihrem eigenen Kosmos gefangen sein und sich selbst und ihre Show feiern – und das Publikum dabei als purer Brandbeschleuniger wirken.
Abseits eines grandiosen Drumsolos, klangvollen musikalischen Untermalungen der Songs mit Kongas und Bongos, aber auch der wahnsinnig starken Ausstrahlung der Band, begeisterten ihre Songs mit gewohnt schnörkellosem und unverwechselbarem Sound. Neben bekannten Songs wie „White Trash Millionaire“, „Me And Mary Jane“, „In My Blood“, „Blind Man“ und „Lonely Train“, spielte Black Stone Cherry außerdem Tracks ihrer aktuellen Platte wie „Ringin’ In My Head“, der auf aktuelle Weltlage rund um die Pandemie und ihre Auswirkungen auf das soziale Gefüge abspielt, „Again“ oder aber „In Love With The Pain“. Den krönenden Abschluss lieferte das gefühlvolle Akustik-Arrangement von „Peace Is Free“. Die Stimme von Frontmann Chris ist ohnehin schon „Sex im Kopf“, wie es eine Freundin treffend beschrieb. Wenn es dann noch leise in der Halle wird, sich ein Lichtermeer aus Taschenlampen auftut, und die Band mit einer emotionalen Ansprache ihre melancholische Seite zeigt, …dann ist das definitiv Black Stone Cherry at it’s best!
To keep it short and simple: Black Stone Cherry beherrschen die Bühne als hätten sie nie etwas anderes getan und wissen, wie moderner Southern Rock klingen muss, damit der gute Geschmack die Emotionalität zum Tanz auffordert. Wer Black Stone Cherry schon einmal live erlebt hat, würde das sicherlich unterschreiben. Wer bislang noch nicht die Chance dazu hatte, die vier charismatischen Jungs auf ihrer Deutschlandreise zu besuchen, sollte dies in den nächsten Tagen unbedingt nachholen. Wären Hamburg, Berlin und München nicht so weit entfernt, würde ich wieder in der ersten Reihe stehen und mich von ihrem unverkennbaren Sound verzaubern lassen.
Fotocredit: Jana Treptow