Fünf Jahre ist es her, dass Cadet Carter in München als Band zusammengefunden hat. Das gleichnamige Debütalbum erschien 2018 , das nächste Album „Perceptions“ kam 2020 und im Juli 2022 folgte das aktuelle Album „Anthems For The Week“. Im Laufe des Jahre wurde Support gespielt für u.a. ITCHY oder The Faim. Außerdem wurde eine Single mit Dave House veröffentlicht und auch getourt. Anlässlich des Erscheinens des 3. Albums haben wir mit Sänger Nick über die Entstehung des Albums gesprochen, über Hoffnungsschimmer und wie es war wieder auf Tour zu sein.
Frontstage Magazine: Wie geht’s dir?
Nick: Danke dir, alles gut! Auf unserer Tour im Juni hat es mich leider auch mit Corona erwischt, aber ich habe es gut überstanden, Impfung sei Dank!
Frontstage Magazine: Euer Album „Anthems For The Weak“ ist am 15.07.2022 erschienen und hatte nach einer Woche über 227.000 Streams. Was – in meinen Augen – ein schöner Start ist. Wie fühlt es sich für dich/euch an?
Nick: Es ist ehrlich gesagt einfach nur unglaublich, dass eine Band mit unserer kleinen, aber feinen Fanbase solche Zahlen erreicht. Das hat uns wirklich überrascht und macht uns sehr stolz und glücklich. Es ist eine ganz besondere Art der Belohnung für die Arbeit und das Herzblut, das wir in das Album gesteckt haben.
Frontstage Magazine: Wie würdest du das neue Album mit 3 Wörtern beschreiben?
Nick: Nachdenklich, optimistisch, catchy.
Frontstage Magazine: Wie kam es eigentlich zu dem Titel „Anthems For The Weak“ und dem wundervollen Cover? In welchem Zusammenhang steht das zueinander?
Nick: Das Album ist eine Ode an all jene, die oft das Gefühl haben, nicht zu genügen, etwas nicht schaffen zu können oder generell zu „schwach“ zu sein für die Herausforderungen, die das Leben so mit sich bringt. Die Welt ist voller Negativität, heute ist das eigentlich noch schlimmer als vor einem Jahr, als wir mit dem Songwriting für das Album angefangen haben. Wir wollten da einen Gegenpunkt setzen und die Leute daran erinnern, dass es immer ein Licht am Ende des Tunnels gibt, auch wenn man es vielleicht nicht immer gleich entdeckt. Und so kam es auch zum Album-Cover. Die Wunderkerze im Wasser symbolisiert genau das: Egal wie kurz davor du bist zu ertrinken – gib den Kampf niemals auf.
Frontstage Magazine: Hast du einen Lieblingssong? Wenn ja, welcher und was macht ihn besonders?
Nick: Ich persönlich mag „Sailing Without Swaying“ sehr gerne, weil es ein Song ist, der ein wenig aus dem Rahmen fällt und gerade textlich besonders tief geht.
Frontstage Magazine: Wenn wir gerade bei den Lieblingssongs sind: gibt es auch einen ultimativen „Lieblings-Livespiel-Song“?
Nick: Ich denke, „In The Clear“ und „Stumbling“ haben auf unserer Tour im Juni bewiesen, dass sie live sehr gut funktionieren.
Frontstage Magazine: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Produzenten George Perks und inwieweit hat er Einfluss auf den Sound des Albums genommen?
Nick: George kam im Herbst 2021 auf uns zu und bot an, einmal testweise miteinander zu arbeiten. Wir sind eine Band, die sehr stark auf den Do It Yourself-Gedanken setzt, daher war die Zusammenarbeit mit einem Produzenten eigentlich gar nichts, über das wir uns jetzt allzu viele Gedanken gemacht hatten. Was dann am Ende aus der Zusammenarbeit geworden ist, hat aber unsere kühnsten Vorstellungen übertroffen. George hat unserem Sound eine neue Tiefe gegeben, wir sind vielschichtiger geworden und die Songs entfalten so ihre ganze Substanz. George hat einen wesentlichen Anteil an diesem Album und ist denke ich auch stark mitverantwortlich dafür, dass es so erfolgreich ist.
Frontstage Magazine: Wie wichtig ist eine gute Chemie zwischen Produzenten und Band?
Nick: Ich denke, wenn die Chemie nicht stimmt, kannst du die ganze Geschichte eigentlich gleich wieder vergessen. Wenn eine Band mit einem Produzenten arbeitet, lässt sie eine zunächst fremde Person in ihren inneren Arbeitszirkel und öffnet sich komplett. Da muss einfach ein Vertrauensverhältnis herrschen, es muss möglich sein, auch die dümmsten Vorschläge zu machen und die verrücktesten Sachen auszuprobieren. Wenn das nicht gegeben ist, wird die Zusammenarbeit nicht zum gewünschten Ergebnis führen.
Frontstage Magazine: Wie schwierig war es an „Anthems For The Weak“ zu arbeiten, wenn die „alten“ Songs von „Perceptions“ noch nicht live „ausgespielt“ werden konnten?
Nick: Eigentlich gar nicht so schwer. Wir haben schon ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung von „Perceptions“ begonnen, neue Songs zu schreiben. Die Tatsache, dass wir rund um „Perceptions“ nicht so touren konnten wie wir wollten, nimmt dem Album nichts weg, wir sind nach wie vor sehr stolz auf die Platte. Jetzt, wo es in Sachen Touring wieder ein bisschen besser aussieht, freuen wir uns einfach, dass wir auf zwei Alben zurückgreifen können.
Frontstage Magazine: Rückblickend auf 3 Alben – wie siehst du eure Entwicklung und auf welche Momente seid ihr besonders stolz bzw. was hat euch besonders glücklich gemacht?
Nick: Man darf nicht vergessen: Als unser erstes Album erschien, gab es Cadet Carter gerade einmal sechs Monate. Wir waren also WIRKLICHE Newcomer. Ich bin besonders stolz auf die musikalische Entwicklung, die wir genommen haben. Vom ersten, sehr punkigen und straighten Album bis zu „Anthems For The Weak“ haben wir unseren ganz eigenen Sound entwickelt, der zwar im Emo/PopPunk-Genre zuhause ist, aber dort dennoch seinen ganz eigenen Vibe hat. Ich denke, das ist etwas, was sich eigentlich alle Künstler wünschen.
Frontstage Magazine: Ihr wart vor kurzem mit „The Bottom Line“ auf Tour – die Tour war ja mehrfach verschoben und ihr musstet die letzten Shows coronabedingt ausfallen lassen. Auch wenn bei dieser Tour „der Wurm drin“ war – welche Highlights gab es? Und auf welches Tour-Erlebnis hättest du gern verzichtet?
Nick: Ganz ehrlich: Nach eineinhalb Jahren Zwangspause war jeder Abend, an dem wir vor Publikum spielen konnten, ein absolutes Highlight. Auch wenn es nur einige Shows waren, bevor uns die Corona-Realität wieder eingeholt hat, hat es trotzdem gutgetan, wieder auf Tour zu gehen. Jetzt hoffen wir darauf, dass das wieder zum Regel- und nicht zum Ausnahmefall wird.
Frontstage Magazine: Vielen Dank für das Interview!
Fotocredit: Cadet Carter