tinie creatures – Dahinter verbirgt sich ein liebevolles Ein-Mensch-Projekt, das, getragen von charakteristischer Stimme und verspielter E-Gitarre eine sehr eigene Atmosphäre entstehen lässt. Von dem Musiker und Schauspieler Tom Brandt im Sommer 2020 ins Leben gerufen, sind seitdem viele neue Songs entstanden und etliche Orte – je nach Pandemie-Möglichkeit – bespielt worden. Eine erste Live-EP „nightsession Live at Trutz’“ wurde im März 2021 veröffentlicht.
Nun erscheint das zweite musikalische Lebenszeichen, die „Strange waters session“. Diese ist ein Batzen detailverliebter Musik, ein Bündel mal nachdenklicher, mal wilder Geschichten und irgendwie auch eine Einladung zu einem freundschaftlichen Treffen einander wohlgesonnener KünstlerInnen, bei dem es einfach Spaß macht zuzuschauen und zuzuhören.
Während sich nämlich die „nightsession“ noch irgendwo zwischen Singer/Songwriter-Fingerpicking-Einflüssen vergangener Tage und einer doch sehr ruhigen, aber von dynamischen Bewegungen und großen Melodiebögen getragenen Hin-horch-Atmosphäre verortet, ganz heruntergebrochen auf das Zusammenspiel von Gesang und Gitarre, wird es hier etwas bunter.
Für die „strange waters session“ hat der Musiker seiner Phantasie viel Raum gegeben und sich für die jeweiligen Instrumentierungen Verstärkung geholt – während Bassist Janosch Willig und Till Menzer (u.a Schlagzeuger bei der Krefelder Formation „Horst Hansen-Trio“) für einen zusätzlich Drive sorgen, schafft es Bertin Wagner mit seinen zurückhaltend platzierten, Ibrahim Maalouf-ähnlichen Trompetenklängen den Stücken „On my knees“ und „By the water“ kleine Höhepunkte zu verleihen. Das Lied „Sick“ wird wiederum von Moira Cameron am Cello und Hanna Walther an Piano und Gesang getragen und wurde vom Bremer Komponisten und Dirigenten Keno Hankel arrangiert.
So unterschiedlich wie die aus verschiedenen Bereichen des Jazz, Rock und der klassischen Musik kommenden MusikerInnen sind, so abwechslungsreich sind auch die sieben Songs der EP. Da liegt bei manchen der Fokus klar auf Gesang und Gitarre, die gleichberechtigt einander umspielen, während bei anderen plötzlich die Band und eher vom Blues- und Prog-Einflüssen geprägte Momente übernehmen. Da wechseln sich eine Cat Empire-ähnliche Leichtigkeit mit eher düsteren Celloklängen und einer melancholisch-getragenen Gesangsmelodie ab. Da ist man gerade in einer Atmosphäre angekommen und wird noch innerhalb des selben Stücks in eine ganz andere befördert.
Verbindendes Element und Kern des Ganzen sind dabei immer wieder der facettenreiche Gesang und die liebevoll verspielte Gitarre, sowie die Bilder, die sie erschaffen. Hier lässt tinie creatures immer wieder die Grenzen zwischen persönlichen Erlebnissen und fast mystischen Wortzeichnungen verschwimmen – lässt Raum zwischen klaren Geschichten und Einblicken in eine fast abstrakt erscheinende Gedankenwelt. Wie auch bei der „nightsession“ ist die „strange waters session“ namensgebend für eine sich durchziehende Thematik in den sieben Songs – eine wiederkehrende Auseinandersetzung mit dem Verlorenen, dem Schwimmen im nicht-greifbar Seltsamen und dem Aufbäumen darin, dem Suchen.
So changieren Text, Musik und Gestaltung der Session immer wieder zwischen sehr zurückhaltender, fast schon beiläufiger Natürlichkeit und der Liebe zu großen Bildern und Melodien.
Für die Bebilderung hat tinie creatures wie bereits bei der „night session“ mit Nico Bernads (unterstützt von Michael Wolff) zusammen gearbeitet, der es auch hier durch atmosphärische Lichteinrichtung und geschicktes Bild-Arrangement schafft, die Musik sowie die verschiedenen AkteurInnen einzufangen und dem Ganzen noch seine spezielle filmische Note zu geben.
Hierbei hilft ihm auch die Auswahl der Location: Sehr bewusst ist die Entscheidung auf die Niehler Freiheit gefallen, eine kleine DIY-betriebenen Veranstaltungshalle in Köln-Bickendorf, die eine perfekte Sound- und Bild-Kulisse für die Session liefert.
Diese hat sich auch im Gesamtklang manifestiert, und ist vor allem in dem weichen, vollen Schlagzeugsound zu hören– mikrofoniert von Lauritz Velthaus (sonst auch Bassist der Punkband „Pogendroblem“), der die Aufnahme leitete.
Mix und Master schließlich übernahm Gregor Hennig aus dem Studio Nord in Bremen. Er kitzelte noch die kleinen Besonderheiten aus der Live-Aufnahme heraus.
Die „strange waters session“ erscheint am 22.04.22 auf Youtube und bei den gängigen Streamingportalen. Die Singleauskopplungen sind „By the water“ (11.03.22), „Sick“ (01.04.22) und „On my knees“ (15.04.22).
Fotocredit: Offizielles Pressefoto