Ein Corona-Live-Album der etwas anderen Art liefert uns die Punkrockband Marathonmann mit ihrem neuen Werk „Alles Auf Null„. 2020 hat die Band aus München eine Reihe coronakonforme Unplugged-Konzerte gespielt, dessen Mitschnitte das neue Akustik-Album der Band ergeben. Eigentlich hätte es mit ihrer vorherigen Platte „Die Angst sitzt neben dir“ aus dem Jahre 2019 auf Reisen gehen sollte, aber es kam alles anders. Marathonmann konnte damit eine Chance nutzen, die sie vielleicht schon immer gerne für Akustik gehabt hätten. Ob sich das gelohnt hat, verraten wir euch in der Teamreview.
Kevin: Die wenigsten Livealben sind für mich aktuell relevant, da sie ein Livegefühl vermitteln, was wir in der jetzigen Situation leider nicht haben und vermutlich auch nicht so schnell bekommen werden wie vor der Pandemie. Aber das neue Livealbum von Marathonmann „Alles Auf Null“ ist etwas Anderes, etwas Besonderes, trotz dessen auch dieses Livealbum in der Pandemie entstand. Auf ausgewählten Konzerten unter Corona-Bedingungen live aufgenommen. Das gibt dem Album aber auch das gewisse Etwas und macht uns bewusst, wie wirksam und heilsam gerade jetzt Musik sein kann. Marathonmann hatten schon immer ein Händchen für gute Musik, beweisen aber, dass sie es mit ihrem Live-Akustikalbum ohne Probleme mit ihren Vorgängern aufnehmen können. (8-9-8)
Jacky: Akustikalben sind ja immer so eine Sache. Für mich persönlich ist da zum Beispiel Die Toten Hosen unplugged im Burgtheater Wien eines meiner persönlichen Highlights. Und ich muss sagen, dass Marathonmann diesem in Nichts nachsteht. Ich finde die Songs funktionieren für Akustik genauso gut wie in real und die Idee sowie Umsetzung empfinde ich als absolut gelungen. Es wirkt nicht gestellt oder langweilig oder unpassend, sondern einfach echt und das ist ein verdammt schönes Gefühl. Man könnte glauben, dass es eigens für Akustik geschrieben wurde. Demzufolge merkt man deutlich, dass die Band schon länger mit dem Akustischen liebäugelte und die Möglichkeit des letzten Jahres haben sie richtig gut genutzt. Mag ich! (9-9-9)
Janina: In meinen Augen sind Livealben – insbesondere, wenn es sich dann auch noch um ein Akustikalbum handelt – die Königsdisziplin unter den Alben. Hier zeigt sich wer wirklich was kann. Mit „Alles Auf Null“ beweisen Marathonmann, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Die Songs bekommen bei „Alles Auf Null“ eine ganz neue Stimmung – beispielsweise „Abschied“ vom Album „…und wie vergessen was vor uns liegt“. Der Song ist in der „Originalversion“ bereits ein wirklich starker Song. Bei „Alles Auf Null“ beschert er allerdings Gänsehaut. Da die Stimme von Michi Lettner in der Akustikversion eine ganz neue Tiefe an den Tag legt. Oder auch „Die Bahn“ bekommt nochmal eine ganz andere Atmosphäre. Aber das Album ist nicht nur ruhig und gänsehautverursachend – so hat zum Beispiel „Rücklauf“ ein gutes und „tanzbares“ Tempo.
(9-9-9)
Fotocredit: Bernhard Schinn