Es lebe das Langzeitstudententum. Davon kann auch die deutsche Singer-Songwriterin Antje Schomaker ein Lied singen. Welche Songs sie aber gerade stattdessen lieber singt und wie sie die Zeit des Lockdowns verbringt, erzählt sie in unserem Interview. Außerdem sprechen wir mit ihr über ihren letzten Friseurbesuch und ab wann man sie wieder auf Tour erleben kann.
Fronstage Magazine: Hallo Antje, wir hoffen, es geht Dir gut? Was machst Du aktuell während der Coronakrise?
Antje: Moin freut mich, mir geht es gut und ich hoffe euch auch? Gerade plane ich eine Gleichstellungskampagne, arbeite an der Fertigstellung meiner EP und freue mich, demnächst meine neue Single „Auf Augenhöhe“ zu veröffentlichen.
Fronstage Magazine: Cool, also kannst Du offensichtlich die Zeit kreativ nutzen und hast Ende Juli Deinen aktuellen Song „Verschwendete Zeit“ veröffentlicht. Dazu sagtest Du, dass Dir nie eine Veröffentlichung wichtiger gewesen wäre. Wie kommst Du zu dieser Aussage?
Antje: Ich glaube das fühlt sich jedes Mal so an, wenn man einen neuen Song veröffentlicht. Das Gefühl ist so frisch, die Arbeit, die man dort herein gesteckt hat, ist noch so greifbar. Über „Auf Augenhöhe“ würde ich tatsächlich jetzt gerade das gleiche sagen, haha!
Frontstage Magazine: Kann man den Song als Vorboten für ein neues Album verstehen? Können wir generell mit neuer Musik in nächster Zeit von Dir rechnen?
Antje: Ja, ich arbeite gerade an neuer Musik. Eine EP, dann ein Album, so hab ich mir das gedacht.
Frontstage Magazine: Außerdem durften wir im Coronasommer eine andere, einzigartige Produktion von Dir bestaunen, und zwar hast Du Dich in Kooperation mit HushHush an ein Cover von „Durch den Monsun“ getraut. Das Ergebnis kann sich angelehnt an Nena’s 80er Jahre Sound mehr als sehen lassen und es auf jeden Fall mit dem Original aufnehmen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Antje: Mein Bassist und guter Freund Felix betreibt das supercoole HushHush Studio in Hamburg und die haben sich die Reihe „Hush Up“ ausgedacht, in der sie mit befreundeten Musikerin bekannte Songs in anderen Gewändern aufnehmen. Bei mir war es sofort klar, dass es ein 80s New Wave Sound sein muss und so entstand dann unsere Version.
Frontstage Magazine: Wenn wir schon bei Tokio Hotel sind: Welche Version findest Du persönlich besser? Die alte Version aus 2005 oder die Neuauflage der Band?
Antje: Ganz ehrlich, die Melodie der 2005er Version war einfach so KILLER, da kommt die 2020 Version meiner Meinung nach leider nicht ran.
Frontstage Magazine: Zurück zu Deiner Musik. Im September konntest Du gemeinsam mit Deiner Band wieder ein Konzert spielen. Wie hat es sich angefühlt nach monatelanger Abstinenz wieder vor Publikum zu spielen, wenngleich auch nur in dezidierter Form und nicht vergleichbar mit dem Vorjahr?
Antje: Das Gefühl wieder mit ganzer Band auf einer Bühne zu stehen und echten Applaus zu bekommen, ist einfach unbeschreiblich. In der Quarantäne-Zeit habe ich ja mit meinen Freunden von Bruckner das „Social Sofa Festival“ gegründet und am Ende unser Streamingkonzerte saßen wir dann alle alleine in unseren Wohnzimmern und haben per Skype miteinander angestoßen. Es war einfach so vieles anders. Die Nähe zum Publikum, das Interagieren, aber auch das Drumherum.. ich vermisse das sehr.
Frontstage Magazine: Damit sich diese Art von Konzert nicht fortsetzt, drücken wir alle coronamäßig die Daumen für den Winter. Nächstes Jahr soll es im April für Dich wieder auf Tour gehen. Was bedeutet gerade diese Tour für Dich?
Antje: Konzerte bedeuten für unsere Gesellschaft mehr als wir glauben. Menschen, die sich ausgeschlossen fühlen, werden auf einem Konzert Teil einer Gruppe. Wir empfinden auf Konzerten im gleichen Moment alle das gleiche Gefühl. Wir tanzen, wir heulen, wir haben ein kollektives Empfinden von Gemeinschaft. Dadurch, dass das jetzt alles ausfällt, isolieren sich Menschen und fühlen sich mehr und mehr von der Gesellschaft ausgeschlossen, sie entwickeln Meinungen und verhärten diese. Ich glaube, Konzerte und Großveranstaltungen sorgen dafür, dass unsere Gesellschaft im Kern zusammenbleibt und Menschen sich zugehörig fühlen. Mir bedeutet diese Tour natürlich viel, ich glaube aber, dass diese Termine in den Kalendern meiner Fans auch eine Bedeutung haben. Dass wir uns Tickets kaufen und das in unsere Kalender eintragen, egal ob sich das noch mal verschiebt oder nicht, gibt uns das Gefühl, dass bald alles wieder normal ist. Wir haben einen Ankerpunkt, auf den wir uns freuen können. Sowas gibt uns Struktur und auch eine Vorfreude, die uns vielleicht hilft, den Corona-Winter etwas besser zu ertragen.
Frontstage Magazine: Auf den sozialen Medien bist du recht aktiv und hast Deine Fans daran teilhaben lassen, wie du Dich nach über 10 Jahren von Deinen Haaren verabschiedet hast. Wir finden übrigens, dass Dir der neue Look sehr gut steht (der Alte natürlich auch ). Was hat Dich dazu bewogen diesen Schritt zu gehen; meistens sagt man ja, dass eine neue Frisur eine persönliche, innere Veränderung ausdrückt?
Antje: Oh vielen Dank, das freut mich! Der erste Impuls kam daher, dass ich von Haarspenden erfahren hab. Ich dachte mir: wenn ich meine Haare abgebe, die ich ja selbst gar nicht brauche, kann ich dadurch einem anderen Menschen zu einem besseren Gefühl verhelfen, natürlich mach ich das!
Andererseits hat sich bei mir in den letzten Jahren einiges getan, ich wollte diese Haare nicht mehr. Ich wollte etwas hinter mir lassen. Das hat sich unfassbar gut angefühlt.
Fronstage Magazine: Außerdem konnte man Dir zu Deiner abgegebenen Bachelorarbeit in systematischen und historischen Musikwissenschaften gratulieren (Herzlichen Glückwunsch auch von uns!). Wie fühlt es sich an nun bald keine Studentin mehr zu sein? Hast Du das Studium genossen?
Antje: Das Studium hab ich ehrlich gesagt nur angefangen, um einen Grund zu haben, nach Hamburg zu gehen und dort Musik zu machen haha. Da meine Oma aber nicht mehr aufgehört hat zu fragen wie es denn mit dem Studium läuft, hab ich mir nach acht Jahren endlich Zeit genommen, meine Bachelorarbeit zu schreiben und das mal hinter mich zu bringen. Ich hab mich immer als Musikerin gesehen und nie als Studentin, daher verändert sich für mich gar nichts, außer dass meine Oma sich endlich beruhigen kann und mich nicht mehr nach meinem Studium fragt.
Frontstage Magazine: Unsere letzte Frage fällt immer etwas aus der Reihe. Was ist deine absolute Lieblings-Disneyfigur und warum?
Antje: Olaf aus Frozen – „ich liebe Umarmungen!“
Frontstage Magazine: Vielen Dank für Deine Zeit. Wir wünschen Dir viel Erfolg mit Deiner Bachelorarbeit und bleib gesund!
Wer Antje Schomaker 2021 live erleben möchte, kann dies in folgenden Städten tun:
27.04.2021 – Rostock
28.04.2021 – Leipzig
29.04.2021 – Hannover
30.04.2021 – Berlin
02.05.2021 – München
04.05.2021 – Stuttgart
05.05.2021 – Frankfurt
06.05.2021 – Essen
07.05.2021 – Köln
08.05.2021 – Bielefeld
09.05.2021 – Hamburg
Fotocredit: Julian Kleinert