In unserem Interview mit Malva, der aufstrebenden Musiker*in aus Deutschland, tauchen wir ein in die Entstehung ihres bevorstehenden Albums „A Soft Seduction Daily„, das am 24. Mai 2024 erscheint. Malva teilt ihre Inspirationen, den kreativen Prozess hinter dem Album und ihre persönliche Verbindung zu den Themen und Emotionen, die in ihren Liedern eingefangen sind. Von der Entwicklung des Albums bis zu den Einflüssen ihrer zweisprachigen Texte bietet dieses Interview einen faszinierenden Einblick in die Welt von Malva und ihre musikalische Reise.
Frontstage Magazine: Hey, wir sind total gespannt, was dich dazu inspiriert hat, „A Soft Seduction Daily“ zu erschaffen. Kannst du uns mehr darüber erzählen und wie du dich dabei im Vergleich zu deinen früheren Werken gefühlt hast?
Malva: Was man auf jeden Fall sagen muss ist, dass die Zeit in der die Lieder auf meinem ersten Album ,,Das Grell in meinem Kopf“ entstanden sind, eine ganz andere war. Angefangen die ersten Songs aufzunehmen, habe ich 2020 mitten in der Pandemie. Da waren ein Proberaum und mein guter Freund Quirin, der das Ganze produzierte die Rettung um sich abzulenken und etwas zu haben, in das die Gedanken fließen konnten. Es war für mich der beste Weg all das umzuwandeln und in einen neuen Kontext zu setzen. Die Lieder auf unserem nun erscheinenden zweiten Album ,,A soft seduction daily“ sind innerhalb der letzten zwei Jahre entstanden. Einem Zeitraum in dem wir als Band viel erleben konnten. Wir spielten viele Konzerte, tourten durch Deutschland und immer wieder bemerkte ich die freundliche Resonanz des Publikums. Man kann also sagen, die neuen Lieder sind aus einer ganz neuen musikalischen Stärke geboren. Natürlich behandelt es aber thematisch auch viele melancholische Themen wie Liebeskummer, nimmt den Hörer aber auch mit in meine kleinen Alltagsbeobachtungen, die ich, wann immer sie mir erscheinen in meinem Notizbuch festhalte und im Nachhinein probiere sie in etwas lyrisch umzuwandeln. Ich hab das Gefühl, mich auf der zweiten Platte noch mehr als Malva zu zeigen. Auch, weil sich auf dem neuen Album im Vergleich zum ersten, teilweise auch lautere Stücke finden lassen, war es für mich eine spannende Reise zu sehen, was stimmlich und stilistisch alles noch so möglich ist. Und es gibt noch so viel zu entdecken in der Zukunft. Fertig bin ich noch nicht.
Frontstage Magazine: Wir haben gehört, dass der kreative Prozess hinter dem Album wirklich faszinierend war. Wie habt ihr es geschafft, die verschiedenen Emotionen und musikalischen Stile so gut einzufangen?
Malva: Man kann den Entstehungsprozess eines Liedes immer ganz gut mit einer Backstube vergleichen. Oft fühlt es sich so an, als verarbeite ich meine Ideen und Liederskizzen ( die meisten bestehen hauptsächlich aus einer sanften Gitarrenbegleitung und meinem Gesang) wie einen Teig, bevor ich ihn an Quirin weitergebe, der ihn dann zu Ende backt. Quirin setzt die Demo Lieder also instrumental in einen neue Form. Er arrangiert und produziert meine musikalisch Ideen aus. Bei ,,A soft seduction daily“ hab ich Quirin viele Freiheiten gesetzt, wie er die Stücke letztendlich umsetzt. Manchmal war ich selbst sehr überrascht, wie die akustische Version eines Liedes, am Ende plötzlich eine ganz andere Nuance annehmen kann und wie viel möglich ist.
Frontstage Magazine: Der Titel „A Soft Seduction Daily“ klingt wirklich einladend. Könntest du uns mehr darüber erzählen, was er für dich persönlich bedeutet und wie er das übergeordnete Thema oder die Stimmung des Albums repräsentiert?
Malva: Mein Schreibprozess lebt sehr davon, dass ich mich meistens morgens hinsetze und erstmal drei Seiten herunterschreibe. Diese beinhalten oft meine Gedanken, wie ich mich gerade fühle und was mich beschäftigt. Das Schöne am Schreiben ist, wenn man in den Zustand verfällt einfach losschreiben zu können, ohne sich vorher darüber Gedanken zu machen, was man eigentlich schreiben möchte. Also ohne eine Zensur im Kopf nur die Hand und die Finger kommen zu lassen. Ich setze mich auch gerne an Orte, wo ich viele Menschen sehen und beobachten kann. Wo mir besonders viele kleine Dinge begegnen. Und oft sind es die kleinen Dinge, die einem erst beim zweiten Hinsehen auffallen, die einem fast wie eine kleine Verführung erscheinen können. Es steckt so viel Poesie in kleinen Alltagsmomenten, die erst beim genaueren Hinsehen erkenntlich werden können. Der Schattenfall eines Baumes auf einer Häuserwand, der Faltenwurf einer Tischdecke in dem Café an der Ecke, Menschen die sich bei der Begrüßung ein bisschen zu lange umarmen. Das, was ich sehe, probiere ich einzufangen. Und genau diese kleinen Beobachtungen, finden sich auch in meinen Liedern wieder. Daher schien mir der Titel passend.
Frontstage Magazine: Die Art und Weise, wie du Deutsch und Englisch in deinen Texten verwendest, ist wirklich interessant. Wie beeinflusst die Wahl der Sprache deinen Ausdruck von Emotionen und Geschichten in den Liedern?
Malva: Vielen Dank. Man kann auf jeden Fall sagen, dass ich im Alltag mehr Deutsch als Englisch schreibe und dem deutschen näher bin, einfach weil ich es so oft mache und ich mich in der Sprache sehr zuhause fühle. Dennoch finde ich es beim Musikmachen so spannend, immer mal wieder zu wechseln. Es klingt vielleicht verrückt, aber oft spüre ich anhand der Melodie, ob ein Lied eher auf deutsch oder englisch geschrieben werden möchte. Das bemerke ich bereits beim Improvisieren. Beim Schreiben englischer Texte habe ich das Gefühl, ein wenig mehr Distanz zu haben. Das heißt ich kann Gefühle anders beschreiben, aus einem gewissen Abstand heraus, was bei ernsten Themen gar nicht so schlecht ist und es mir auch auf eine andere Weise ermöglicht etwas zu verarbeiten. Wenn ich deutsch singe, bin ich sehr nah bei mir selbst. Als ich zum allerersten Mal mein Lied ,,Kandierter Kummer“ performte, merkte ich, dass es sich fast ein wenig anfühlte, wie sich nackt zu machen. Einfach weil die Leute anders hinhören. Aber ich finde in beiden Sprachen Freude und Inspiration und wollte dies auch beim zweiten Album auf jeden Fall beibehalten.
Frontstage Magazine: Wir haben das Gefühl, dass das Album deine persönliche und künstlerische Reise seit deinem Debüt wirklich widerspiegelt. Welche Botschaft möchtest du uns durch diese Sammlung von Liedern vermitteln?
Malva: Sich den kleinen alltäglichen poetischen Verführungen zu öffnen und auch ein bisschen hinzuschauen, wo sie einem über den Weg laufen können. Aber natürlich sollen meine Lieder auch Mut machen und vielleicht können sie auch ein wenig unterstützend sein. Ich bin jedes Mal erstaunt und voller Freude, wenn mir Menschen sagen, sie finden sich selbst ein wenig in meiner Musik wieder. Das ist glaub ich eines der schönsten Komplimente, die man als Musikerin bekommen kann und das hoffe ich natürlich auf diesem Album auch.
Das Album findet ihr ab kommender Woche z.B. hier.
Fotocredit: Zana Helff