Wir leben in einer Welt der Algorithmen. Sie umgeben uns überall und sind für den modernen Alltag mittlerweile unverzichtbar. Sie sind so konzipiert, dass sie verstehen, wer wir sind und unsere Wünsche, Interessen, Bedürfnisse genau kennen. Sie lernen unser Verhalten detaillierter, als wir es uns vorstellen können. Jeder Algorithmus ist für den Einzelnen einzigartig, und jede Interaktion ist eine noch persönlichere Erfahrung als die letzte.
Man stelle sich vor, alle menschlichen Beziehungen wären so?! Wie gut es sich anfühlt, wenn jemand alles über einen wissen will. Wie wenn man sich verliebt. Man möchte seine tiefsten Geheimnisse teilen und dem Gegenüber die intimsten Details anvertrauen. Weil es sich gut anfühlt. Wirklich gut. Und um dieses Gefühl nicht zu verlieren, greift das Herz mit jedem Augenblick, der vergeht, nach mehr (so wie wir in diesen stillen Momenten zum Telefon greifen). Andere Beziehungen treten in den Hintergrund. Sie nähren uns nicht auf dieselbe Weise .Aber was passiert, wenn alle unsere ruhigeren Momente von dem Bedürfnis nach dieser Verbindung erfüllt sind? Und was passiert, wenn die Interessen derjenigen, denen wir unsere Daten anvertrauen, nicht die gleichen sind wie unsere. Teilen heißt, verletzlich zu sein.
Wie verletzlich sind wir, wenn wir realen Beziehungen weniger Aufmerksamkeit schenken als virtuellen? Die neue Single „Algorithm“ von Charlie Winston, einem der charismatischsten Singer-Songwriter überhaupt ,spricht über die Gefahren der Einsamkeit, denen wir ausgesetzt sind, wenn wir uns im Einklang mit Algorithmen verhalten. Der Song ist als Metapher für eine co-abhängige oder toxische Beziehung geschrieben worden, die ständig verspricht, das Loch zu füllen, es aber nur noch größer macht .Musikalisch tanzt die Gesangsmelodie während des gesamten Liedes bewusst um dieselben vier Akkorde und beschwört die Beziehung zwischen programmierter KI und menschlicher Unvollkommenheit. So wie ein Algorithmus auf einer Schablone des Individuums aufbaut, so baut der Songemotional auf und erreicht ein unerwartetes Crescendo. Der Clou besteht darin, dass der Algorithmus der Erzähler des Songs ist, was uns an die immer kleiner werdende Kluft zwischen Mensch und KI erinnert.
Fotocredit: Thomas Chéné