Die schwedischen Alternative-Rock-Legenden The Hives machten im Rahmen ihrer Europatournee zum aktuellen Album, dem im August veröffentlichten „The Hives Forever Forever The Hives“, Station im Kölner Palladium. Die Gruppe um Sänger Per „Pelle“ Almqvist brachte die US-amerikanische Punkrock-Formation Spiritual Cramp sowie die Indie-Rocker Yard Act mit auf die Bühne. The Hives sind seit Jahrzehnten eine feste Größe im Musikgeschäft und genießen unter Musikliebhabenden weltweit Kultstatus. Insbesondere ihr Ruf als herausragender und unkonventioneller Live-Act schürt bei den Fans enorme Erwartungen, denen es gerecht zu werden galt.
Pünktlich um 18:00 Uhr begann der Einlass ins Kölner Palladium. Schon vorab hatten sich zahlreiche Anhänger:innen vor der Halle versammelt, um sich die besten Plätze für die nicht ganz ausverkaufte Show zu sichern. Obwohl sich die Reihen zunächst langsam füllten, war die Vorfreude deutlich spürbar. Bemerkenswert war die große Altersmischung des Publikums: Von älteren Fans der ersten Stunde bis hin zu jungen Familien war das gesamte Spektrum vertreten. Kein Wunder, denn The Hives, 1993 im schwedischen Fagersta gegründet, verbinden mit ihrem unverkennbaren Sound inzwischen mehrere Generationen von Musikliebhaber:innen.
Volle Kraft voraus: Spiritual Cramp zünden den Punk-Turbo
Um 19:30 Uhr erloschen die Lichter im Palladium zum ersten Mal, als die Punkrock-Band Spiritual Cramp aus San Francisco die Bühne betrat. Mit dem ersten Akkord füllte sich die Halle merklich. Die Formation um Sänger Michael Bingham startete ihr 30-minütiges Set mit dem Song „Slick Rick“ und traf mit ihrem energischen Sound sofort den richtigen Nerv beim Publikum. Musikalisch erinnerten viele Elemente an The Hives, was auf positive Resonanz stieß. Der Sänger bewegte sich elektrisiert über die Bühne, interagierte intensiv mit den Zuschauenden und sorgte für die ersten Bewegungen im Saal. Spiritual Cramp lieferte alles von mitreißenden Gitarrensoli bis zu einem kurzen Schlagzeug-Intermezzo. Mit dem Song „Blowback“ verabschiedeten sie sich unter starkem Applaus. Spiritual Cramp ist zweifellos eine spannende Band, deren Entwicklung man verfolgen sollte, und sie meisterten ihre Rolle als Support-Act bravourös.

Yard Act fesseln mit unkonventionellem Indie-Sound
Um 20:20 Uhr übernahm Yard Act, der zweite Support-Act, die Bühne. Das Palladium war nun sehr gut gefüllt. Sänger James Smith, gekleidet in einem bunten Schal, erwähnte zu Beginn ihren früheren Auftritt im kleineren Kölner Club Blue Shell. Der Sprung in ein volles Palladium war eine deutliche Steigerung, doch die britische Indie-Band meisterte diese Herausforderung mit Bravour. Direkt mit dem ersten Song „Tall Tales“ fiel der sehr spezielle, experimentelle und unverwechselbare Sound von Yard Act auf. Die Band hatte sichtlich Spaß, was sich direkt auf das Publikum übertrug. Smith zeigte während der Performance von Stücken wie „The Overload“ vollen Körpereinsatz, war auf der gesamten Bühne präsent und untermauerte die Musik mit expressiven Bewegungen und Tanzeinlagen. Die Zuschauenden ließen sich auf den Sound ein und bejubelten jeden Song lautstark. Nach elf Stücken ging der Sänger sichtlich verausgabt zu Boden. Mit diesem unkonventionellen Auftritt gelang es ihnen zweifellos, das Publikum für The Hives optimal aufzuwärmen und neue Fans zu gewinnen.

Die Könige in Anzügen: The Hives entfesseln das schwedische Spektakel
Um 21:30 Uhr endete die Wartezeit: Die Lichter gingen aus und ein stimmungsvolles Intro leitete den mit Spannung erwarteten Auftritt von The Hives ein. Unter ohrenbetäubendem Jubel stürmten die schwedischen Legenden in ihren leuchtenden, eleganten Anzügen die Bühne. Gleich der erste Song, „Enough Is Enough“, machte klar: Dieser Abend stand ganz im Zeichen des einzigartigen The-Hives-Sounds. Sänger Almqvist und die gesamte Band präsentierten sich in Bestform, dynamisch und voller Energie. Die Hochspannung übertrug sich sofort auf das Publikum: Spätestens beim zweiten Stück, „Walk Idiot Walk“, formierte sich der erste Moshpit. Die Band genoss die Energie in der Halle sichtlich und heizte die Fans immer wieder an. Pelle Almqvist suchte beim Song „Rigor Mortis Radio“ die Nähe zum Publikum, indem er die extra platzierten Stufen von der Bühne hinabstieg und den Song gemeinsam mit ihnen sang. Diese Fannähe ließ die Stimmung förmlich überkochen; alle wollten so nah wie möglich an ihre Idole herankommen. Es gab eine konstant hohe Bewegung in der feiernden Menge und zahlreiche Crowdsurfer.
The Hives lockerten die ohnehin schon großartige Atmosphäre immer wieder mit humorvollen Ansagen auf. Pelle Almqvist scherzte beispielsweise, die Fans würden heute zusammen mit The Hives in die Zukunft reisen, um schon jetzt Weihnachten feiern zu können. Solche Einlagen sorgten abseits der musikalischen Darbietung für viele Lacher. Im Verlauf des Abends rief der Sänger den Fans wiederholt „Merry Christmas!“ zu.
Das Publikum sang alle Texte gekonnt mit, wobei der Welthit „Hate To Say That I Told You So“ aus dem Jahr 2000 am lautesten gefeiert wurde – pure Partystimmung! Bei dem Song „I’m Alive“ wagte sich auch Gitarrist Nicholaus Arson ins Publikum und ließ sich weiterspielend auf Händen tragen. Gegen Ende des Auftritts zog es auch Pelle Almqvist wieder zu den Zuschauenden: Beim Song „Tick Tick Boom“ kletterte der Sänger über die Barrikade, lief bis zum Technikpult und interagierte auch mit den Fans im hinteren Bereich der Halle – ein umfassendes Erlebnis für alle Anwesenden! Nachdem der Frontmann zur Bühne zurückgekehrt war, gab es sogar noch eine „Wall of Death“.
Das Konzert der Superstars neigte sich dem Ende zu. Beim letzten Song, dem Titeltrack des neuen Albums, „The Hives Forever Forever The Hives“, zelebrierte die Band noch einmal sich selbst und ihre Fans. Es entstand ein Meer aus unzähligen Crowdsurfenden Fans. Nach dem knapp 90-minütigen Set verließen The Hives die Bühne unter frenetischem Jubel und tosendem Applaus. Zurück blieben überglückliche Gesichter. Die schwedischen Ausnahme-Künstler:innen lieferten einen unvergesslichen Abend, der die hohen Erwartungen nicht nur erfüllte, sondern auf spektakuläre Weise übertraf.
FAZIT:
The Hives haben in Köln eindrucksvoll gezeigt, warum ihr Ruf als legendärer Live-Act unerschütterlich ist. Mit einer Show voller unbändiger Energie und perfektem Zusammenspiel sprengten sie alle Erwartungen. Von der ersten bis zur letzten Minute war es ein einziges Feuerwerk aus dynamischem Rock’n’Roll. Unterstützt von den mitreißenden Acts Spiritual Cramp und Yard Act, lieferte die Band ein Erlebnis, das schlichtweg unvergesslich bleibt. The Hives sind nicht nur zurück; sie sind eine Naturgewalt auf der Bühne und garantieren ein grandioses, ekstatisch gefeiertes Konzertvergnügen.

Fotograf: Fabian Hafels
Review: Florian Chojetzki