Mit ihrem neuen Album „Looking for Connection“ setzt Veronica Fusaro ein starkes Statement in einer Zeit, in der Nähe und Distanz oft näher beieinander liegen als je zuvor. Die Schweizer Singer-Songwriterin verbindet Indie-Pop, Soul und Rock zu einer warmen, ehrlichen Klangwelt, die die Widersprüche unserer digitalisierten Gegenwart gleichermaßen widerspiegelt wie herausfordert. Kurz vor ihrer Dezember-Tour durch Berlin, Hamburg und Frankfurt haben wir mit Veronica über kreative Krisen, emotionale Wahrheiten, neue künstlerische Wege und die Bedeutung echter Verbindung gesprochen.
Frontstage Magazine: „Looking for Connection“ verarbeitet die Widersprüche unserer digitalisierten Welt. Welche persönlichen Erfahrungen oder Momente haben dich dazu inspiriert, dieses Spannungsfeld so zentral ins Album einzubauen?
Veronica Fusaro: Das Leben und das „in die Welt schauen“ generell. Ich glaube, es waren viele kleine Momente. Dieses ständige Online-Sein, das Gefühl, dass alles schnell und laut ist, aber man sich trotzdem manchmal alleine fühlt. Während ich das Album geschrieben habe, habe ich gemerkt, wie sehr mich dieses Spannungsfeld beschäftigt und inspiriert. Auf der einen Seite der Wunsch nach Nähe und echten Beziehungen, auf der anderen Seite dieser digitale Strudel, der vieles oberflächlich macht.
Frontstage Magazine: Deine Musik verbindet Indie-Pop mit Soul- und Rock-Elementen. Wie hat sich dieser Sound-Mix auf deinem zweiten Album entwickelt – und welche Rolle spielte dabei deine kulturelle Herkunft?
Veronica Fusaro: Mein Sound ist so geworden, weil ich mit sehr unterschiedlicher Musik aufgewachsen bin. Bei uns zu Hause lief viel italienischer Rock, vor allem Vasco Rossi, weil mein Vater ein großer Fan ist. Das hat mich geprägt, dieses direkte und ehrliche Erzählen. Meine Mam hingegen hörte oft Radio, so wurde ich auf Namen wie Michael Jackson, Prince, Amy Winehouse etc. aufmerksam. So entdeckte ich auch meine Liebe für den Soul, RnB und Pop. Aretha Franklin, Alabama Shakes, Lorde, Black Pumas… all diese Künstler beeinflussen mich auf irgendeine Art und Weise, weil ich es einfach tolle Musik finde, die mich etwas fühlen lässt.
Frontstage Magazine: Viele Songs des Albums bewegen sich zwischen treibenden Uptempo-Momenten und leisen, emotionalen Balladen. Wie bist du an diese Balance herangegangen, ohne die innere Erzählung des Albums zu verlieren?
Veronica Fusaro: Das ist bei mir eigentlich ganz natürlich passiert. Ich schreibe die Songs so, wie sie sich in dem Moment anfühlen, und manche Gefühle brauchen mehr Energie, andere mehr Ruhe. Wichtig war mir nur, dass jeder Song ehrlich bleibt und etwas erzählt, das wirklich von mir kommt. Die Balance entsteht dann automatisch, weil all diese Emotionen Teil derselben Geschichte sind. Solange die Haltung und die Wahrheit dahinter stimmen, verliere ich die Erzählung nicht, egal ob es ein Uptempo-Song ist oder eine ruhige Ballade.
Frontstage Magazine: Du überschreitest auf diesem Album hörbar künstlerische Grenzen. Welche neuen kreativen Risiken bist du diesmal eingegangen – und was hast du über dich selbst im Prozess des Songwritings gelernt?
Veronica Fusaro: Am Anfang vom Schreiben dieses Albums war ich in einem ziemlichen Tief. Ich steckte mitten in einer Schreibblockade, die mich komplett fertig gemacht hat. Es fühlte sich so an, als könnte ich nie wieder einen guten Song schreiben. Alles, was ich schrieb, wirkte belanglos, und das ist eines der schlimmsten Gefühle als Songwriterin, aber auch als Mensch, finde ich. Dann habe ich mir als Inspiration die ersten Projekte von Vasco Rossi angehört. Mir ist aufgefallen, dass er über ernste und schwierige Themen singt, aber trotzdem spürt man diesen Spaß und diese Leichtigkeit. Das hat mich extrem inspiriert. Dazu habe ich angefangen, jeden Tag Tagebuch zu schreiben, mindestens drei Seiten, einfach um den Kopf freizubekommen. Ich glaube, dieses Album ist sehr intuitiv entstanden. Ich bin als Mensch selbstbewusster geworden, kenne mich besser, und das widerspiegelt sich in den Songs und in der ganzen Herangehensweise beim Kreieren dieses Albums.
Frontstage Magazine: Deine „Looking For Connection“-Tour führt dich im Dezember auch nach Berlin, Hamburg und Frankfurt. Was dürfen die Fans auf dieser Tour live erleben, das sie auf dem Album vielleicht so nicht hören?
Veronica Fusaro: Die Songs bekommen mehr Energie, mehr Kanten. Mit der Band entstehen Momente, die nur an diesem Abend existieren, kleine musikalische Überraschungen oder Stimmungen, die sich erst im Raum entwickeln. Und natürlich spielt auch das Publikum eine riesige Rolle. Jede Stadt reagiert anders, jede Show fühlt sich anders an. Diese Verbindung kann man nicht aufnehmen, die entsteht nur live. Ich glaube, genau das macht die Tour so besonders.
Frontstage Magazine: Live-Konzerte schaffen oft eine andere Form der Verbindung als Studioaufnahmen. Welche Bedeutung hat die Bühne für dich – und wie möchtest du mit dem Publikum in Deutschland in Kontakt treten?
Veronica Fusaro: Die Bühne ist für mich der Ort, an dem die Musik wirklich lebt. Das neue Album ist stark von den vielen Live-Konzerten geprägt, die ich spielen durfte. Ich habe die Songs auch mit dem Gedanken geschrieben, sie später auf der Bühne performen zu können. Bei einem Konzert geht es darum, einen Raum mit Leuten zu teilen, Musik zu feiern und einfach eine gute Zeit zu haben. Für 90 Minuten einfach kurz die Welt abschalten und zusammen einen Moment erleben. Diese Connection mit Menschen zu spüren ist einfach ein tolles Gefühl. Es macht mir unendlich Spaß.
Hier noch die Tourdaten:
15.12.2025 – Berlin – Prachtwerk
16.12.2025 – Hamburg – Hebebühne
17.12.2025 – Frankfurt – Ponyhof Club
Fotocredit: Nils Sandmeier