„Wie ist es in einem Loch zu leben? Sag mir wie fühlt es sich an.“ Für Treffpunkt Jane aus Köln gilt es, genau das herauszufinden. Mit ihrer am 31. Oktober erschienenen Single steigen sie hinab ins „Loch“, um den eigenen Untergrund zu erforschen.
Bereits im Einstieg – und damit im ersten Refrain – fragt sich dies auch der Protagonist, doch befindet er sich scheinbar selbst in einem solchen „Loch“. Das Einzige, was er dort sieht, sei „Staub, Dreck und Sand“. So scheint es, als habe die eingepferchte Hauptfigur in „Loch“ keinen Zugang zur eigenen Wirklichkeit und als könne sie dies nicht von allein ändern. Verzweifelt sehnt sich die Person um Hilfe von außen als letzten Ausweg („Zeig mir einen Weg / Und ich versprech, ich werd ihn gehen“).
Sänger Joshua Martin selbst erklärt, es gehe in „Loch“ „um die absolute Aussichtslosigkeit angesichts der eigenen tiefsten Abgründe, in die man hinabfallen kann und aus denen es keinen Ausweg zu geben scheint“. Weiter erläutert Martin, dieses „Loch“ könne als „ein Sinnbild für Isolation“ sowie als Allegorie für „eine kalte Gesellschaft, die mit unzähligen Löchern übersät ist“, gesehen werden. Im Lied singt er: „In Löchern ist es ruhig / In Löchern ist es kalt / In Löchern ist es dunkel / Sie sind überall“.
Begleitet von immer brachialer werdenden Gitarrenklängen, erlangt der Erzähler schlussendlich – vor dem zweiten und letzten Refrain – die Erkenntnis, dass seine missliche Lage durch die verschobene eigene Wahrnehmung selbst heraufbeschworen worden sei: „Da wo ich bin, siehst du zwar den Himmel / Doch wo ich bin, gibt es keinen Horizont“, singt Martin mit gedrängter Stimme. Gitarrist Dominik Schuten sieht hierin ein Szenario, das ihn an das Höhlengleichnis nach Platon erinnert: „Die Person im Loch sieht zwar den Himmel, nicht aber den Horizont, doch ihr fehlt die Möglichkeit, diese Perspektive der Freiheit einzunehmen und in Aktion zu treten, denn sie steckt fest. Das Loch ist der hoffnungslose Zustand, scheinbar ohne Ausweg.“ Neben diesem philosophischen Ansatz (bei Treffpunkt Jane mit einem Hang zum Obskuren) setzt die Kölner Band, bestehend aus Sänger Joshua Martin, Gitarrist Dominik Schuten, Bassist Louis Post und Schlagzeuger Fabio Cimpeanu, auf einen Genremix aus Indie-Rock und (Post-)Punk mit gelegentlichen (funky) Ausflügen in die Pop-Welt. Auf die Frage, welche Songs die Band zum Zeitpunkt der „Loch“-Aufnahmen besonders begleitet und folglich inspiriert hätten, antwortet Schuten: „Ich erinnere mich an ‚Egg in a Frame‘ von Palm, ‚Televised Mind‘ von Fontaines D.C. und ‚Dark Entries‘ von Bauhaus. Und habe derweil Lieder von Bands wie Abwärts und Messer gehört“
Fotocredit: Hannah Ramm