Es gibt Alben, die knallen und mit sämtlichen Gimmicks aufwarten – und solche, die leise sind und gerade darin ihre Stärke finden. „Lightwoven”, das neue Album des in Kapstadt lebenden Singer-Songwriters Werner Bekker, gehört zweifellos zur zweiten Kategorie. Neun Songs lang entfaltet Bekker eine intime Klangwelt, die weniger auf große Gesten als auf emotionale Ehrlichkeit setzt. Doch wie entkommt man seiner Unaufgeregtheit und kann sich in der Öffentlichkeit inszenieren? Genau diesen Drahtseilakt muss Bekker nun meistern, um aus der Masse an Releases herauszustechen.
Wer Werner Bekker zuletzt live in Europa erlebt hat, kennt die Magie seiner Auftritte: Nahbarkeit, Melancholie, ein Hauch verletzlicher Weisheit. „Lightwoven” überträgt genau dieses Gefühl ins Studio. Hier geht es nicht um Effekthascherei, sondern um Heilung durch Musik – in Texten, die schweres Gepäck tragen, aber niemals daran zerbrechen.
Das Album beginnt und endet beinahe unmerklich – so dezent, dass man fast überrascht ist, wie schnell die neun Tracks vorüberziehen. Und doch setzt Bekker Akzente. „Coloured by Thoughts“, eine der vier vorab veröffentlichten Singles, ist Pop in Reinform. Eigentlich prädestiniert für die Dauerrotation von hiesigen Radiostationen.
Das eigentliche Highlight ist jedoch „Creaking Door“. Düster, minimalistisch instrumentiert, fast klaustrophobisch. Der Song lebt vom Raum zwischen den Tönen, von der Spannung im Atem Bekkers. Hier gelingt ihm, was dem Rest der Platte oft fehlt: eine echte Atmosphäre.
Die übrigen Tracks – etwa „Mood“, „Goodbye Honey“ oder „Long Fuse“ – fügen sich sanft ins Gesamtbild ein. Sie mögen weniger auffallen, tragen aber zur Atmosphäre des Albums bei. Es ist diese gleichmäßige Sanftheit, die „Lightwoven” gleichzeitig zu einem stimmigen Hörerlebnis und einer kleinen Herausforderung macht – denn manchmal wünscht man sich doch etwas mehr Reibung, mehr Ausbruch. Und vielleicht doch den ein oder anderen Knalleffekt.
Review von Marc Erbrügger
Fotocredit: Werner Bekker