Mit „#seltensogelacht“ legt Christoph Letkowski sein erstes Soloalbum vor – und was für eines. Wer Letkowski bislang nur als Teil verschiedener filmischer oder musikalischer Ensemblearbeiten kannte, dürfte überrascht sein, wie kompromisslos persönlich, offen und musikalisch klar dieser Schritt ins Alleinsein klingt. Dieses Album ist keine leichte Kost, kein Nebenbei-Soundtrack, sondern ein forderndes, manchmal schmerzhaft ehrliches Werk, das sich tief in die Biografie seines Urhebers eingräbt und dabei ganz ohne Pose auskommt.
Letkowski gelingt mit „#seltensogelacht“ ein Kunststück, das nicht vielen Musiker*innen gelingt: Er verwandelt individuelle Erfahrung in kollektive Relevanz, ohne sich je in der Selbstbespiegelung zu verlieren. Statt musikalischem Ausprobieren präsentiert sich das Album als klare, in sich ruhende Positionierung – als Künstler und als Mensch.
Man hört dem Album an, dass es aus einer existenziellen Notwendigkeit heraus entstanden ist. In einer Zeit, in der viele Musiker*innen scheinbar auf der Suche nach dem nächsten Hype-Feature oder dem passenden TikTok-Refrain sind, stellt sich Letkowski gegen diesen Trend. Stattdessen bietet er ein Album, das eher als Einladung zum Gespräch funktioniert, als ein Produkt. Das ist mutig, manchmal sperrig – aber vor allem: echt.
Wer seine früheren Veröffentlichungen mochte, könnte bei „#seltensogelacht“ anfangs irritiert sein – weil hier keine Band den Ton angibt, kein ironisches Augenzwinkern alles wieder relativiert. Dafür gibt es Tiefe, eine musikalische Handschrift, die sich klar von den eher patchworkartigen früheren Versuchen abhebt, und eine Atmosphäre, die einen nicht mehr loslässt.
Letkowski macht mit diesem Album unmissverständlich klar, dass er keine Rolle spielt – weder als Schauspieler noch als Musiker. Stattdessen begegnet uns ein Mensch, der sich in der Musik eine Sprache gesucht hat, die direkter nicht sein könnte. Das Ergebnis ist ein Album, das nicht gefallen will, sondern verstanden werden möchte. Und genau deshalb funktioniert es.
Fotocredit: Stefanie Schmid Rincon