PUP melden sich mit „Who Will Look After The Dogs?“ zurück – einem Album, das sich als befreiender Schritt aus der eigenen Vergangenheit versteht. Die kanadische Punkband hat nach Jahren des inneren und äußeren Chaos offenbar einen Weg gefunden, den eigenen Wahnsinn in produktive Bahnen zu lenken. Das neue Werk klingt nicht nur wie ein kollektives Durchatmen, sondern auch wie ein musikalischer Befreiungsschlag: direkter, roher, ehrlicher – aber ohne den Zynismus aufzugeben, der PUP schon immer ausgemacht hat.
Während frühere Alben wie „The Dream Is Over“ (2016) oder „Morbid Stuff“ (2019) mit einer fast manischen Energie auf die dunkleren Seiten des Daseins geschaut haben – voller Frust, Nihilismus und destruktiver Selbstreflexion –, wirkt „Who Will Look After The Dogs?“ reflektierter. Nicht weniger intensiv, aber erwachsener. Der Tonfall bleibt bissig, doch darunter liegt ein neues Fundament: weniger Selbstzerstörung, mehr Selbstakzeptanz. Die Musik verliert dabei nichts an Kraft – im Gegenteil. Gerade weil das Album sich nicht im Perfektionismus verliert, sondern den Moment festhält, wirken die Songs wie ein kollektiver Befreiungsschlag.
Wer PUP in der Vergangenheit dafür gefeiert hat, dass sie immer wieder an der Kante des Zusammenbruchs balancieren, bekommt hier eine neue Version dieses Chaos geliefert: strukturierter, aber nicht glattgebügelt. Es klingt wie eine Band, die gelernt hat, sich nicht zu sehr im eigenen Kopf zu verlieren – und dadurch wieder näher an die rohe Energie ihrer Anfangstage rückt. Erinnerungen an das selbstbetitelte Debüt werden wach, nur dass die Band heute weitaus tighter und fokussierter spielt. Die Platte hat dieses gewisse „Live-Gefühl„, als ob man direkt mit im Proberaum steht.
Im Vergleich zum vorherigen Werk „The Unraveling of PUPTHEBAND“ (2022), das in seiner Opulenz und stilistischen Vielfalt zwar beeindruckte, aber nicht durchgängig funktionierte, wirkt „Who Will Look After The Dogs?“ wie ein bewusstes Gegenstück. Reduziert auf das Wesentliche, ohne Schnörkel, ohne übertriebene Konzepte. Stattdessen steht das Zusammenspiel der vier Musiker im Mittelpunkt – spürbar, direkt, ehrlich.
Natürlich ist nicht alles neu: Die sarkastische Weltsicht, das ungebändigte Tempo, der Hang zur Selbstironie – all das bleibt fester Bestandteil. Aber es mischt sich jetzt ein Hauch Hoffnung hinein, ein Funke Optimismus, der in der PUP-Diskografie bislang eher selten aufblitzte. Die Texte sind nach wie vor von persönlichem Schmerz und Unsicherheit durchzogen, aber es gibt zum ersten Mal ein Gefühl, dass da etwas danach kommt – nicht nur Resignation, sondern echte Entwicklung.
Das Album zeigt eine Band, die sich nicht neu erfindet, sondern sich freischwimmt. Die erkannt hat, dass Punk nicht immer gleichbedeutend mit Selbsthass und Chaos sein muss. Es ist ein mutiger, ehrlicher und vielleicht ihr bisher stimmigstes Werk – und ein starkes Statement dafür, dass man auch ohne komplettes Drama noch fesselnde Musik machen kann.
Fazit:
PUP liefern mit diesem Werk ihr fokussiertestes und emotional rundestes Album ab. Weniger überladen als der Vorgänger, aber näher am Kern dessen, was diese Band ausmacht: kompromisslos, laut, wütend – aber dieses Mal mit mehr Klarheit und Haltung. Wer sie bisher mochte, wird sie hier noch mehr lieben. Und wer sie noch nie verstanden hat, bekommt jetzt vielleicht den Zugang, der vorher gefehlt hat.
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