„Es gibt bei Karlsruhe diese Strecke zwischen Durlach und Stupferich, links der Wald, rechts endlose Felder. Ich bin da, keine zehn Jahre alt, oft mit meiner Mutter gefahren, in ihrem grünen Golf Cabrio, das Verdeck offen, das Tempo etwas höher als erlaubt, manchmal mit der Sonne von vorn, manchmal mit einem unfassbaren Sternenhimmel über uns. Wir haben dann unsere Lieblingscassetten gehört, oft Mixtapes, Fleetwood Mac war da drauf, „Dancing In The Dark“ von Springsteen, „Coming Back To Life“ von Pink Floyd mit dem geilsten Gitarrensolo der Welt, bei dem ich heute noch Gänsehaut bekomme… Wir haben beide immer laut mitgesungen. Ich habe das so geliebt. Es sind die besten Erinnerungen, die ich an meine Kindheit habe.
Einerseits, weil ich mich genau dort, auf diesem Beifahrersitz, mit der kalten, schneidenden Luft an der ausgestreckten Hand, in die Musik verliebt habe und in die Idee des Musikmachens – ich habe meine Mutter oft gefragt, ob wir noch eine Runde drehen können und dann bitte bitte noch eine, weil ich ein bestimmtes Lied noch mal hören wollte. Es waren andererseits aber auch meine schönsten Zeiten mit meiner Mutter, weil sie leicht waren und unbelastet, weil all unsere Probleme bei 80 Sachen außerhalb des Autos bis zur Unkenntlichkeit verschwammen. Und weil uns beide nichts so sehr verbunden hat wie Musik. Diese legendären Songs, der Fahrtwind, meine gutgelaunte Mutter neben mir – so fühlte sich für mich das absolute Glück an. An dieses Glück soll ‚Schiebedach‘ erinnern. Im besten Fall nicht nur mich, denn dieses Gefühl ist ja universell.“
Fotocredit: Sabrina Derda @2024