Man darf schon den Vergleich zu Royel Otis ziehen, die ebenfalls diesen unwiderstehlichen Mix aus Unbeschwertheit und Melancholie wie zu besten Britpop zeiten wieder heraufbeschworen haben, wie es eben auch Kids Return vermögen. „1997“ klingt, als wäre es in einer anderen Ära aufgenommen worden – und dennoch trifft es den Puls der Gegenwart. Und somit klingt Indierock 2025 wieder so frisch wie in den 90er Jahren.
Wo ihr Debüt „Forever Melodies“ noch den Geist der 70er-Jahre atmete, klingt „1997“ nach verrauchten Kellerclubs, verschwitzten Nächten und der Dringlichkeit jugendlicher Rebellion. Das Album schafft einen Spagat zwischen kraftvollen Gitarrenwänden und einer Melancholie, in der man versinken möchte. Besonders die Vorabsingle „Time To Time“ trifft mit ihrem ruppigen Sound und dem Thema des unaufhaltsamen Zeitverlaufs einen Nerv. Rastlosigkeit, Sehnsucht und Vergänglichkeit gehen bei diesem Track Hand in Hand. Würden sich Jugendliche heutzutage noch für Gitarrenmusik interessieren, dann würde man ganz gewiss einige Kids Return Schriftzüge auf den Federtaschen der heutigen Schülerinnen und Schüler finden. Denn die beiden Pariser Kindheitsfreunde Adrien Rozé und Clément Savoye dienen auch als perfekte Identifikationsfiguren für all jene, die ihr Seelenheil im Reich der Popmusik suchen. Und auch thematisch dürften sich einige Ankerpunkte finden, denn die Songs handeln von idealisierter Liebe, vom Loslassen und der Ungewissheit der Zukunft.
Der Opener „First Choice” atmet zeitlose Britpop-Melancholie, „All Yours Now” katapultiert die Franzosen von Air in die Referenzliste und Songs die „Teenage Dreams” heißen, funktionieren ohnehin immer. Was den beiden jungen Musikern ungemein gut gelingt, ist den Sound zu zelebrieren, mit dem sie selbst aufgewachsen sind. Eine fast schon spielerische Symbiose aus French Touch und eben Britpop. Und so passt auch das Geburtsjahr der beiden Künstler als Albumtitel.
Als weitere Keytracks kristallisieren sich nach einigen Wiederholungsdurchläufen „My Hero” und der wunderschöne Closer „The Seattle Boat” heraus, die es ebenso mit einer gewissen Leichtigkeit schaffen den Hörer in eine andere Zeit zu versetzen, ohne dabei retro zu wirken.
Insgesamt liefern Kids Return ein wunderbares Zweitwerk welches gleich auf mehreren Ebenen funktioniert. Als Nostalgieanker oder auch als Soundtrack für die heutige Jugend.
Review: Marc Erdbrügger
Fotocredit: Jospeh Rozé