Mit „SILK&SORROW“ kehrt Ray Lozano zurück und erkundet die Gegensätze, die ihr Leben und ihre Musik prägen: Sanftheit und Schmerz, Licht und Schatten. Im Gespräch mit uns dem Frontstage Magazine spricht sie über ihre kreative Zusammenarbeit mit Samon Kawamura, die Bedeutung von Kapwa und die Freiheit, sich musikalisch neu zu entdecken. Ein ehrliches, tiefgehendes Interview über Intimität, Erwartungsdruck und den Wunsch, einfach nur zu sein.
Frontstage Magazine: Der Titel „SILK&SORROW“ klingt nach einem spannenden Kontrast zwischen Sanftheit und Schmerz. Was steckt für dich hinter diesem Albumtitel, und wie spiegelt sich das in den Songs wider?
Ray Lozano: „SILK&SORROW“ steht für die Gegensätze, die mein Leben und meine Musik prägen – Sanftheit und Schmerz, Leichtigkeit und Schwere. Silk symbolisiert Wärme und Geborgenheit, während Sorrow die dunklen, zweifelnden Momente einfängt. Diese Dynamik spiegelt sich in den Songs wider: Manche fühlen sich weich und hoffnungsvoll an, andere ziehen einen in die Tiefe. Das Album soll genau dieses Wechselspiel hörbar machen – denn so fühlt sich das Leben an.
Frontstage Magazine: Du hast das Album gemeinsam mit Samon Kawamura produziert. Wie sah eure Zusammenarbeit aus, und welche neuen klanglichen oder künstlerischen Wege seid ihr im Vergleich zu „Pairing Mode“ gegangen?
Ray Lozano: Samon und ich haben sehr intuitiv zusammengearbeitet – oft einfach viel im Flow entstehen lassen. Nach Pairing Mode wollten wir einfach wieder auf den „Spielplatz“ und Spaß beim Musik machen haben. Wir haben mit mehr Live-Instrumenten gearbeitet, uns noch mehr Zeit für Details genommen und den Songs mehr Raum zum Atmen gegeben. Gleichzeitig haben wir bewusst Kontraste gesetzt – zwischen warmen, sanften Klängen und Momenten, die roh und direkt sind. Diese Balance hat das Album für mich besonders spannend gemacht.
Frontstage Magazine: Deine Musik verbindet Indie-Soul mit introspektiven Texten. Welche Themen haben dich beim Schreiben dieses Albums besonders beschäftigt, und gab es einen Song, der dir emotional besonders viel abverlangt hat?
Ray Lozano: Meine Texte drehen sich oft um mich und mein Umfeld. Ich liebe es, mich mit meinen Freund*innen auszutauschen – und dabei merkt man schnell, wie sehr wir ein Spiegel füreinander sind. Gefühle, Gedanken, Ängste – all das ist nie nur individuell, sondern oft kollektiv spürbar. Ein zentrales Konzept, das mich dabei inspiriert hat, ist Kapwa, ein Begriff aus der philippinischen Kultur. Er beschreibt das Gefühl einer geteilten Identität – das Bewusstsein, dass unser inneres Selbst immer mit anderen verbunden ist. Dieser Gedanke zieht sich durch das gesamte Album. LOTA war für mich eine kleine Herausforderung, weil es genau diesen Druck hinterfragt, ständig besser, schneller, erfolgreicher sein zu müssen. Warum reicht es nicht, einfach zu sein? Warum wird Mittelmäßigkeit oft so negativ gesehen? Ich glaube, viele von uns spüren diesen inneren und äußeren Erwartungsdruck – und ich wollte genau das thematisieren. Die Frage beschäftigt mich bis heute.
Frontstage Magazine: Nach dem riesigen Erfolg von „Pairing Mode“ sind die Erwartungen hoch. Hast du beim Entstehungsprozess von „SILK&SORROW“ Druck verspürt, oder war es eher befreiend, ein zweites Album zu machen?
Ray Lozano: Es war unglaublich befreiend, an neuer Musik zu schreiben und einfach wieder ins Gefühl zu kommen. Nach all dem Druck und der Planung, die mit der Veröffentlichung eines Albums einhergehen, war es eine Erleichterung, ohne Erwartungen und einfach aus dem Moment heraus zu kreieren. Es hat mir geholfen, mich wieder mit der Musik und mir selbst zu verbinden.
Frontstage Magazine: Deine Stimme wird oft als „verletzlich warm“ beschrieben. Wie gehst du in deiner Musik mit Intimität um, und gibt es einen Moment auf dem Album, der für dich besonders persönlich ist?
Ray Lozano: Über die Jahre habe ich gemerkt, dass ich eine introvertierte Person bin, die viel nach innen gerichtet lebt. Klar, mit meinen Liebsten oder auf der Bühne kann ich auch extrovertiert sein – aber musikalisch habe ich für mich herausgefunden, dass meine wahre Stärke oft in den leisen Tönen liegt. Es hat fast etwas Erzählendes, als würde ich ein Gespräch führen, bei dem man sich langsam öffnet, ohne viel aufzudrängen.
Frontstage Magazine: Deine Songs werden mittlerweile nicht nur in Deutschland, sondern auch in London und Los Angeles gehört. Wie fühlt es sich an, diese internationale Aufmerksamkeit zu bekommen, und welche Pläne hast du für die Zukunft?
Ray Lozano: Es fühlt sich manchmal echt surreal an, Nachrichten von Menschen aus aller Welt zu bekommen. Sie erzählen mir, was meine Musik für sie bedeutet, und es ist oft überwältigend zu wissen, dass sie durch meine Songs schwere oder auch schöne Zeiten überstanden haben. Das zu realisieren, ist irgendwie unbeschreiblich. In Zukunft möchte ich unbedingt mit meiner Live-Band an diese Orte kommen und das Publikum dort wirklich kennenlernen.
Fotocredit: Albumcover / Artwork