Seit über einem Jahrzehnt wächst das Ab geht die Lutzi! Festival stetig – und mit ihm die Herausforderungen und Möglichkeiten. Was einst als kleine Veranstaltung begann, ist heute ein fester Bestandteil der Festivallandschaft. Festivalmacher Christian Stahl spricht mit uns dem Frontstage Magazine über die Entwicklung des Events, die besondere Festival-Philosophie und die Herausforderungen, ein familiäres und gleichzeitig professionelles Festival auf die Beine zu stellen. Außerdem gibt er Einblicke in das vielseitige Programm 2025, spannende Neuerungen und verrät, wie es gelingt, große Acts nach Rottershausen zu holen, ohne dabei den Charme des Festivals zu verlieren.
Frontstage Magazine: Das Festival wächst stetig – wie hat sich die Organisation über die Jahre verändert, und welche Herausforderungen bringt das mit sich?
Christian Stahl: Seit 2010 hat sich da tatsächlich einiges getan. Was damals spontan in kleiner Runde im örtlichen Juz passierte läuft nun nach einem straffen aber nicht zu strengen Zeitplan und in einem 30 köpfigen Orgateam ab. Sonst hat man sich im Winter mal erste Gedanken gemacht was man im kommenden Sommer so startet oder auch nicht. Nun wird schon vor dem diesjährigen Festival das Folgejahr aufgeplant. Diesem unschönen Trend können wir uns leider nicht mehr so ganz entziehen. Die Herausforderung zu damals ist neben dem enormen Zeitaufwand (rein ehrenamtliches Team) das nun sehr große Team zusammen zu halten oder noch besser fest zusammen zu schweißen, damit auch alle mit Begeisterung dabei sind. Unser Gründungsteam aus 2010 ist übrigens auch 2025 noch komplett mit an Bord, was uns sehr freut.
Frontstage Magazine: Das diesjährige Line-Up ist wieder sehr vielfältig. Nach welchen Kriterien wählt ihr die Acts aus, und gibt es eine besondere Philosophie hinter der Zusammenstellung?
Christian Stahl: Lutzi legt keinen Wert auf Genres. Was gefällt, wird gebucht ist das Credo. Natürlich versuchen wir auf die Wünsche unserer Besuchenden und des Teams einzugehen und haben auch immer Themen wie Nachwuchs, Diversität und andere wichtige Aspekte im Hinterkopf. Am Ende soll ein möglichst buntes und abwechslungsreiches Line Up entstehen das viele unterschiedliche Leute anspricht und am Lutzi Festival zusammenbringt. Ehrlicherweise müssen wir dabei aber natürlich auch sehen, wie wir an gute und bekannte Headliner kommen damit das Line Up von oben bis unten rund wird.
Frontstage Magazine: Bilderbuch, Donots, Leoniden – große Namen stehen auf dem Programm. Wie schafft ihr es, solche Acts nach Rottershausen zu holen?
Christian Stahl: Das ist tatsächlich Jahr für Jahr eine Herausforderung für das Booking Team. Es wird glücklicherweise von Jahr zu Jahr etwas einfacher, da sich der Name“ ab geht die Lutzi Festival“ wohl auch immer mehr Personen hinter den Festival-Kulissen ein Begriff ist und unser Herzensprojekt glücklicherweise auch dort einen guten Ruf genießt.
Frontstage Magazine: Neben Musik gibt es auch ein buntes Rahmenprogramm. Welche Highlights dürfen die Besucher*innen 2025 abseits der Bühnen erwarten?
Christian Stahl: Das wichtigste zuerst, die von vielen Stammgästen so gefeierte Campingplatz Sauna ist zurück! In neuem Gewand und mit einigen Überraschungen. Die Waldbühne mit spannenden Vorträgen und Panels zu gesellschaftlichen und politischen Themen geht ins 2. Jahr und wird nach großem Zuspruch weiter ausgebaut. Radioballett, Bier-Yoga und Bingo Frühschoppen sind weitere Highlights 2025.
Frontstage Magazine: Viele Festivals kämpfen mit steigenden Kosten und schwierigen Bedingungen. Wie stellt ihr sicher, dass das Festival bezahlbar bleibt und trotzdem nachhaltig wachsen kann?
Christian Stahl: Da gibt es einige Themen an denen man arbeiten kann. Hier kommt uns natürlich sehr entgegen, dass wir mit einem rein ehrenamtlichen Team arbeiten, in dem alle komplett unentgeltlich am Festival mitwirken. Vieles wird vom Team in Eigenregie erledigt statt extern eingekauft. Das startet beim Artist Care und geht bis zum Dixi Absaugen. Förderungen haben uns in den letzten Jahren auch sehr geholfen weiter zu wachsen und das Festival in vielerlei Hinsicht zu optimieren (Inklusion, Nachhaltigkeit uvm). Wir arbeiten mit vielen anderen Festivals und Veranstaltenden zusammen um Synergien zu nutzen und dadurch zu sparen. Gleichzeitig versuchen wir immer die Ticketpreise und Preise vor Ort so gering und fair wie möglich zu halten (siehe auch Soliticket Infos auf dielutzi.de). Am Ende ist es daher sehr wichtig für uns viele Karten zu verkaufen und viele Leute auf dem Festival zu haben.
Frontstage Magazine: Das Festival ist für seine besondere Atmosphäre bekannt. Was macht Ab geht die Lutzi! für euch einzigartig, und wie sorgt ihr dafür, dass dieser Charme erhalten bleibt?
Christian Stahl: Da gibt es sicher etliche Meinungen und kleine Highlights, je nachdem wen man fragt. Wichtig ist glaube ich neben der stetig steigenden Professionalität auf den Bühnen und hinter den Kulissen, den familiären Charakter nicht zu vergessen oder zu vernachlässigen. Das komplette Lutzi Team versucht sich so gut es geht um unsere Besuchenden und ihre Belange zu kümmern und auf möglichst viele Sonderwünsche oder Themen einzugehen. Da höre ich auch immer wieder mal, wie toll es ist wenn man auch bei kleinen Problemen einfach jemanden vor Ort fragen kann und es wird einem direkt geholfen statt auf den nächsten Info Point zu verweisen. Das ist etwas was wir auch jedes Jahr wieder unserem Team mitgeben und dann von allen auch so erwarten. Ganz wichtig ist uns, dass am Ende alle Spaß hatten. Vor, auf und hinter den Bühnen oder Tresen.
Frontstage Magazine: Welche Veränderungen oder Neuerungen gibt es in diesem Jahr – sei es im Bereich Infrastruktur, Nachhaltigkeit oder Festivalerlebnis?
Christian Stahl: Wie immer gibt es da viele Baustellen in der Orga.
Neu in 2025 sind u.A:
- Das Soliticket für alle die sich sonst kein Ticket leisten können (finanziert durch andere Besuchende & Lutzi Festival gemeinsam) – siehe www.dielutzi.de
- Sharing is caring – wir arbeiten weiter daran Equipment mit befreundeten Festival zu teilen und dadurch nachhaltiger zu agieren
- Lutzi Tickets sind seit kurzem versichert (das bleibt auch in Zukunft so!) und können bis kurz vor dem Festival zurückgegeben werden (falls mal was dazwischen kommt) siehe auch INFIELD Festivalweeks
- Chemiefreie Ökotoiletten auf Camping werden ausgebaut. Im infield wird von DIXI auf komfortables Spül WC umgestellt
- Die Sauna ist zurück!
Wir vom Frontstage Magazine präsentieren euch auch dieses Jahr das Ab geht die Lutzi! Festival.

Fotocredit: Offizielle Grafik