Mit ihrem neuen Song „Wir waren das nicht“ liefern Friends Don’t Lie einen wütenden und zugleich reflektierten Aufruf zur Verantwortung – und haben sich dafür niemand Geringeren als Bluthund als Feature-Partner geholt. Im Gespräch mituns dem Frontstage Magazine sprechen die Jungs über ihren musikalischen Wandel vom englischsprachigen Pop-Punk zum deutschsprachigen Punk, den Einfluss von Social Media auf die Gesellschaft und was Punk für sie heute bedeutet. Außerdem blicken sie auf ihre bisherigen Live-Highlights zurück, erzählen von ihrer kommenden Tour mit der Pop Punk Factory und verraten, was ihre Fans in den nächsten Monaten erwartet.
Frontstage Magazine: Euer neuer Song „Wir waren das nicht“ ist ein wütender Aufruf, Verantwortung zu übernehmen. Was hat euch dazu inspiriert?
Friends Don’t Lie: Alltägliche Themen. Einfach der Fakt, dass anscheinend momentan niemand an irgendwas Schuld ist. Im besten Falle immer “die da oben” und man selbst ist sowieso fein raus. Offensichtliche Probleme werden einfach klein geredet oder so tot diskutiert, dass man sich darauf einigt, dass man sich nicht einigen kann. Wenn man sich Social Media anschaut, scheint die Gesellschaft ja doch sehr gespalten. Für mich war der gefühlt größte gemeinsame Nenner aller Kommentare der, dass die Anderen immer die Übeltäter sind.
Frontstage Magazine: Wie kam die Zusammenarbeit mit Bluthund zustande, und warum passt er so gut zum Song?
Friends Don’t Lie: Wir verfolgen Bluthund schon lange und waren immer beeindruckt von ihrer Haltung (wichtig!) & Strahlkraft. Uns ist außerdem Authentizität sehr wichtig und diese bringen sie einfach mit. Als der Song fertig war und wir nach einem Feature suchten, kamen nur wenige Namen auf den Tisch und Bluthund stand ganz oben. Ein paar Nachrichten hin & her geschrieben und schon war das Ding im Kasten. Wir sind immer noch sehr stolz darauf, dass sich das alles so entwickelt hat.
Frontstage Magazine: Ihr habt euch 2024 vom englischsprachigen Pop-Punk zum deutschsprachigen Punk gewandelt. Was hat euch zu diesem Schritt bewegt?
Friends Don’t Lie: Wir sollten das Ganze anders herum angehen. Warum haben wir überhaupt mit englischsprachiger Musik angefangen? Das Texte Schreiben war damals für mich absolut neu. Also wirklich komplett, ich habe keine einzige Zeile in meinem Leben vor diesem Projekt geschrieben. Auf Englisch fühlte sich das einfach viel anonymer und dadurch leichter an, ist es meiner Meinung nach auch immer noch. Was auf Deutsch direkt super schnulzig oder pathetisch klingt, scheint im Englisches völlig normal. Nachdem die englischsprachige EP im Kasten war und neue Songs anstanden, habe ich dann einfach mal auf Deutsch angefangen thematisch ein Konstrukt zu bauen. Eigentlich sollte das Ganze übersetzt werden, doch ich merkte, dass mir das verdammt gut gefiel und sich ehrlicher anfühlte. Daraus wurde der Song “Alles Leicht”. Wir haben uns kurz zusammengesetzt und schnell gemerkt: das ist es! Was im Nachhinein ziemlich lustig ist, denn 2 Monate nachdem die deutschsprachige EP fertig war, gewannen wir den Warsteiner Bandcontest und standen bei Rock am Ring auf der Bühne – nur mit englischsprachigen Songs. Jeder dachte wir ziehen das jetzt genauso durch. Und dann kam einen Monat später plötzlich “Alles Leicht” raus, auf Deutsch… Rein Business-mäßig hat das absolut keinen Sinn gemacht, aber wir haben es durchgezogen und sind immer noch sehr froh darüber. Letztendlich war es lediglich die anfängliche Angst, dass es auf Deutsch nicht gut genug ist.
Frontstage Magazine: Wie unterscheidet sich das Songwriting für euch zwischen Englisch und Deutsch? Fühlt ihr euch jetzt freier oder angreifbarer?
Friends Don’t Lie: Beides! Man kann sich einerseits viel detaillierter und genauer ausdrücken. Es fühlt sich einfach echter an. Auf der anderen Seite ist da natürlich immer noch die Angst, dass es zu “cheesy” wirkt. Der “Cringe Radar” ist dauerhaft aktiviert, haha. Man würde meinen einen Text in seiner Muttersprache zu schreiben würde schneller gehen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Teilweise sitze ich Wochen, Monate an einer Zeile, unter anderem auch weil man sich irgendwie doch angreifbarer macht.
Frontstage Magazine: Ihr habt bereits auf großen Festivals gespielt und wart mit Frank Carter & The Rattlesnakes auf Tour. Was war euer bisher prägendster Live-Moment?
Friends Don’t Lie: Rock am Ring / Rock im Park, aber das ist irgendwie auch zu offensichtlich als Antwort. Ich könnte jetzt seitenlang erläutern warum das so ist. Das war wirklich ein Kindheitstraum. Was uns aber in letzter Zeit wirklich öfters emotional trifft ist der Fakt dass Menschen hunderte Kilometer fahren, um irgendwo eine kleine Clubshow von uns zu sehen. Diese Hingabe ist für uns teilweise echt noch sehr, sehr absurd!
Frontstage Magazine: Im März geht’s mit der Pop Punk Factory auf Tour – auf welche Stadt freut ihr euch besonders und warum?
Friends Don’t Lie: Auf Frankfurt! Das ist meine Heimatstadt und wir haben in den 2 Jahren als Band auf der Bühne nur ein einziges kleines Konzert hier gespielt, das ist echt krass. Es gibt noch wenige Restkarte, sollte man nicht verpassen.
Frontstage Magazine: Was bedeutet Punk für euch heute? Seht ihr euch als politische Band?
Friends Don’t Lie: Das ist eine schwierige Frage. Punk bedeutet für mich persönlich Haltung (da ist das Wort wieder). Zu einer Sache, vor allem aber natürlich zur richtigen Sache (das ist ja immer sehr subjektiv) zu stehen und sich dafür einzusetzen. Sobald man etwas von sich ins Netz stellt, sei Musik, Kunst oder was auch immer, steht man damit für etwas ein. Und mehr denn je braucht es aktuell Menschen mit Haltung. Und das nicht mal unbedingt nur politisch. Es scheint als entwickelt unsere Gesellschaft aktuell eine ganz neue Form der Komplexität. Da ist es doch schön, wenn man Menschen um sich hat, die einem Halt bieten oder vielleicht auch mal einen neuen Weg aufzeigen, weil sie selbst davon überzeugt sind. Wir würden uns nicht als politische Band im klassischen Sinne bezeichnen denke ich. Da würden wir wahrscheinlich den Bands die das tun nicht gerecht werden. Wir verfolgen als Band aber einen sehr klaren Standpunkt und nutzen jeden Auftritt, um diesen auch hervorzuheben. Vielleicht sollte man mal anfangen zu zählen, wie viele Mittelfinger die AFD auf Friends Don’t Lie Konzerten schon entgegengestreckt bekommen hat.
Frontstage Magazine: Was können eure Fans in den nächsten Monaten von euch erwarten? Gibt es neue Musik in Planung?
Friends Don’t Lie: Wir sind sehr fleißig aktuell. Neben den ganzen Shows im Sommer wird natürlich Musik geschrieben, denn für uns persönlich stehen wir immer noch am Anfang. Wir haben noch einiges vor!
Fotocredit: Jonas Meiß