Mit ihrem neuen Album „Rausch Against the Machine“ nehmen uns Schmutzki mit auf eine wilde Reise in ihre Anfangsjahre – zurück zu durchtanzten Nächten, jugendlichem Idealismus und einer unbändigen Energie, die bis heute ihr Schaffen prägt. Doch während sich das Leben verändert, bleiben einige Dinge konstant: die Liebe zur Musik, die enge Verbundenheit zu ihrer Community und die Weigerung, sich vollständig dem Erwachsenwerden zu beugen. Im Gespräch mit uns dem Frontstage Magazine erzählen Schmutzki von der Inspiration hinter ihrem Album, den Erinnerungen an vergangene Zeiten und der Frage, warum ein bisschen Unvernunft manchmal genau das ist, was wir brauchen.
Frontstage Magazine: Euer neues Album „Rausch Against the Machine“ nimmt uns mit zurück zu euren Wurzeln. Was hat euch inspiriert, diesen nostalgischen Rückblick mit der Energie von heute zu verbinden?
Schmutzki: Auf unserem letzen Album „Bodensee Calling“ haben wir uns mit unserer alten Heimat beschäftigt – wir kommen alle drei aus dem tiefsten Süden – und die Romantik, aber auch die Depression des Lebens auf dem Kaff in teils akustischen Songs verarbeitet. Danach wollten wir ein richtiges, urbanes Rock Album machen, einerseits als inhaltlicher und musikalischer Kontrast zu dem Vorgänger, andrerseits aber auch, weil wir ja irgendwann vom Bodensee weg sind und uns eher zufällig in Stuttgart wiedergetroffen haben, wo wir dann Schmutzki gegründet haben. Und auf diese ersten Jahre in der großen Stadt besinnt sich RATM zurück, wo wir 4 Tage die Woche vom Proberaum aus durch die Bars der Stadt gezogen sind und all unsere Stuttgarter Freunde kennengelernt haben, die Schmutzki später auf den ersten Konzerten so krass unterstützt haben. Es war auf allen Ebenen ein wunderbarer Rausch und den wollen wir auf dem Album zurückbringen.
Frontstage Magazine: Ihr beschreibt eine Welt, in der vieles sich verändert hat – alte Freunde sind fort, Nächte nur noch Schemen. Welche Emotionen stecken hinter diesem Album?
Schmutzki:Es ist so eine Mischung aus Nostalgie und einer großen Sturheit, den alten Zauber nicht verfliegen zu lassen. Das Schöne an unsere Band ist ja, dass wir quasi eine Zeitmaschine gebaut haben, mit der wir uns und unser Publikum zurückbeamen können, wohin wir wollen. Die Songs erzählen die Geschichten und dann ist das alte Gefühl wieder da. Neue Leute kommen dazu und bringen neue Geschichten und damit neue Songs. Aber klar: So unbeschwert, wie in den Anfangstagen, wird es nie wieder sein!
Frontstage Magazine: „Sind wir erwachsen geworden?“ – Diese Frage stellt ihr im Pressetext. Was ist eure Antwort darauf, und wie spiegelt sich das in den Songs wider?
Schmutzki:Ja und Nein. Unsere Leben haben sich natürlich verändert, zum Beispiel sind zwei von uns mittlerweile Vater geworden. Trotzdem bleibt Schmutzki ein zentraler Teil unsere Alltags und zwingt uns quasi ein Stück weit „unerwachsen“ zu bleiben, denn ein 100% erwachsenes Schmutzki, das können wir uns gar nicht vorstellen. Und es ist ja auch total befreiend, immer wieder in diese teils unbeschwerte Welt einzutauchen, wo Idealismus, Humor und natürlich Rausch regieren. Die Songs auf RATM sagen dir aber ganz klar: Werd´ bloß nicht zu erwachsen!
Frontstage Magazine: Ihr beschwört „die alten Geister“ und reanimiert die Nacht und den Wahnsinn – bedeutet das musikalisch eine Rückkehr zu eurem ursprünglichen Sound oder eine neue Interpretation davon?
Schmutzki: Es ging uns eher um die Emotionen, als um den Sound. Der kam dann ziemlich von selbst. Das Album klingt auch nicht wirklich wie früher, ist eher härter, ernster und teilweise für unsere Verhältnisse direkt düster. Eher wie ein Film, der den Protagonisten durch eine wilde Nacht begleitet, durch ein Leben voller Reize und Abgründe, die er aber immer elegant umschifft und nie seinen Idealismus und das Positive verliert. Für ihn sind die alten Geister nie verschwunden…
Frontstage Magazine: Euer Album klingt nach Aufbruch, aber auch nach Rebellion gegen das Erwachsenwerden. Welche Botschaft wollt ihr euren Hörer*innen mitgeben?
Schmutzki: Wir leben in einer optimierten Welt, ständig unter Druck zu funktionieren, von Medien überflutet, von düsteren Zukunftsaussichten bedroht. Wenn wir uns die ganze Zeit nur „erwachsen“ verhalten und versuchen, alles richtig machen, drehen wir irgendwann durch. Wir müssen auch wieder loslassen können: Seien es die Pflichten, die Ängste oder die Smartphones. Das heißt aber nicht, dass wir auf alles scheißen sollen, sondern nur, dass wir uns selbst erlauben müssen, unperfekt zu sein und dies wenigstens ab und zu auch zu genießen.
Frontstage Magazine: Welche Momente oder Erfahrungen während des Songwritings haben euch besonders geprägt? Gibt es eine Geschichte hinter dem Album, die euch besonders am Herzen liegt?
Schmutzki: Viele der Songs drehen sich direkt oder indirekt um sehr gute Freunde von früher und den Vibe, den man hatte, als wir durch die Nächte gezogen sind. Ein paar von diesen Freunden sind heute nicht mehr da, haben es zu weit getrieben, man hat sich verstritten, man hat sich abgewendet. Es ist traurig, dass es zum erwachsen werden dazuzugehören scheint, dass man mit manchen Menschen einfach nicht mehr auskommen kann. Das ist vermutlich die Melancholie, die bei einigen Songs auf RATM mitschwingt.
Frontstage Magazine: „Aber diesmal für immer!“ – Was genau bedeutet das für euch und für die Zukunft von Schmutzki?
Schmutzki:Es beschwört den Idealismus, der zwar nie ganz erfüllt wird, aber trotzdem immer wieder neu belebt werden muss. Ohne ihn macht das Alles keinen Sinn: Die Musik, die Touren, dieses Interview… Ohne Idealismus würden wir alle in einer Bank sitzen und Finanzprodukte verkaufen. Aber das Schöne am Idealismus ist, dass er sich immer wieder aufbäumt und wenn wir uns dann dazu entschließen, ihn zu reiten, es sich anfühlt, als wäre es diesmal für immer.“
Schmutzki Live 2025
07.03.2025, DE – Hamburg, Uebel & Gefährlich
08.03.2025, DE – Frankfurt, Batschkapp
14.03.2025, DE – Berlin, Festsaal Kreuzberg
15.03.2025, DE – Leipzig, Täubchenthal
28.03.2025, DE – Köln, Bürgerhaus Stollwerck
29.03.2025, DE– Nürnberg, Hirsch
04.04.2025, AT – Wien, Arena
05.04.2025, DE – München, Backstage Werk
11.04.2025, DE – Kulturladen, Konstanz
12.04.2025, DE – Stuttgart, LKA Longhorn
Fotocredit: Lukas Held