Madsen haben schon immer groß abgeliefert, wenn es um reine Spaßprojekte der Band ging. Man denke nur an die großartige Punkplatte „Na Gut Dann Nicht”, das Bonustrack Feuerwerk auf „Frieden im Krieg” oder die geheimen Releases unter dem Bandpseudonym The Real Hits. In diese Aufzählung reiht sich nun „Die Weihnachtsplatte” ein und beinhaltet laut Selbstzitat: „Weihnachtslieder, mit denen man die Oma schocken kann.”
Und tatsächlich: Diese Platte ist kein gewöhnliches Weihnachtsalbum, sondern ein Geschenk an die Fans, das mit Rock, Punk und einer Prise Kitsch unterm Baum explodiert. Die Band macht erfreulicherweise nicht den Fehler und recycelt totgenudelte Weihnachtsklassiker wie „Last Christmas” oder versammelt lediglich eine Handvoll kitschiger Weihnachtsballaden, deren Melodien aus liegengeblieben B-Seiten bestehen. Stattdessen geht es meist vom heiligen Rock N Roll beseelt nach vorne und mit dem Closer „Einsame Herzen” findet sich nur eine richtige Ballade auf dem „Weihnachtsalbum”. Sänger Sebastian gibt zu diesem Song folgendes zu Protokoll: „Unsere Weihnachtsplatte soll eine Alternative zu all dem musikalischen Kitsch sein, der sich Jahr für Jahr wiederholt. Auf die eine klassische Ballade zwischen einigen Punk- und Rocksongs wollten wir aber trotzdem nicht verzichten. ‚Einsame Herzen‘ ist aber keineswegs eine pure Romantisierung der Feiertage. Das Lied erzählt von all den Menschen, die nicht das Privileg stabiler Familienverhältnisse haben. Menschen, die nicht wissen, wo und mit wem sie die Feiertage verbringen sollen. Oder auch von Menschen, die überhaupt kein Zuhause haben. Diese Menschen müssen gesehen werden – nicht nur an Weihnachten
Und auch wenn es laut Band nur eine waschechte Ballade gibt, finden sich eine Vielzahl besinnlicher Momente auf der Platte. Da wäre zunächst das weihnachtliche „Intro”, welches an weihnachtliche Filmklassiker wie Gremlins oder Kevin allein zu Haus erinnert. Der McAllister Sprössling begegnet einem dann auch ganz konkret in den Lyrics von „Es geht wieder los”, eine Weihnachtsnummer die Madsen bereits letztes Jahr als Streaming-Single veröffentlicht hatten. In Folge gibt es jedoch nur noch Frischware, wie die rockige Berliner Weihnachtsode „Weisse Weihnacht” oder das Wir sind Helden-hafte „Merry Christmas To Me”.
Sehr gut gefällt mir persönlich der Weezer-Rock von „Ich tanze im Schnee”, denn mit Textzeilen wie “Laufe die verschneiten Straßen lang – alle sind gestresst und zu spät dran” kann ich mich wirklich zu hundert Prozent identifizieren. Schließlich liegt hier die Stärke und der roten Faden dieser Platte, die sich die Magie, aber auch den Wahnsinn der Feiertage zum Thema macht. Das das über eine Distanz von elf Songs wunderbar funktioniert, liegt vor allem daran, dass die Band zwar immer wieder humorvolle Momente mit einfließen lässt, jedoch niemals in die Parodie abgleitet. So zum Beispiel auch beim Track „Schneeflocke”, der von Johannes Madsen gesungen wird und in bester „Kein Mann für eine Nacht” Tradition daherkommt.
Vielleicht ist es die Befreiung von einem selbst auferlegten Druck, der die Band hier so locker und leicht klingen lässt. Und die Songs im letzten Drittel der Platte („Weihnachtslied zum Tanzen”, „Weihnachtsparty Legende”) können ohne Probleme die Hits des letzten offiziellen Studioalbums übertrumpfen.
Madsen beweisen mit „Die Weihnachtsplatte”, dass sie auch in Sachen Weihnachten abliefern können – mal frech, mal emotional, aber immer Madsen. Ein Album, das man hören sollte, bevor man es einpackt und weiterverschenkt.
Zum Weihnachtsalbum spielt die Band zwar keine Konzerte, dafür geht es im Frühjahr 2025 wieder auf die Bühne: Die ersten Shows sind bereits ausverkauft.
MADSEN – Live 2025
21.03. Karlsruhe, Substage (ausverkauft)
22.03. Bielefeld, Lokschuppen
28.03. Würzburg, Posthalle
29.03. Braunschweig, Westand (ausverkauft)
11.04. Kaiserslautern, Kammgarn
12.04. Berlin, Huxleys (ausverkauft)
30.05. AT – Wien, Arena
15.08. Dinslaken, Sommerkultur
12.12. Hamburg, Sporthalle
Fotocredit: Sven Sindt
Review: Marc Erdbrügger