Wenn eine Band ihr neuntes Studioalbum veröffentlicht, erwartet man häufig eine erschöpfte Truppe, die ihre besten Tage hinter sich hat. Die Beatsteaks, die Berliner Giganten des Gitarrenrocks, trotzen diesem Klischee mit „Please“ – einem Album, das mit der Energie und dem Feuer eines Debütwerks daherkommt.
„Please“ beginnt wie ein schwelender Vulkan mit dem Track „Goodbye“. Spätestens nach der ersten Minute wird klar: Diese Band hat nichts von ihrer Dringlichkeit verloren. Der Übergang zu „Detractors“ ist nahtlos, als würde man von einem elektrisierenden Blitz getroffen. Der Song vereint alles, was die Beatsteaks ausmacht – eingängige Melodien, pulsierende Rhythmen und eine schiere Wucht, die einen unweigerlich mitreißt.
Dass diese Energie nicht dem Zufall entspringt, wird schnell offensichtlich. Sieben Jahre sind seit dem letzten Album „Yours“ vergangen. In dieser Zeit haben sich die Bandmitglieder in intensiven Gesprächen mit ihrer Identität und ihren Hierarchien auseinandergesetzt, um schließlich zu dem Schluss zu kommen: „Unsere Aufgabe ist es, den Leuten etwas Schönes zu bringen.“ Diese Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch die elf neuen Tracks.
„Dead Man“ und „Katharina“ bieten Raum für die charakteristischen Gitarren-Verrenkungen, die Fans seit Jahren lieben. Die Mitte des Albums überrascht mit „Against All Logic“ und „Love Like That“, zwei Songs, die sich sanft ins Ohr schmiegen und eine wohlige Wärme ausstrahlen. Es ist diese Balance zwischen roher Kraft und zarter Melodie, die „Please“ so besonders macht.
Ein Höhepunkt des Albums ist die Neuinterpretation von Fun Boy Three’s „The Lunatics“. Mit groovigen, düsteren Klängen schaffen die Beatsteaks eine cineastische Atmosphäre, die die Hörer*innen in eine andere Welt entführt. Diese Vielfalt an Stilen und Emotionen kulminiert in „Why & Because“, einem Track, der die Essenz des Albums perfekt einfängt und die Bedeutung des Titels „Please“ auf den Punkt bringt.
Die Produktion von Olaf Opal, bekannt für seine Fähigkeit, Räume und Klänge zu gestalten, verleiht dem Album eine dreidimensionale Qualität. Die Entscheidung, im Publikumssaal des Columbia Theaters aufzunehmen, hat sich als Geniestreich erwiesen. Die Songs klingen organisch und lebendig, als stünde man mitten in einem Beatsteaks-Konzert.
Das Albumcover zeigt ein Stoppschild mit dem Wort „Please“ – ein schlichtes, aber kraftvolles Bild. Es ist eine Bitte um Aufmerksamkeit, ein Aufruf zum Zuhören, zum Tanzen, zum Leben. „Please“ ist mehr als nur ein Album; es ist eine emotionale Bitte, die sowohl die Band als auch ihre Fans vereint.
Mit „Please“ beweisen die Beatsteaks, dass sie nach fast drei Jahrzehnten nichts von ihrer Kreativität und ihrem Drive eingebüßt haben. Dieses Album ist ein Meisterwerk des modernen Gitarrenrocks, das die Band auf eine neue Ebene hebt. Die Veröffentlichung wird von zwei monumentalen Konzerten in der Berliner Wuhlheide und einer anschließenden Tour begleitet – ein Versprechen, dass die Beatsteaks weiterhin die Champions League der Live-Performances spielen.
Die Beatsteaks haben es geschafft: „Please“ ist das wohl beste neunte Album, das je veröffentlicht wurde. Es fängt die Essenz der Band ein, kombiniert mit einer Frische und Unruhe, die man selten in dieser Form findet. Ein Muss für jeden Liebhaber des Gitarrenrocks.
Fotocredit: Timmy Hargesheimer