Kafvkas neues Album „KAPUTT“ wird als ihr bisher persönlichstes und dunkelstes Werk beschrieben. In diesemInterview mit Jonas, dem Sänger der Band, sprechen wir über die unbewussten Prozesse, die zu diesem introspektiveren Ansatz führten. Wir sprechen auch die Verbindung zwischen individuellen Krisen und gesellschaftlichen Missständen, die das Album thematisiert, sowie die besondere Beziehung der Band zu ihren Fans und die Botschaft, die sie mit „KAPUTT“ vermitteln wollen.
Frontstage Magazine: Euer neues Album „KAPUTT“ wird als euer persönlichstes und dunkelstes Werk beschrieben. Was hat euch dazu inspiriert, diesen introspektiveren und düstereren Ansatz zu wählen?
Kafvka: Das haben wir nicht bewusst so entschieden, das ist eher so entstanden im Prozess. Ich als Texter habe oft das Gefühl wenig Einfluss zu haben auf meine Themen. Die letzten 10 Jahre praktischer politischer Arbeit vor allem in der Geflüchtetenhilfe sind nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Mitte 2021 wurde mir eine Depression diagnostiziert, viele meiner Freunde und Freundinnen sind von Rassismus und dem Rechtsruck sehr direkt betroffen, es ist schwer nicht die Hoffnung zu verlieren auf dieser Welt, in dieser Gesellschaft – all das fliesst in meine Texte ein. Außerdem hatten wir das Gefühl alle Parolensongs schon geschrieben zu haben und dadurch Zeit und Raum für neue Perspektiven – wir möchten uns nicht wiederholen.
Frontstage Magazine: Ihr habt erwähnt, dass „KAPUTT“ in zahlreichen analogen Jam-Sessions entstanden ist. Wie hat diese Arbeitsweise das Endergebnis beeinflusst?
Kafvka: Unser letztes Album „Paroli“ war durch die Pandemie sehr digital geprägt – das konnten wir diesmal zum Glück wieder anders machen. Das Endergebnis ist dadurch sehr stark von uns allen vieren geprägt, jeder konnte viel persönliches einbringen. Unser Sound ist dadurch auch weniger statisch und digital, mehr organisch und modern geworden.
Frontstage Magazine: Eure Musik ist bekannt für ihre politische Aussagekraft. Wie verbindet „KAPUTT“ die Themen individuelle Krisen und gesellschaftliche Missstände?
Kafvka: Das Album „KAPUTT“ zeigt die Gesamtkaputtheit – die Kaputtheit unserer Gesellschaft aber auch was es mit uns als Einzelpersonen macht. Es zeigt die Drohnenperspektive auf all die Trümmer und Ungerechtigkeiten und zoomt schon in der nächsten Sekunde direkt nah an dein Herz, streichelt sanft deinen Rücken und hört dir zu und versichert dir, dass du nicht allein bist in der ganzen Scheisse.
Frontstage Magazine: Ihr werdet oft als eine der politischsten Bands des Landes wahrgenommen, die es schafft, gesellschaftlich relevante Themen präzise und musikalisch überzeugend zu präsentieren. Was glaubt ihr, schätzen eure Fans besonders an euch und eurer Musik?
Kafvka: Was uns sehr oft rückgemeldet wird, ist, dass wir unseren Zuhörer*innen direkt aus dem Herzen sprechen, dass wir formulieren was in ihrem Kopf eher diffus da ist. Ich habe bei vielen Texten das Gefühl, dass ich etwas kollektives formuliere und versuche auf den Punkt zu bringen und oft frage ich mich kurz vor einem Release „na mal sehen, wem es noch so geht“. Das ganze hat etwas Magisches und schafft eine starke Verbundenheit mit unseren Fans. Deshalb auch der Song „Underrated Forever“: scheiss auf deinen Hype, der verweht – unsere Fanbase ist stabil und bleibend und fühlt und versteht unsere Musik und unsere Texte. Und deshalb fühlen sich KAFVKA-Konzerte auch an wie ein riesiges ausgelassenes Treffen mit Friends und gleichzeitig wie eine Gruppentherapiesitzung
Frontstage Magazine: Euer Albumtitel „KAPUTT“ ist sehr eindringlich. Was bedeutet dieser Titel für euch und welche Botschaft wollt ihr damit an die Hörerschaft vermitteln?
Kafvka: Ist in Frage 1 bereits beantwortet glaube ich
Frontstage Magazine: Ihr habt es geschafft, euch aus der Berliner Subkultur heraus zu einer festen Größe in der deutschsprachigen Musiklandschaft zu entwickeln. Wie habt ihr diesen Übergang erlebt und wie hat er eure Arbeit an „KAPUTT“ beeinflusst?
Kafvka: Der Übergang war so fliessend und in kleinen Schritten, dass wir das gar nicht so richtig bemerkt haben. Wir sind immer noch manchmal erstaunt wieviele Menschen uns kennen und unsere Musik hören. Bei unseren Touren und großen Festivalshows vor Tausenden Menschen ist es jedes Jahr wieder eine Mischung aus Genugtuung, dass die ganze Arbeit der letzten Jahre belohnt wird und gleichzeitig Ungläubigkeit, dass wir es so weit geschafft haben
Frontstage Magazine: Was dürfen Fans von eurem Release-Konzert am 22. Juni 2024 erwarten?
Kafvka: Das wird eine kleine, sehr nahe und persönliche Show, ein gemeinsames Zelebrieren des neuen Albums. Wir werden es einmal komplett durchspielen von Anfang bis Ende, das heisst die Menschen hören viele Songs exklusiv ein Woche bevor sie irgendwer anders hört. Wir proben schon dafür und werden auch eine tolle Gastmusikerin dabei haben und bestimmt auch paar Storys zu den einzelnen Songs erzählen zwischendurch und dies und das. Das wird ganz besonders…
Frontstage Magazine: Unsere letzte Frage fällt immer etwas aus der Reihe: Stellt uns bitte ein komplettes FLINTA-Line-Up, bestehend aus 5 Bands Acts, zusammen – mit nationalen und internationalen Acts. Erklärt uns auch, warum gerade dieses Line-Up so perfekt wäre, wie es ist!
Kafvka: Ebow ist seit einigen Jahren meine Lieblingsrapperin, deshalb ist muss sie eh dabei sein:) Sie wäre eigentlich auch ein Feature auf „KAPUTT“ gewesen, was aus gesundheitlichen Gründen leider nicht geklappt hat. Finna ist eine Freundin von uns, die schon vor Jahren mit uns auf Tour war – außerdem eine sehr coole Rapperin, also safe in. Suzannah Kareninah kommt hoffentlich mit ihrer Band RAUSZ vorbei und hat Wut im Gepäck. Die leider relativ unbekannte und nicht mehr existierende Crew Klitklique würde hoffentlich eine kleine Reunion-Show spielen, wegen Genialität. Und Headliner wäre Missy Elliot weil schon immer Queen! Ah warte, aber was ist mit Lauryn Hill?! Darf die auch noch? Und die fantastischen Petrol Girls? Und Haiyti? Ey 5 Artists sind einfach zu wenig…
Kafvka Live 2024
25. September 2024 – Beatpol in Dresden
26. September 2024 – Z-Bau in Nürnberg
27. September 2024 – Strom in München
28. September 2024 – (AT) Flex in Wien
09. Oktober 2024 – Schlachthof in Wiesbaden
10. Oktober 2024 – Substage in Karlsruhe
12. Oktober 2024 – (CH) Exil in Zürich
11. Oktober 2024 – Im Wizemann in Stuttgart
13. November 2024 – FZW in Dortmund
14. November 2024 – Gebäude 9 in Köln
15. November 2024 – Kulturzentrum Lagerhaus in Bremen
16. November 2024 – Peter Weiss Haus in Rostock
20. November 2024 – Sputnikhalle in Münster
21. November 2024 – Musikzentrum in Hannover
22. November 2024 – Die Pumpe in Kiel
23. November 2024 – Grünspan in Hamburg
05. Dezember 2024 – UT Connewitz in Leipzig
06. Dezember 2024 – SO 36 in Berlin
Fotocredit: Thomas Tiefseetaucher