Rap-Superstar Casper kehrt zurück nach Hause und sein Traum wird endlich wahr: Am 15. Juni 2024 spielt er das größte Konzert, das Bielefeld je gesehen hat – vor 28.000 Menschen im ausverkauften Stadion der Arminia. Der Alm. Seiner Alm!
Es ist Punkt 20:45 Uhr, als nach lauten Chorgesängen zu Robbie Williams‘ „Angel“ und Wheatus‘ „Teenage Dirtbag“ das Bielefelder SchücoStadion plötzlich andächtig still wird. Die ersten Klänge von „Alles war schön und nichts tat weh“ ertönen aus den Stadionboxen und der riesige Bühnenvorhang öffnet sich. Freudestrahlend und fröhlich gelaunt springt der Mann auf die Bühne, der auf diese Show so viele Jahre hingefiebert hat. Das „Verliebt in die Stadt, die es nicht gibt – Open Air 2024“ ist eröffnet.
In vielen seiner Songs spricht Casper von seiner Zeit in Bielefeld, der gemeinsamen WG in der Jöllenbecker Straße mit Kumpel Jan und dem Wegzug nach Berlin. Hier fing alles an. Und an diesem Abend sollte hier alles enden – zumindest für den Moment. Für den 41-Jährigen ist es der Zenit seiner Karriere, als großer Arminia-Fan zu Hause im eigenen Stadion spielen zu dürfen. Nachdem im Frühjahr vergangenen Jahres feststand, dass er in seinem Heimatstadion ein Open Air spielen würde, hatte Benjamin Griffey aka Casper zunächst Sorge, dass viele Plätze des Stadions unbesetzt blieben. Doch als im Juni 2023 der Vorverkauf für die einzige Casper-Show in 2024 startete, waren die Tickets bereits nach Bekanntgabe des Termins innerhalb weniger Minuten restlos ausverkauft. Der Name der Location wurde bis zuletzt geheim gehalten – eine Liebeserklärung an den wohl schönsten Ort sollte wohl noch ein wenig auf sich warten lassen.
Das rund zweistündige Heimspiel des Bielefelder Rappers hatte alles, was ein gutes Spiel ausmacht: gute Gesellschaft, jubelnde Massen, melancholische Momente – und den innigen Wunsch, dass der Abend niemals enden möge. Das Bühnenbild erinnerte viele an die „Blumentour“ und das „Blumenalbum“: Eine meterhohe Bühne, geschmückt mit wunderschönen Blumenkränzen und einem anmutigen Baum. Inmitten des kunterbunten Blumenmeeres: Rapper Casper und seine Band. Wie eine Achterbahnfahrt spielten die Musiker*innen Songs, bei denen die Masse nur so bebte, aber auch jene, die das Stadion in ein funkelndes Meer aus Handylichtern verwandelten.
All seine Freunde waren gekommen, um mit ihm einen der wohl schönsten Momente seines Lebens zu feiern. „Keine Angst“ performte er mit Kumpel Drangsal, bei „XOXO“ wurde er von Thees Ullmann unterstützt – und die ohnehin schon elektrisierende Atmosphäre explodierte förmlich bei „TNT“, als Rapper Tua auf die Bühne stürmte. Auch Lea, Lena und Vincent von Provinz waren auf die Alm gekommen, um zusammen mit Casper seine Hits zu singen und sein Heimspiel zu feiern.
Neben wilden Circlepits, Flammen, die in die Höhe schossen, und Konfetti, das durch die Luft tanzte, gab es auch immer wieder Momente, in denen Casper verträumt durchs Stadion blickte, die Menge seine Songs singen hörte und ihm vor Rührung die Tränen über die Wangen liefen. Verständlich, denn wie surreal muss es für ihn sein, einmal dort zu stehen, wo er sich als Kind schon immer hinträumte.
Vollkommen überwältigt fragte er sein Publikum gegen Ende der Show, wie er es geschafft habe, mit seinen traurigen, pathetischen Liedern ein so großes Stadion zu füllen. Die Antwort ist leicht: Casper steht für all das, was sich die vermeintlich harten Rapper niemals auszusprechen trauen: Schwäche, Fragilität, Fehlbarkeit. Schon immer war er derjenige, der anders war, kämpfen musste und es nicht immer leicht hatte.
Doch an diesem Abend auf der Alm war all das vergessen. Hier stand er, getragen von der Liebe und Begeisterung seiner Fans, inmitten eines Meeres aus Lichtern und Emotionen. Es war ein Triumph der Authentizität, der Verletzlichkeit und der unerschütterlichen Verbundenheit mit seiner Heimat. In seiner Heimatstadt, in seinem Stadion, auf seiner Alm.
Casper begeisterte das Publikum mit einem bunten Potpourri seiner größten Hits: Von „Supernova“ über „So perfekt“, „Letzte Gang der Stadt“ bis hin zu „Sommer“ und seinem persönlichen Lieblingslied „20 qm“.
Um den Abend gebührend abzuschließen, endete die Show mit dem Song „Hinterland“, begleitet von einem atemberaubenden Feuerwerk, das den Himmel über der Alm in zauberhaftes Licht tauchte und die Atmosphäre des Konzerts zu einem unvergesslichen Erlebnis machte.
Fotocredit: Jana Treptow