Mit ihrer Debüt-EP „No Drama“ aus dem Jahr 2022 etablierte sich Figure Beach bereits als bodenständige Indieband mit einem unwiderstehlichen Gespür für eingängige Melodien. Nun setzen sie konsequent ihren künstlerischen Weg fort und präsentieren ihre zweite EP „Drama„, die morgen am 17. November 2023 in Eigenregie veröffentlicht wird. Wir hatten die einzigartige Gelegenheit, mit Patrick aus der Band zu sprechen und einen exklusiven Einblick in die Entstehung und Bedeutung dieser neuen Veröffentlichung zu bekommen. Taucht mit uns ein in die Welt von Figure Beach und erfahrt, was hinter den melodischen Kulissen von „Drama“ steckt.
Frontstage Magazine: Die EP „Drama“ repräsentiert einen musikalischen Sprung in die Nullerjahre. Was hat euch dazu inspiriert, diesen spezifischen Sound zu wählen, und wie habt ihr versucht, das Drama unseres Planeten im Jahr 2023 musikalisch zu erfassen?
Patrick: Die großen 2000er Indienummern waren einfach Hymnen unserer Jugend, die offenbar so tief in uns stecken, dass man das in unseren Songs hören kann. Als wir 2021 unsere ersten Demos verschickt haben, waren wir selbst über die Assoziationen erstaunt die andere damit haben. Musikalisch gesehen versuchen wir uns unsere Unbeschwertheit so gut wie möglich zu bewahren und unser gefühltes Drama lyrisch verzehrbar zu machen. So macht es hoffentlich nicht nur uns Spaß und nachdenklich zugleich, die Worte „Who want‘s to live in a world like this?“ hinauszugrölen.
Frontstage Magazine: Eure Musik wird als eine Mischung aus Catchiness und Leichtigkeit beschrieben. Wie habt ihr es geschafft, diesen einzigartigen Sound zu entwickeln, und welche Elemente der Catchiness und Leichtigkeit sind euch besonders wichtig?
Patrick: Unseren Figure Beach-Sound haben wir weniger gesucht, als dass wir ihn vielmehr geschehen haben lassen. Es war schon bei unserer ersten EP der Fall, dass wir die Songs einfach laufen ließen und uns das Ergebnis dann selbst sehr gut gefiel. Das Ergebnis ist auf „Drama“ jetzt noch eine Spur abwechslungsreicher geworden. Mir selbst sprechen catchy Songs sehr an, wenn ich einen Bezug zum Inhalt herstellen kann und der Körper dabei nicht ruhigbleiben kann. Spannend ist aber auch, wenn man gar nicht genau erklären kann, was genau es ist, das einen beim Hören jetzt mitnimmt. Leichtigkeit dagegen ist für uns schon eher eine Soundangelegenheit, die den Song einfach direkter an die Hörerschaft weitergeben kann. Wir haben für die EP dazu wieder mit Jan Kerscher von Ghost City Recordings zusammengearbeitet, der unsere Songs produziert hat.
Frontstage Magazine: Die Texte der EP reflektieren das Drama unserer Zeit. Könnt ihr uns mehr darüber erzählen, wie ihr eure musikalische Kreativität nutzt, um auf aktuelle gesellschaftliche Themen einzugehen, und welche Botschaften möchtet ihr mit eurer Musik vermitteln?
Patrick: Auf „Drama“ sind es ja die vielen kleinen und großen Alltagsdramen, die aus unserer Sicht exemplarisch genannt werden und die wir versuchen musikalisch gut zu transportieren. Bei Wilderness kommt dabei die textliche Verträumtheit auch über die Musik rüber, Black Horizon ist dagegen mehr ein – für unsere Verhältnisse – sehr rauer und grober Sound, der die Überforderung unterstreicht, die im Song thematisiert wird.
Eine Kernbotschaft wäre, sich überhaupt zu vergegenwärtigen, dass die Welt aktuell in vielerlei Hinsicht schwer zu ertragen sein kann. Drama stellt für uns schon auch den Gegenpol zum Abstumpfen dar, um überhaupt noch wahrnehmen zu können und sich vielen Entwicklungen bewusst zu werden, ob nun wie in Dystopian Days die Bequemlichkeit vieler Menschen durch eine sehr moderne und technisierte Welt oder wie in Inflation unser Beitrag zum Turbokapitalismus.
Frontstage Magazine: Die EP bietet Refrains zum Mitgrölen. Gibt es einen bestimmten Refrain auf „Drama“, der euch besonders am Herzen liegt, und welche Emotionen oder Botschaften möchtet ihr damit transportieren?
Patrick: Da haben wir in der Band natürlich unterschiedliche Lieblinge. Mir gefällt der Refrain von Dystopian Days mega gut, weil die Zeile einfach sofort im Ohr ist und eine so elementare Frage so stumpf ausruft. Die Botschaft wäre also die Direktheit und Ehrlichkeit. Bei Paul ist es Inflation, also auch eine der sehr minimalistischen Hooklines. Hannes würde jetzt „I told you to grow up in the wilderness” auf unserem Closingtrack nennen und bei Stefan wäre es womöglich ebenfalls Dystopian Days. Die Emotionen schwanken da irgendwo zwischen Verträumtheit, Wut, Traurigkeit und Hoffnung.
Frontstage Magazine: Von Bolzplatz und Jugendzentrum in den 2000ern zu Proberaum und Konzertclub heute – wie hat sich euer musikalischer Werdegang im Laufe der Jahre verändert, und wie hat dies euren Sound beeinflusst, besonders im Kontext der neuen EP „Drama“?
Patrick: Hannes und ich machen schon sehr viele Jahre zusammen Musik. Das waren anfangs akustische Indiesongs. Je flotter die Tracks wurden, desto mehr haben wir den Wunsch gespürt, aus dem Duo eine Band werden zu lassen, die dann wirklich beim handfesten Indie Rock ankam. Hannes Background ist aber auch sehr stark aus der elektronischen Ecke geprägt, Paul hat auch viel Funk- und Blueserfahrung, Stefan ist im Jazz und Rock zu Hause und ich fühle mich neben dem Indie auch im Punk sehr wohl. Auf Drama sind wir musikalisch fest vereint und alle Vorlieben haben Platz.
Die ganze EP findet ihr ab morgen z.B. hier.
Fotocredit: Florian Weichelt