Die aus Essen stammende Jazz-Punk-Band Botticelli Baby veröffentlicht heute, am 27. Oktober 2023, ihr viertes Studioalbum „Boah“ über Unique Records / Schubert Music. Im November folgt eine elftägige Deutschland-Tour, die wir euch sogar präsentieren werden. Passend dazu gibt es nun hier das Interview zur neuen Platte von uns.
Frontstage Magazine: „Boah“ markiert eine künstlerische Veränderung von eurem früheren Sound, weg vom Swing und Jazz. Welche kreativen Impulse haben euch zu dieser musikalischen Neuausrichtung inspiriert?
Botticelli Baby: Jazz erreicht hie und da immer noch gewollt die Oberfläche. Wir haben uns bei keinem unserer Alben von Dogmen einschüchtern lassen. Unser Arbeiten an Alben ist immer ein Fusionieren unserer derzeitigen Vorlieben mit Rücksichtnahme auf das „Projekt“. Wenn alle zustimmen, während einer Session, dieses und jenes aufzunehmen und den Faden weiter zu spinnen, dann kommt etwas ins Rollen und wird ausgearbeitet. Auf welchem Film also die Elemente der Band gerade sind, weiß niemand so richtig. Das ermöglicht die Nuancen und Ausbrüche.
Frontstage Magazine: Die Aufnahmen für „Boah“ fanden in einer abgelegenen Hütte im Schwarzwald statt. Wie hat diese intime Atmosphäre eure musikalische Zusammenarbeit und den Aufnahmeprozess beeinflusst?
Botticelli Baby: Es hat vor allem den Geist geöffnet und etwas Ruhe gebracht. Was nach all den seltsamen Vorkommnissen der letzten Jahre und die dürftige Spielpraxis nötig war. Während wir aufnahmen konnten wir die Natur sehen. Die Jahreszeit sehen, die Vögel, den Wald. Ausgedehnte Spaziergänge sind wertvoll für den Arbeitsprozess.
Frontstage Magazine: Euer Titel „Boah“ spiegelt einen Ausdruck des Erstaunens wider. Wie würdet ihr sagen, dass dieser Titel die Gefühle und die Geschichte der Band in Bezug auf eure 10-jährige Reise zusammenfasst?
Botticelli Baby: Erstaunen über die Gefüllten Zeiten voller Geschehnisse, die im Erinnerungsfilm ablaufen und auch überfordern. Ein kurzes Innehalten und Erschlagen-werden von nachrückenden Eindrücken. Es ist eine spontane, erste Reaktion auf einen zunächst unübersichtlichen Haufen Zeit, der vor bzw. Hinter einem Menschen liegt. Der Augenblick des Stehenbleibens und nicht Formulierenkönnens. Zudem ist es auch die Reaktion einiger Leute, die uns zum ersten Mal sehen. Unfasslichkeit.
Frontstage Magazine: Das Album behandelt Themen wie Suizid, Abschied, Trauer, aber auch Lebensfreude und ausgelassene Feiern. Wie habt ihr es geschafft, diese extremen Emotionen in eurer Musik auszudrücken und gleichzeitig eure künstlerische Identität beizubehalten?
Botticelli Baby: Alle spielen ihre Instrumente sehr ehrlich. Die Texte, der Gesang sind auf gleicher Stufe mit der instrumentalen Situation. Das lässt eine gewisse ungefilterte Kraft zu, die nur die Kraft selbst als gemeinsamen Nenner hat. So ist die Trauer, die Melancholie, die Vergangenheit, Zukunft, Fröhlichkeit, Gute Laune etc. Immer ehrlich möglich. Das sind wir in der Zusammenkunft der Band.
Frontstage Magazine: „Boah“ wurde von der Band selbst produziert. Welche Herausforderungen und Vorteile brachte diese Eigenregie mit sich, und wie hat sie die klangliche Ausrichtung des Albums beeinflusst?
Botticelli Baby: Wir haben da schon andere drauf gucken lassen.
Frontstage Magazine: Inwiefern repräsentiert „Boah“ einen Wendepunkt oder eine Fortsetzung eurer musikalischen Reise als Band? Welche Botschaft möchtet ihr den Hörer*innen mit diesem Album vermitteln?
Botticelli Baby: Sowohl ist es ein Wendepunkt als auch eine Fortsetzung. Unverkennbar handelt es sich im Gesamtpaket, um ein Stück Botticelli Baby und daran waren schon immer alle eingeladen teilzuhaben. Es ist ein stiller Tabubruch, eine weitere Ausgabe unserer Gefühlswelt, ein Zeichen für die uneingeschränkte Fortführung unserer Haltung gegenüber dem Mainstream. Wir wollen machen worauf wir Lust haben. Egal, wie wir uns fühlen und ein Hoch auf die Merkwürdigkeiten und Abstrusitäten in der Musik und dem Menschen abgeben, in nicht ganz so anstrengend, doch nicht ganz so glatten Bahnen. Wir machen das mit unseren Händen und Herzen und jeder Mensch ist eingeladen…
Wir vom Frontstage Magazine präsentieren euch den die Tour in Zusammenarbeit mit Pop-Up Records.
Do 09.11. GER AACHEN, Musikbunker
Fr 10.11. GER BAYREUTH, Jazznovember
Sa 11.11. GER KARLSRUHE, ARD-Hörspieltage
Di 14.11. GER BOCHUM, Bahnhof Langendreer
Fr 24.11. GER KÖLN, Jaki
Sa 25.11. GER GÖTTINGEN, Nörgelbuff
Mi 29.11. GER BERLIN, Gretchen
Do 30.11. GER DRESDEN, Tonne
Fr 01.12. GER HAMBURG, Nochtspeicher
Sa 02.12. GER LÜBECK, Treibsand
So 03.12. GER BRUNSBÜTTEL, Elbeforum
Tickets bekommt ihr hier.
Fotocredit: Martin Hinse