Inmitten von Budapest bietet das Sziget Festival auf der grünen Óbudai-Insel eine Fluchtmöglichkeit für alle Musikbegeisterten und Festival-Liebhaber. Das leider in Deutschland noch viel zu unbekannte Festival ist mehr als nur die Möglichkeit, seine Lieblingskünstler:innen live zu sehen und mit Freunden eine gute Zeit zu verbringen. Mit seinen mehr als 14 Bühnen und etlichen Workshops, Talks, Filmen, Tanz sowie kreativen und sportlichen Aktivitäten wirkt das Sziget Festival mehr wie ein Dorf als ein normales Festival. Langeweile ist hier ein Fremdwort!
Durch den Early-Check-In einige Tage vor dem Festival, kann man sich am ersten Festivaltag bereits einiges an Wartezeit sparen. Holt man sein Bändchen vorab, spart man jedoch nicht nur Zeit, sondern hat auch die Möglichkeiten, die atemberaubenden Sehenswürdigkeiten der ungarischen Hauptstadt zu bewundern. Nur wenige Haltestellen von dem Festivalgelände entfernt, besticht Budapest mit historischen Bauwerken neben moderner Architektur. Und an heißen Tagen kann man sich durch etliche in der Innenstadt liegende Thermen und Bäder abkühlen und erholen.
Die Wahl der Unterkunft fällt bei diesem Festival nicht leicht. Übernachtet man in einem Hotel in der Innenstadt, hat man vor dem Einlass auf das Gelände noch die Chance Sightseeing zu betreiben und das meiste aus seinem Besuch herauszuholen. Auf dem Festivalplatz selber besticht das Sziget jedoch durch viele freie Zeltmöglichkeiten direkt auf dem liebevoll gestalteten Gelände. Auch an Anreisende aus dem Ausland, die keine Möglichkeiten haben ein ganzes Camping Equipment mitzunehmen, wurde hier gedacht. Im Sziget Ville, dem Siesta Camping sowie dem Podpadopolis können bereits vorbereitete Zelte gegen einen Aufpreis bezogen werden.
Das Sziget legt nicht nur Wert auf Musik, sondern bietet auch Kunst, Tanz und allen denkbaren darstellenden Künsten eine Bühne! So gibt es neben den Musikbühnen noch etliche weitere Bereiche zu bestaunen, sodass man dem Festivalgelände an einem einzigen Tag nicht ausreichend gerecht werden kann.
Eine Sport-Zone bietet den sportlich Begeisterten die Chance, sich rund um die Uhr körperlich auszupowern. Daneben bietet die ArtZone allen schöpferischen Köpfen einen Rückzugsort, um sich kreativ auszutoben. Beide Bereiche sind, genau wie das restliche Gelände, mit viel Hingebung und Bedacht gestaltet. In der ArtZone befindet sich zudem die MusicBox Bühne, sodass man sich beim Malen und Basteln von Künstler:innen und Bands inspirieren lassen kann. Auch die unweit entfernte LightStage bietet mit jungen und aufstrebenden Künstler:innen eine Möglichkeit, die Seele baumeln zu lassen und sich von den Strapazen der vorherigen Nacht zu erholen.
Auf dem Weg zwischen den Bühnen stolpert man über verschiedene kleine, aber nicht zu unterschätzende Bühnen wie beispielsweise die Petöfi Színpad Bühne, die ibis x ALL Europe Stage und die Global Village Bühne. Hier wird auch weniger bekannten Künstler:innen, Bands und Gruppen aus aller Welt eine Bühne geboten.
Etwas versteckt liegt in einem gemütlichen, rustikalen Holzzelt die Magic Mirror Bühne, die vor allem durch ihre Mischung aus Kneipen-Charm und Zirkuszelt Feeling besticht. Dort finden neben Talks und täglichen Filmen vor allem Auftritte queerer Künstler:innen und DJs statt. Bei sehr heißen Temperaturen, hat man hier zudem die Möglichkeit, sich durch die dort installierte Klimaanlage etwas abzukühlen.
Das Sziget Festival gilt zudem als familienfreundliches Festival, da auch an die Kleinsten gedacht wurde. Neben der Möglichkeit in ruhigerem Campingbereich zu übernachten gibt es unter anderem das Traveling Funfair, welches als altertümlicher Jahrmarkt die Möglichkeit bietet, von Wahrsagen bis Dosenwerfen alles auszuprobieren, was mit Jahrmärkten zu tun hat. Direkt gegenüber des Funfairs findet sich das Cirque du Sziget, in welchem Zirkusshows verschiedenster Künstler:innen aus aller Welt aufgeführt und abends durch eine Feuershow abgerundet werden.
Auf dem Gelände stechen jedoch vor allem die Mainstage, der FreeDome, die Samsung PartyArena und das Ticketswap Colosseum hervor. Auch für Festival-Laien ist auf einen Blick erkennbar, dass es sich hierbei um besondere Bühnen handelt. Gestaltet wie ein Zirkuszelt, spendet die FreeDome Stage Schatten oder im Fall der Fälle die Möglichkeit, sich vor Regen zu schützen. Sie ist die zweitgrößte Stage auf dem Gelände und liegt direkt neben der Mainstage, die aufgrund ihres Platzes und der Größe als solche sofort auszumachen ist. Auf beiden Bühnen spielen bekannte Acts, Publikumsmagnete und Headliner:innen.
Auf der Nordseite der Insel sind das aus Paletten zusammengebaute Ticketswap Colosseum sowie die Samsung PartyArena zu finden. Auf beiden Bühnen spielen insbesondere Techno, EDM, Minimal, Trance und House Acts, die auch spät in die Nacht hinein noch etliche Feiernde zum Tanzen anziehen.
Tag 1 – Donnerstag, 10.08.2023
Der erste Tag des Festivals beginnt auf der FreeDome Stage mit der Band Destroy Boys. Unter den Tönen des allseits beliebten “Apple Bottom Jeans” tritt die Band auf die Bühne und gewinnt gleich zu Beginn die Herzen der Zuschauer. Das Zelt füllt sich zusehends und feiert zu den energiegeladenen und rockigen Liedern der Band. Mit “Vixen” spielt die Band ein Lied “for the girls, the gays and the theys” und setzt ein erstes politisches Statement. Im Verlaufe des Sets zeigt sich die Band weiterhin kritisch gegenüber aktuellen politischen Debatten und thematisiert dies auch deutlich in ihren Liedern. Die kleine aufstrebende Band macht deutlich, dass sie da ist, um zu bleiben!
Direkt im Anschluss spielt auf der Mainstage Foals und liefert durch ihre rhythmischen Texte und ihren Look den passenden Summer Vibe zur Festival-Saison. Anfänglich noch etwas zurückhaltend und ruhig, wird die Band zum Ende ihres Sets immer rockiger und härter. Spätestens bei “You Don’t Have My Number” ist das gesamte Publikum auf den Beinen, um mitzusingen und zu tanzen. Die Band verlässt die Bühne und hinterlässt eine euphorische Stimmung, welche die Menge zu den nächsten Acts treibt.
Los Bitchos bieten anschließend auf der FreeDome Stage melodische Rhythmen, überwiegend ohne Gesang, die zum Tanzen und Feiern einladen.
Wer jedoch lieber auf der MainStage verweilen wollte, konnte nur kurz nach Foals Sam Fender auf der Bühne erleben, der sein Set mit “Will We Talk” direkt anstimmte und die Zuschauer abholte. Mit “Getting Started” startete er passend in seinen erst beginnenden Auftritt. Etwas zurückhaltend zieht er die Menge mit seiner ruhigen Stimme in den Bann und legt ohne große Show den Fokus auf sein musikalisches Können.
Etwas entfernt vom großen Geschehen spielt Hundred Sins punk-poppige und experimentelle Musik und füllt mit einer treuen Fanbase die Bühne der ibis x ALL Europe Stage. Obwohl es eine kleinere Stage ist, schafft es Hundred Sins eine Stimmung zu erzeugen, die der Stimmung bei der MainStage in nichts nachsteht. Die guten Reviews und Nominationen als Upcoming Künstler zeigen sich deutlich im Auftritt von Hundred Sins wieder.
Direkt daneben tritt auf der Global Village Stage das Künstler*innen Ensemble ADG7 auf und spielen eine Mischung aus koreanischer Folk-Musik und Pop. Sie schaffen es, eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, die zum Tanzen und Entspannen einlädt. Durch die poppige Interpretation der koreanischen Volkslieder werden die traditionellen Texte und Rhythmen für das Publikum zugänglich gemacht.
Wer es jedoch lieber rockiger mag, hatte die Möglichkeit, bei Viagra Boys zu klassischem (Post) Punk zu headbangen. Die Band ist zum ersten Mal seit zwanzig Jahren in Ungarn und zum ersten Mal auf dem Sziget Festival. Mit ihren ironisch-satirischen Texten und dem klassischen Punk werden sie schnell zum Publikumsfavoriten.
Als Headliner beendet Florence + the Machine auf der MainStage den ersten Tag des Festivals. Vor einem aufwendigen Bühnenbild in Form eines Friedhofs tritt Florence in einem langen roten Kleid auf. Sie punktet durch ihre Nähe zum Publikum und ist vor allem während der ersten drei Songs fast ausschließlich in der Menge zu finden. Ein Hit an den nächsten gereiht bringen Florence + the Machine die Zuschauer zum tanzen, schaukeln und mitsingen. Die Stimmung ist ausgelassen und bietet für viele einen Ausklang für einen gelungenen ersten Tag.
Tag 2 – Freitag, 11.08.2023
Der zweite Festivaltag startet bereits frühmorgendlich mit der Mitteilung, dass fast das gesamte Kontingent für den anstehenden Tag verkauft wurde und nur noch wenige Tickets erwerbbar sind. Auf dem Gelände selber wird schnell deutlich, dass die Besucherzahl deutlich gestiegen ist.
Abseits der großen Bühnen beginnt der Tag im Magic Mirror Zelt mit dem Many Colors of Drag Talk. Vier Drag Queens unterhalten sich hierbei über Konstrukte von Geschlecht und Sexualität sowie die Rechte von LGBT Personen in Bezug auf aktuelle und vor allem regionale politische Aspekte. Die vier Redner:innen schaffen es, eine gelungene Mischung aus ernsten Argumenten und witzigen Spitzen zu schaffen und somit schwierige Themen für die Zuschauer leicht verdaulich zu machen. Durch viele Publikums-Interaktionen bleibt der Talk lebendig und vielschichtig.
Musikalisch tritt als heiß erwarteter Künstler Yungblud auf der MainStage auf. Durch seine energetische Art und den direkten Einbezug des Publikums ist Yungblud direkt bei und in der Menge. Erwartungsgemäß ist die Bühne früh brechend voll. Aufgrund der bereits lang anhaltenden Tour ist Yungblud stimmlich schon merklich angeschlagen, was dem Auftritt jedoch nichts abtut, sondern den Liedern im Gegenteil noch mehr Charakter zu geben scheint. Durch seine lebhafte Animation bietet Yungblud der Menge eine spannende Show und spielt mit “The Funeral”, “California” und “Lowlife” die Lieblingshits des Publikums.
Auf der ibis x ALL Europe Stage spielen anschließend Stain the Canvas als Kontrastprogramm zur Mainstage Metalcore. Das Bühnenbild der Band zeichnet sich durch geringe Lichtsetzung aus, sodass die Menge vor die Bühne gezogen wird, um die Band zu sehen. Stimmlich und optisch erinnern Stain the Canvas an eine old-school Version von Bring me the Horizon.
Als Headliner ziehen Imagine Dragons nachts sämtliche Besucher des Festivals vor die MainStage. Die Show beginnt mit einem Konfettiregen, welcher sich auch durch das folgende Set hindurchziehen wird. Die Band stimmt mit “My Life”, “Believer” und “It’s Time” in die Show ein und spielt zur Freude der Zuschauer ihre bekanntesten Hits über das Set hinweg. Vor dem Song “Demons” weist Front Sänger Dan Reynolds auf die Wichtigkeit von therapeutischer Behandlung hin und zieht somit direkten Bezug auf die Inhalte des Liedtextes. Mit “Radioactive” wird ein pompöses Ende eingeleitet, wobei der Gesang der Zuschauer über das gesamte Gelände zu hören ist. Mit einem emotionalen Lied zum Ende wird das Set der Band gelungen abgeschlossen.
Mit Call Me Karzima spielt eine amerikanische Band auf der Europe Stage. Die Lieder sind geprägt durch Rap- und Pop-Einflüsse sowie elektronische Anteile. Trotz eines kleineren Publikums kommt Stimmung auf und es entstehen Moshpits vor der Bühne.
Tag 3 – Samstag, 12.08.2023
Am dritten Tag eröffnet erneut ein Talk die Magic Mirror Bühne. Vier Redner:innen aus Spanien und Ungarn reden über The Construction of Love und wichtige Themen wie Liebe, Selbstliebe und die Auswirkungen des Patriarchats darauf. Die Redner:innen berichten von persönlichen und beruflichen Erfahrungen und erläutern die Gründe, warum Sexualität und Liebe gesellschaftlich zu wenig behandelt werden und warum vor allem Frauen darunter leiden.
Auf der FreeDome Stage stimmt TV Girl den musikalischen Teil des Festivals mit melodischen und trancigen Beats ein. Die ruhigen Rhythmen bieten eine gelassenen Einstieg in den Tag und schaffen die perfekte Atmosphäre zum Entspannen und sich von der Musik treiben zu lassen. Insgesamt zeigt sich die Band ruhig und im Auftritt etwas statisch.
Als ehemaliges Mitglied der Band One Direction tritt mit Niall Horan kein unbekannter Name auf der MainStage auf. Er ist ein deutlicher Publikumsmagnet und zieht bereits lange vor seinem Auftritt treue Fans und Pop-Liebhaber zur Bühne. Horan spielt ein sehr harmonisches und melodisches Set mit einem guten Wechsel zwischen bekannten und weniger bekannten Songs. Zur Freude vieler, wird auch der One Direction Hit “Story of My Life” vom Sänger gespielt.
Für Fans von Performance Art und für alle, die etwas Neues entdecken wollen, bietet der junge spanische Künstler Lluís Garau in seinem Stück “Flesh” eine experimentelle und dramatische Aufführung an. Das Stück ist definitiv etwas ganz anderes, das etwas Kontext benötigt, um es wirklich verstehen zu können.
Am Abend schließt David Guetta den Abend auf der MainStage ab. Der weltbekannte DJ schafft es bereits zu Beginn seines ersten Liedes, mit einer perfekten Mischung aus Future Rave und alten Hits die perfekte Partystimmung zu generieren. Ein nicht unbeachtlicher Teil des Auftritts bietet das aufwändige Bühnenset und die Lichtshow.
Tag 4 – Sonntag, 13.08.2023
Am vierten Tag zeigen Lola Herself, Bonnie Oui Laddie, Janny Jill, Miss Mina, Rebecca White und Dada JV unter der Moderation von Stephane Magloire beim Magic Drag Brunch ihr Lipsync-Können. Das Queens Brunch Vienna ist ein Konzept aus Wien, um Drag Shows alltagstauglich zu machen und aus dem Schatten der Nachtwelt zu holen. Die Drag Queens erstaunen das Publikum mit selbst geschneiderten Kostümen, Saxophon-Einlagen und einer fulminanten Version Rihannas Super Bowl Auftritts. Die Queens verbreiten ein Gefühl queerer Euphorie und reißen nicht nur einmal das Publikum auf die Beine.
Im Anschluss spielt der ungarische Sänger und Gitarrist Kolibri auf der MusicBox ein eher ruhiges Set aus Alternative und Pop. Die dreiköpfige Band erinnert in ihren Rhythmen an AnnenMayKantereit und schafft eine angenehme Atmosphäre, um sich zurückzulehnen und zu entspannen.
Auf der MainStage eröffnet der aus der UK stammende Sänger Tom Grennan die Headliner Bühne. Mit “Crown Your Love” erinnert er an irische Traditionen und zeigt sich als hervorragender Stimmungsmacher während des Mittagstiefs. Auf der Bühne wird sein Gesang durch Backgroundsänger:innen und ein DJ Set ergänzt. Mit seinem bekanntesten Song “Little Bit of Love” rundet Grennan sein Set erfolgreich ab.
Nach einer kurzen Umbaupause folgt auf der MainStage die aus den drei Brüdern Adam, Jack und Ryan Met bestehende New Yorker Band AJR. Auch sie sind wie viele weitere Künstler*innen das erste Mal in Ungarn. Durch den Einbezug von Ukulelen, Trompeten, Gitarren, Saxophon und Geige zeigt die Band instrumentalische Vielfalt und bietet den Zuschauern immer wieder eine neue Seite. Mit einem Mix aus jazzigen Rhythmen und Indie Pop animiert die Band die Menge bereits früh zum Feiern. Ihre bekanntesten Hits, “World’s Smallest Violin”, “The Good Part” und “Weak” dürfen für einen gelungenen Auftritt natürlich nicht fehlen und werden vom Publikum erwartungsgemäß freudig angenommen. Mit “Dumb Song” spielt die Band einen neuen Song ihres bald erscheinenden neuen Albums.
Baby Queen begann ihre Karriere erst vor ungefähr einem Jahr und wird als rasant aufsteigende Künstlerin gefeiert. Auf der FreeDome Stage tritt sie als einer der größeren Acts auf und überzeugt gleich zu Beginn ihres Sets mit rauchiger Stimme ihren Pop-Rock inspirierten Hit “Internet Religion”. Das Set suggeriert teilweise einen 2000er Highschool Filme Vibe und trifft thematisch damit genau den Geschmack der Millennial- und Gen Z Generation. Mit “Dreamgirl” spielt die Sängerin die erste Single ihres im Oktober 2023 erscheinenden ersten Albums.
Auf der Magic Mirror Stage treten während der Sziget Comedy, Comedians aus verschiedenen Ländern auf. An diesem Abend überzeugen insbesondere eine ungarische Comedian und ein Comedian aus Neuseeland mit schnellen und trockenen Witzen, die sich auf die eigenen Erfahrungen und Identitäten beziehen.
Währenddessen spielen M83 auf der FreeDome Stage elektronische Beats mit voller Bandbesetzung. Das Zelt platzt während des Auftritts aus allen Nähten und die Lichtshow tut noch ihr Übriges dazu, um alle Feiernden in Partystimmung zu bringen.
Mit dem Auftritt der aus den baltischen Staaten stammenden Drag Queens macht das Sziget Festivals während des Drag’n’Roll Baltic Ball ein wichtiges politisches Statement. Während des Auftritts machen die Queens mit ihren Auftritten immer wieder auf die schlechten Lebensbedingungen queere Personen und die Anti-LGBT Bewegung in den baltischen Staaten aufmerksam. Angeleitet wird die Aufführung von der ungarischen Drag Queen Miss Plastic, die auch selbst auf die sich leider verschärfende Anti-LGBT Bewegung in Ungarn aufmerksam macht.
Auch auf der MainStage findet durch die queere schwarze Sängerin Arlo Parks eine wichtige Repräsentation statt. Die Sängerin spielt modernen RnB mit queeren Texten. Ihren Song “Eugene” widmet sie ihrer großen musikalischen Muse Radiohead.
Mit Mumford & Sons rundete die nunmehr dreiköpfige Band die MainStage mit ihrem folkigen Pop erfolgreich als Headliner ab. Wie zu erwarten ist die Band ein großer Publikumsmagnet und erfreut ihr Publikum mit ihren Hits “Little Lion Man”, “The Cave” und “I Will Wait”. Die drei Sänger überzeugen durch ihren Gesang, ohne große Show oder aufwendiges Bühnenbild.
Wer auch nach dem Headliner noch Lust auf Musik hat, findet mit Nothing But Thieves auf der FreeDome gleich die nächste bekannte Band. Mit ihren rockigen, teils punkigen Tönen sind sie dennoch für eine große Menge ansprechbar. Als erster rockiger Akt nach dem Headliner bieten Nothing But Thieves eine Abwechslung zu den technolastigen Künstler:innen der vorherigen Tage. Die Menge zeigt sich während des Sets wiederholt textsicher und zu “Amsterdam” übertönt sie mit ihrem Gesang sogar den Sänger Conor Mason.
Gleich danach folgt noch ein rockiger Künstler mit Frank Carter & the Rattlesnakes. Die Band und insbesondere der Leadsänger zeigen sich während des Sets wiederholt energiegeladen und publikumsnah. Mitten in der Menge singt Frank Carter seine punkigen Tunes. Bekannt für die rauen Live-Shows zeigt sich die Band auf dem Sziget jedoch etwas zurückhaltend. Dennoch animieren sie die Menge zu unzähligen Moshpits.
Wer danach noch Lust zum Feiern hat, kann mit Diplo ein klassisches DJ Set auf der Samsung PartyArena finden. Er zieht das Publikum in Scharen in die Arena und läutet die Nacht zum Party machen ein.
Tag 5 – Montag, 14.08.2023
The Aces beginnen ihr Set auf der FreeDome Stage mit einem relativ kleinen Publikum, ziehen jedoch über das Set hinweg immer mehr Zuschauer an. Die Band bietet eine gute Mischung aus emotionalen und energetischen Liedern. Mit “Stuck” schließen sie ihr Set mit einem Bang ab und sind damit ganze zehn Minuten vor ihrem eigentlichen Slot fertig.
Trotz einer Panne ihres Tourbusses in Österreich, schaffen es Giant Rooks mit dreißig Minuten Vorlauf auf das Festivalgelände. Als einer der wenigen deutschen Acts heizen Giant Rooks die Menge ein und zieht bereits zu Beginn viele Leute vor die Bühne. Mit “Bedroom Exile” und “Heat Up” beginnt die Band ihr Set gleich mit zwei Hits. “For You” bietet einen ersten Einblick in das hoffentlich bald erscheinende zweite Album der Band. Und auch die Single “Somebody Like You” macht Freude auf mehr!
Mit einem Einstieg der etwas anderen Art beginnt Lorde ihr Set mit “Royals” aus dem Backstage Bereich. Sie ist das erste Mal in Ungarn und spielt ein Set, in welchem ein Hit den nächsten jagt. Die Show ist rockiger als ihre Solokonzerte und ist mit verkürzten, alternativen Songs ein sehr elektronisches Set, das zum Tanzen einlädt.
The Haunted Youth sind mit ihren elektronischen und melodischen Lieder ganz anders als die Aufmachung des Bandlogos vermuten lässt. Das Set der Band zeichnet sich durch wenig Gesang und Fokus auf den Synthesizern und dem Keyboard aus.
Die Punk-Rock Band Amyl and the Sniffers ist mit einer weiblichen Leadsängerin eine der wenigen female fronted Bands. Amyl ist fast ausschließlich in der Menge vorzufinden und kommt mit einer Flasche Jägermeister zurück, um eine erstklassige Rockshow durchzuziehen. Das Publikum ist voll dabei und zeigt sich sehr textsicher.
Headliner Macklemore bezeichnet das Sziget Festival als eines der besten Festivals weltweit. Er spielte zuletzt vor fünf Jahren auf dem Festival und freut sich sehr darüber, erneut die Möglichkeit dazu zu haben. “Thrift Shop” wird direkt als zweiter Song des Sets gespielt und holt die Menge auf Anhieb auf die Beine. Als bisher einziger Headliner bietet Macklemore eine aufwendige Show mit Tänzer:innen und Outfitwechseln. Mitten während der Show ruft er zu einem Dance Off auf und lässt zwei Zuschauer auf die Bühne kommen die einen eindrucksvollen Tanz abliefern. Mit “Good Old Days” und “Can’t Hold Us” rundet er die Show perfekt ab.
Bereits über eine Stunde vor Einlass, stehen die Leute für die Main-Show der Magic Mirror Bühne an. Die Show Queenz besteht aus fünf Drag Queens aus der UK. Der Eingang in das Zelt ist aufgrund der großen Nachfragen völlig überfüllt und nach einer unorganisierten Einlasssituation werden die Türen der Bühnen aus Sicherheitsgründen bereits nach wenigen Minuten geschlossen. Es wird schnell klar, dass die Drag Show ein absoluter Publikumsliebling ist. Mit Hits aus den 2000ern, die von den Künstler:innen live gesungen werden, bringen sie das gesamte Zelt zum Grölen. Ab der ersten Minute herrscht eine ausgelassene Party-Stimmung, die gute Laune bereitet und es dennoch schafft, wichtige politische Themen anzusprechen.
Tag 6 – Dienstag, 15.08.2023
Am sechsten und finalen Tag des Festivals, wird auf der Magic Mirror Stage ein Ausschnitt des Filmfestivals Friss Hús – Queer Dreams gezeigt. Insgesamt sechs Kurzfilme, die sich mit queeren Themen beschäftigen, werden auf der gemütlichen Bühne gezeigt und bieten einen Rückzugsort und ein Kontrastprogramm zu den sehr technolastigen musikalischen Gegenangeboten.
Fast gleichzeitig sorgt 999999999 auf der Ticketswap Colosseum Stage schon am frühen Nachmittag für ein volles Haus feiernder Menschen. Trotz heißer Temperaturen ist die Menge dazu bereit, alles zu geben und zum harten Techno ihre Körper zu bewegen. Der Bass ist dabei über einen Großteil des Geländes nicht zu überhören.
Mit girl in red wird es auf der MainStage zwar etwas poppiger, aber bei weitem nicht ruhiger. Die queere Sängerin der MainStage beginnt ihr Set mit ihrem Hit “You Stupid Bitch”. Mit ihrer lockeren Art kommt sie im Publikum gut an und kann auch stimmlich mehr als überzeugen.
Als krönender Abschluss des Festivals singt Billie Eilish auf der MainStage ein phänomenales Set. Ihre treuen Fans, die bereits seit Einlassbeginn vor der Bühne stehen, sind noch über die Insel Grenzen hinweg deutlich zu hören, als Billie die Bühne betritt. Es ist ihr erstes Konzert in Ungarn und die Menge ist demnach extra gespannt die Sängerin live zu hören. Den Erwartungen des Publikums wird Billie Eilish mehr als gerecht. Sie spielt ein bekanntes und ausgewogenes Set, das durch ein Duett mit ihrem Bruder Finneas und einer Videosequenz ihrer Kindheitsfotos und -erinnerungen eine emotionale Facette mitbringt. Derzeit arbeitet die Sängerin gemeinsam mit ihrem Bruder an einem neuen Album, welches nächstes Jahr erscheinen soll.
Wer nach dem Auftritt von Billie Eilish jedoch noch nicht bereit dazu ist, das Ende des Festivals einzuläuten, kann auf der FreeDome Stage zum Gesang von 070 Shake ausgelassen tanzen und feiern. Die Sängerin hat eine treue Fanbase, die weiß wie man Stimmung macht und sich durch Textsicherheit auszeichnet. Als Auftakt in die nächtliche Partyszene ist sie ein gelungener Stimmungsmacher.