Love Metal liegt in der Luft – an einem Abend ganz im Zeichen des Heartagrams. Ein milder, regnerischer Winterabend in Hamburg – Klischee erfüllt. Eine lange, schier endlos erscheinende Schlange mit dunkel gekleideten Menschen vor der Fabrik in Hamburg – Klischee erfüllt. So sah es zuletzt im Dezember 2017 beim Abschiedskonzert von HIM vor dem Docks aus.
Restlos ausverkauft und das seit Monaten – noch bevor alle Fans wirklich wussten, dass das Album „Neon Noir“ erscheint und Ville Valo als VV wieder auf Tour gehen würde. Ville Valo ist zurück auf der Bühne und natürlich lässt er auch 2023 Hamburg auf seiner Tour nicht aus.
Den Abend eröffnen Kaelan Mikla mit düsterer, geheimnisvoller Musik. Die drei jungen Isländerinnen fesseln mit einer apokalyptischen Atmosphäre, welche durch den Kontrast von dunkel klingendem Bass und fast schrill wirkendem Gesang erzeugt wird. Die Band bezeichnet ihre Musik als „no wave, poetry punk“. Ein sehr gelungener Auftakt für das was noch folgen wird.
Dann tritt Ville Valo auf die Bühne mit einer Präsenz ohne Gleichen. In seinem schwarzen Blazer blickt er mit seinen schwarz geschminkten Augen in das Publikum und schenkt allen ein Lächeln. Ab da wissen nicht nur die eingefleischten Fans, dass dieser Abend nur gut werden kann. Er eröffnet das Konzert mit „Echolocate your love“ vom neuen Album „Neon Noir“. Direkt im Anschluss ein HIM-Song „Funeral of Hearts“ und spätestens jetzt ist auch der letzte Gast im Saal verzaubert vom Love Metal Flair in der Fabrik. Passend zum Song bekommt Ville ein großes Lebkuchenherz aus dem Publikum überreicht. Auf dem Herz steht, in weißer Zuckerschrift geschrieben, Ville Valo. Er nimmt es lächelnd entgegen und es begleitet, von da an, die gesamte Show am Mikrofonständer.
Es folgen die Songs „Neon Noir“, „Right here in my arms“, “Loveletting”, “Buried alive by love”. Somit zeichnet sich das Muster der Setlist ab. Neue VV-Songs vom Album „Neon Noir“ wechseln sich mit HIM-Klassikern ab. Besser geht es kaum.
Ville Valo hält dabei seine Bühnenpräsenz aufrecht, lächelt, interagiert und hat Spaß mit der Band, deren Mitglieder allesamt einen großartigen Job machen. Wir alle wissen, dass dies ein besonderer Abend ist. Als „Join me“ als zehnter Song nach „Heartful of Ghosts“ erklingt – ist einer der Höhepunkte des Abends erreicht. So ziemlich jeder Konzertbesucher singt lauthals mit und verspürt wahrscheinlich zeitgleich das wohlig-warme Gefühl der Love-Metal-Endophine aufsteigen.
Das alternierende „Neu-Alt-Programm“ setzt sich fort bis Valo nach „Love and Dead Embrace“ von der Bühne geht. Die Stimmung kocht, es wird Zugabe gerufen während das riesige, leuchtende Heartagram von der Bühne Zuversicht ausstrahlt. VV muss sich nicht lange bitten lassen. Zuerst erscheint die grandiose Band wieder, dann der einmalig talentierte Sänger mit einer Aura, die sich kaum in Worte fassen lässt. „Soul on fire“, „Salute the Sanguine“ und „Poison Girl“ reißen als Zugaben förmlich mit. Vor dem letzten Lied begeistert Herr Valo uns mit einer Ansprache, wie man sie selten von ihm erlebt hat. Es wird gemeinsam gelacht und das macht den Abend zum einem der unvergesslichsten Ville-Valo-Besuche – den Hamburg je erleben durfte.
In seinem Monolog bedankt er sich ausgesprochen höflich bei seinen Fans für ihr Erscheinen auf dem Konzert. Er grüßt seine Mutter im Publikum und er stellt seine Band vor, weil sie das gerne möchte und das obwohl Ville das nicht so gut kann, wie Ed Sheran. Als Außenstehender kann man aber wohl sagen, dass er eine extrem gute Figur bei der Bandvorstellung macht. Gekrönt wird die Rede durch eine kleine Anekdote die er einem Fan widmet, der während der Show sehr intime Körperteile von Ville Valo sehen wollte. Diesen schickt er besser direkt in die Herbertstraße. Der Saal lacht mit Ville. Fantastisch. „Saturnalia“ ertönt als letzter Song des Abends, Ville geht von der Bühne und die Band lässt noch 30 Sekunden Love Metal nachklingen. Ein Abend der bleibt.
Vor der Fabrik singen Fans lauthals die Songs des Abends weiter. Bei mildem regnerischen Wetter entwickelt sich eine Straßenfest-Atmosphäre, welche die Besucher beglückt heimfahren lässt.
Eines ist sicher: Ville Valo – dein nächster Hamburg-Besuch wird sehnlichst erwartet und wir heißen Dich wieder herzlich willkommen.
Bis dahin eine schöne Tour durch das restliche Europa und die USA.
Bericht: Simone Gansewig
Fotocredit: Johanna Lippke