Me & Reas – das sind fünf junge Musiker aus Nürnberg, die es am 21. April für ein Konzert ins Cascadas nach Hamburg verschlagen hat. Unsere Redakteurin Pia war nicht nur da um ihrer Musik zu lauschen, nein sie wurde auch herzlich eingeladen zu Tee & Bier ins Backstage und durfte den Jungs ein paar Fragen stellen. Da wurden von Sänger Andreas und Gitarrist Nils natürlich Fakten rund um das aktuelle Album „Bittersweet“ aufgedeckt aber auch erzählt, wie das so ist, wenn man als Band im Fahrstuhl stecken bleibt und ab welchem Alter es endgültig bergab geht.
Frontstage Magazine: Ihr habt jetzt nach einer langen Pause schon ein paar Konzerte gespielt – was ist für euch das Schönste daran, dass es wieder ans Live spielen geht?
Andreas: Also erstmal glaube ich, dass wir uns wieder öfter sehen und das viele Auto fahren ist natürlich das Geilste!
Frontstage Magazine: Das Auto fahren? Das hört man eher selten!
Andreas: Das ist auch eher ironisch gemeint (lacht). Wir haben letzte Woche sehr viele Kilometer abgerissen und dann eben auch noch so Sachen wie Kiel – Nürnberg und das ist eben immer besonders toll, 8 1/2 Stunden Fahrt. Das hab ich nicht wirklich vermisst, aber so den allgemeine Tourspirit, das ist schon wieder gut!
Frontstage Magazine: Da gehören ja eben auch ein paar Kilometerchen dazu! Aber wenn dann die ganzen Baustellen und Stau dazukommen ist’s schon anstrengend!
Andreas: Vor allem am Karfreitag von Hildesheim nach Berlin, da gabs nur Baustellen, dann kommt man zu spät zum Aufbauen und muss gefühlt innerhalb von 10 Minuten Soundcheck machen – so wie heute. Das vermisst man nicht unbedingt aber es gehört halt dazu!
Frontstage Magazine: Ich hab gesehen, ihr hattet letztens schon einen Off-day in Hamburg, ihr kennt euch also quasi schon ein bisschen aus in der Hansesstadt. Was ist denn bisher euer Lieblingsspot in Hamburg oder mal anders gefragt: wo müsst ihr nie wieder hin?
Nils: Also wo wir auf jeden Fall immer wieder hinmüssen: die Reeperbahn! Weil wir immer da pennen, in so einer Künstlerwohnung. Aber um ehrlich zu sein, ich kann’s schon langsam nicht mehr sehen.
Andreas: Also wir waren ja erst im Dezember hier und auch am selben Ort und da war noch nichts wieder offen, deswegen war’s ein bisschen traurig. Und wir haben in den letzten Jahren echt oft in Hamburg gespielt aber irgendwie immer am selben Ort und deswegen wollen wir da langsam weg. Vielleicht hast du ja einen Tipp für uns?
Nils: Es gibt ja so viele schöne Ecken in Hamburg aber da sind wir irgendwie nie, das ist das Problem. Wir sind immer in den Touri-Ecken (lacht).
Frontstage Magazine: Also ich bin ein totales Hafenkind, da könnt ihr nie was falsch machen!
Andreas: Stimmt Strand Pauli waren wir schon – das war ok, das war schon schön!
Frontstage Magazine: Da war ich auch gestern gerade ansonsten ist auch die Schanze immer zu empfehlen! Aber jetzt mal genug von Hamburg, sondern mal zu euch! Um euch mal ein bisschen vorzustellen: abgesehen von der Instrumentenverteilung in der Band. Gibt’s andere Aufgabenverteilungen bei euch? Wer ist für was zuständig?
Nils: Im Zweifel Andi für alles. Andi alles für immer! Und dann mal sehen was noch so hinten runter fällt.
Andreas: Also mittlerweile haben wir ein bisschen was verteilt. Nils kümmert sich ein bisschen um den Live-Bereich, war aber noch nicht so viel zu tun (lachen). Sören macht so ein bisschen den Merch, Benni ist für alles was Videos angeht zuständig und Manu ist so der visuelle Typ bei uns, der macht alles was mit Flyern, Grafiken und Covern zu tun hat.
Fronstage Magazine: Da hat also jeder so seinen Bereich!
Andreas: So solls zumindest sein!
Frontstage Magazine: Dann kommen wir mal auf euer schönes, neues Album zu sprechen. Trägt ja den wunderbaren Titel „Bittersweet“. Ezählt mal: was ist bitter an dem Album und was ist der süße Teil?
Andreas: Im Endeffekt geht’s ums Erwachsen werden, ums Älter werden und beide Sachen sind ja so bittersweet. Also es gibt schöne Sachen am Älter werden, dass man zum Beispiel ein bisschen gelassener ist oder zumindest so tut, als ob man gelassener wäre. Das find ich ganz cool, dass man sich nicht mehr so stressen lässt von Kleinigkeiten und das ist eben sweet. Bitter ist aber vor allem, dass man morgens aufsteht und sich so fühlt als wär man mindestens 80 Jahre alt. Also wir waren letzte Woche fünf Tage unterwegs und ich kam nach Hause und hatte überall Muskelkater vom Musik machen, vom Sachen rumschleppen und Auto fahren. Ich war wirklich im Arsch und das ist glaube ich das Problem am Älter werden! Das man einfach merkt, man verfällt langsam und man kommt seinem unausweichlichem Tod immer näher (lacht).
Frontstage Magazine: Wie alt seid ihr denn jetzt, wenn ich fragen darf?
Andreas: Ich bin 34 und Nils ist 29.
Nils: Aber wir sind quasi die Klammer, also bei uns gibt es zwischen 29 und 34 alles.
Frontstage Magazine: Okay und ab wann geht’s los, dass man sich wie 80 fühlt?
Nils: Jetzt!
Andreas: Also ich glaub bei mir hat es angefangen ab dem 30. War wahrscheinlich auch psychisch aber ab dem Moment wo ich 30 wurde, hatte ich sofort Magen-Darm, das war nicht so geil!
Frontstage Magazine: Dann kann ich mich ja auch noch auf was freuen! Wo wir schon beim Thema sind: da gibt’s ja auch nen Song von euch zu. „Thirty“ heißt der, den habt ihr ja in Kooperation mit Matze Rossi gemacht.Erzählt mal, wie kam es dazu und auch zu den anderen Features auf dem Album?
Andreas: Also das ist eigentlich recht unkompliziert gewesen. Wir hatten Songs und wir wollten Features haben! Dann haben wir geguckt. wer könnte da reinpassen aus dem Label-Kosmos unseres Labels Uncle M und dann war Matze der Erste, der gesagt hat: „Ja klar, mach ich“. Einen halben Tag später war der Song dann da.
Frontstage Magazine: Cool, also sofort im Kasten gewesen!?
Andreas: Ja voll, so war es aber auch bei den anderen beiden Feature-Songs. Also wir haben ja noch mit Shoreline und Austin Lucas nen Song gemacht und da haben wir einfach mal eben per Mail angefragt, habt ihr überhaupt Bock? Hier sind die Dateien! Bei allen dreien war es dann im Endeffekt ein halber Tag, wo wir zwischendurch nochmal gesagt haben: hier und da vielleicht nochmal ne Stimme drüber und dann haben sie es gemacht, es kam zurück und ich musste nichts mehr editieren, nichts mehr schneiden – es war einfach direkt fertig!
Frontstage Magazine: Was fällt euch denn beim Songwritig leichter: die „bitteren“, die melancholischen Songs oder eher die euphorischen „süßen“?
Andreas: Also ich glaub auch die euphorischen Songs sind bei uns ein bisschen sad. Die sind alle gleich melancholisch und gleich traurig angehaucht. Während Corona war es für uns ne Notlösung, dass wir etwas ruhigeres Zeug machen und es war auch gar nicht so zäh, wie ich zu Anfang dachte. Es war eher ähnlich wie bei den Features, nach dem Motto: hier ist die Grundidee und jeder spielt was drauf ohne zu wissen was der Andere macht. Dass war vor allem geil, weil Nils an der Gitarre und Manu am Piano beide so Melodie-Parts hatten, die sich perfekt ergänzt haben. Also entweder sind wir einfach schon so lange als Band zusammen, dass jeder weiß, was der andere für einen Schrott fabriziert oder es ist einfach Zufall!
Bei den lauteren Songs war es dann eher so, dass wir im Proberaum schon noch dran rumgeschraubt haben, die haben dann schon etwas länger gedauert. Aber eigentlich ist die Grundidee bei unserem Songwriting schon so, dass wir gemeinsam im Bandraum stehen und dann auch alle zusammen an den Songs basteln.
Frontstage Magazine: Habt ihr denn einen Lieblingssong auf dem Album oder einen, der euch am nächsten geht? So eine Art „Baby“ oder ist es das Gesamtpaket?
Nils: Mir geht „Thirty“ nah, weil die 30 kommt auf mich zu!
Andreas: Ja „Thirty“ natürlich aber „Best Regards To Myself“ ist immer noch so mein Lieblingsding, weil das war der erste Song den wir während Corona gemeinsam gemacht haben. Den haben wir auch zum ersten Mal selber produziert und gemischt. Deswegen hat der einen besonderen Platz bei uns.
Frontstage Magazine: Das glaub ich gern! Als ich euer Album zum ersten Mal durchgehört hab, hab ich mir so gedacht: Mensch, das eignet sich extrem gut für nen Roadtrip, wenn man so 900 km vor sich hat oder auch im Stau steht! Wo würde es denn bei euch jetzt ganz spontan hingehen, wenn ihr freie Wahl hättet? Mal ganz abgesehen vom Tourleben!
Nils: Spontan wär es mir egal wohin, nur wichtig, dass hier alle wieder dabei sind! Sonst wird’s langweilig!
Andreas: Ich glaube ich bräucht mal ein bisschen Urlaub. Irgendwo in der Sonne, am Strand und fünf Tage nur ein Buch lesen. Das wär glaub ich mal ganz schön!
Frontstage Magazine: Klingt fein! Wo trifft man euch denn, wenn ihr nicht gerade auf der Bühne steht oder anderswo musiziert?
Andreas: Wir sind alle berufstätig, leider! Und wir haben auch zwei Väter dabei, die machen gerade vor allem glaube ich Kind (lacht).Wir sind glaube ich alle echt basic und chillen auch gerne mal einfach auf dem Balkon. Die wilden Jahre haben wir hinter uns. Die haben wir auf diversen Balkonen gelassen, von daher freu ich mich einfach gerade wieder drauf, dass es wärmer wird und das wir auch mal wieder Konzerte draußen erleben können.
Frontstage Magazine: Das geht ja jetzt alles so langsam wieder los, zum Glück! Aber jetzt will ich noch ne Geschichte aus dem Nähkästchen hören: welcher Moment vom Tourleben ist euch denn ganz besonders in Erinnerung geblieben?
Andreas: Da gibt’s sauviel und ich kann mich gerade gar nicht so richtig entscheiden für irgendeine! Aber wir waren letzte Woche in Berlin…
Nils: Da krieg ich jetzt schon schwitzige Hände!
Andreas: …wir haben da gespielt und morgens dann noch bei einer Freundin gefrühstückt, die hat im 5. Stock gewohnt und da sind wir zu viert, mit Rucksäcken auf, in nem winzigen Aufzug hochgefahren. Im vierten Stock angekommen zeigt uns das Ding dann an: Überlast und bleibt stehen! Wir hatten dann kurzzeitig einen Schweißsee, waren vollkommen panisch und Sören, unser Drummer, lacht sich kaputt, während wir anderen dachten, dass wir da nie mehr rauskommen. Aber nach ner Minute gings dann zum Glück von allein wieder weiter!
Frontstage Magazine: Da hatte ich auch kurzzeitig schon vom Zuhören Herzrasen! Danke dafür und vor allem tausen Dank für das sehr spaßige Interview – wir sind am Ende! Noch letzte Worte?
Nils & Andreas: Danke auch! Und geht wieder auf mehr Konzerte, Leute! Es geht wieder!

Tourdates:
02. Juli 2022 – Nürnberg, Katharinenruine
26. November 2022 – Köln, Theater „die wohngemeinschaft“
Fotocredit: Johanna Lippke