Mal singt er, mal rappt er, mal ist es ein flowiger Sprechgesang, seine Songs sind ein Mix aus Pop und Singer/Songwriter mit Hip-Hop-Einflüssen. David Beta (27), geborener Kieler und Wahlhamburger schreibt in seinen Texten über sehr persönliche Erfahrungen und Beobachtungen, lässt Gedankenbilder spielen, oder hält einem ab und zu auch mal den Spiegel vor’s Gesicht. „Auf der Bühne mach ich gerne lustige Ansagen und spiel dann ein trauriges Lied – oder umgekehrt.“ Denn David ist beides: Auf der einen Seite nachdenklich, melancholisch, zweifelnd, aber auch positiv, lässig und selbstironisch. Das passende Tattoo dazu hat er auf seinem Arm: „Die Welt ist grässlich und wunderschön“ – eine Hommage an eines seiner Vorbilder, Gisbert zu Knyphausen.
Vor sechs Jahren zieht der gebürtige Kieler in seine Wunschstadt Hamburg, um eine Ausbildung zum Musiker zu absolvieren und Songs zu schreiben. Bei einem Konzert entdeckt ihn Produzent und Schlagzeuger Jens Carstens (Udo Lindenberg, Selig, Heinz Rudolf Kunze). Schnell entsteht der Plan, zusammen an einem ersten Album zu arbeiten.
Gesagt, getan. Dann kommt mitten in der ersten Produktionsphase die Pandemie. Doch das Team macht weiter, hält aus, denkt um und findet neue Verbündete im Hamburger Label Hypertension Music, die das Projekt tatkräftig unterstützen.
Es folgt die Veröffentlichung erster Singles, Radio-Airplays, Fernsehauftritte in ZDF und NDR. Am Ende hat sich alles Durchhalten gelohnt: David Betas Debütalbum wurde eingespielt von namhaften Musikern wie Gitarrist Peter Koobs (u.a. Peter Maffay, Pe Werner), Pianist Zoran Grujovski (u.a. Das Pack, Rosenstolz), sowie dem Bassisten und den Bläsern von Jan Delay: Ali Busse, Philipp Kacza, Johnny Johnson. Carstens steuerte nicht nur die Drums bei, er übernahm auch die Produktion zusammen mit Grujovski.
Entstanden ist dabei ein vielseitiges Album mit zwölf Songs, mit denen sich David nun erstmals der deutschsprachigen Musiklandschaft präsentiert. Los geht es mit einigen leichteren Tracks: “Ein Bild” ist der Opener und beschreibt die Suche nach den richtigen Worten, dem richtigen Anfang. Ums Anfangen geht es dann noch öfter: In “Beste” schreibt David über die Schönheit der Entscheidung. Den Song schrieb er gemeinsam mit Rapper und Songwriter Nico Suave (Gedankenmillionäre, Danke) — ehrlich und direkt, voller Hoffnung und Lust auf Neuanfang. Doch David kann mehr. Zwischen stürmischen Aufbruchs-Liedern (“Rot und Blau”), der liebevollen Hommage an die eigenen Wurzeln (“Meermensch”, “Hurra!”) und sonnig-optimistischen Klängen (“Leicht”, “Sommer”) lassen die Songs auch Platz für das Zögern und die graueren Hintergedanken. Der Titelsong “Wenn ich schonmal hier bin” gesteht dem inneren Pessimisten erstmal zu, dass die derzeitige Lage aussichtslos genug scheint, um zu fragen: “Warum überhaupt noch etwas tun? Es lohnt sich doch eh nicht.” Eine berechtigte Frage — und doch geht es um das “Trotzdem-irgendwie-machen”, wie David es benennt.
Und vielleicht hast du ja recht
dass sich alles nicht lohnt und es ist alles zu spät,
doch ich glaub, ich glaub das nicht
ich glaub, dass da noch immer was geht.
Ein Motto, das schon während der Produktion des Albums wie ein kleines Mantra dem Team immer wieder geholfen hat. Hier kommt ein weiterer wichtiger Aspekt von Davids Musik ins Spiel: In der Ballade “Dein Ja” folgt die Einsicht, das ganze irgendwie weder alleine schaffen zu können noch zu wollen. Einzelkämpfermusik sucht man hier vergeblich. Eine Hymne auf die innere Unruhe ist “Kein Zuhause” — statt Rast- dann Ratlosigkeit beim Song “Reparieren”, wenn Durchhalteparolen eben nichts mehr bringen und der einzige Weg ist, da zu sein und auf den anderen zu warten. So findet Davids Debütalbum auf “Dabei” mit seinem sich wiederholenden “Ich wär so gern dabei!” einen passenden Abschluss. Ein Wunsch nach Verbindung, nach Teilhabe und nach diesem gewissen Gefühl von Mittendrinsein.
Fotocredit: Viktoria Micheel