Philipp Poisel kündigt sein viertes Studioalbum „Neon“ für den 17. September 2021 an. Wie kaum ein anderer deutscher Musiker des neuen Jahrtausends schafft Philipp Poisel dabei den Spagat, ein Staubkorn zu beleuchten und gleichzeitig zu abertausenden Fans zu sprechen. Die ersten Singles „Was von uns bleibt“ und „Das Glück der anderen“ sind bereits erschienen.
Wenn etwas die vier Alben eint, die Philipp Poisel seit 2008 veröffentlicht hat, dann ist das ihre Wärme, welche stets das Spannungsverhältnis aus musikalischer Weite und erzählter Intimität einzufassen weiß und die sein Schaffen seit jeher prägt. Warum berührt der orchestrale Minnesang Philipp Poisels sowohl die Hymnen-suchenden Menschen im Äther des jugendlichen Pop-Radios als auch die etwas angestaubten Vinyl-Auskenner, die versonnen und mit geschlossenen Augen in Kopfhörersesseln sitzen, während sie sehnsüchtig seine Lyrik mitsummen?
Oder anders und etwas konkreter gefragt: Wie schafft es Philipp Poisel, mit denselben Songs etwa auf dem Haldern Pop-Festival die in ihren Hörgewohnheiten bisweilen anspruchsvollen Gäste zum Mitgehen zu bewegen und gleichzeitig regelmäßig an prominenter Stelle in den kommerziellen Casting- und Talentshows der Privatsender interpretiert zu werden? Wie kann man auf der Oberfläche schwimmen und gleichzeitig in tiefste Tiefen tauchen? Die Antwort steckt, oh Wunder, im Werk, hinter dem der schwimmende Taucher sich gerne versteckt. Soviel weiß man über Philipp Poisel nämlich nicht… Was jedoch feststeht: Es geht immer weiter. Mit derselben Intensität, zwischen Beschwingtheit und Schwergang. Poisels musikalische Wandlungsfähigkeit hat ihn dabei mit „Neon“ an einen neuen Ort gebracht. An einen Ort, der ein wenig Erläuterung verdient. „Neon“ nämlich ist vielleicht sogar der Schlüssel zu seiner Poetik. Oder wenigstens ein Dietrich.
Hell im Zentrum, dann aber immer wieder in diffus scheinenden Ausläufern gen Dunkelheit, tastet sich das Licht dieses Albums zwischen Euphorie und Melancholie in die Ferne, um dort das noch Unerkennbare zu ertasten. Philipp nennt das selbst ein „Reinversinken“ – ein Abtauchen in eine andere Zeit, in Erinnerungen, bei gleichzeitigem Blick in die Zukunft. Und das steckt für ihn im Motiv von „Neon„. Das Medium hierzu ist die Fantasie, der gegenüber er fast eine demütige Dankbarkeit verspürt, erlaubt sie ihm doch, sich in andere Sphären zu bewegen. Auch oder gerade weil er sich, wie alle Menschen während der letzten zwei Jahre, im Entstehungsprozess meist in seiner Heimat aufgehalten hat: War „Mein Amerika“ von 2017 noch eine Platte, in der er den titelgebenden Sehnsuchtsort konkret bereiste, träumt er sich auf „Neon“ nun vielmehr davon, aus der Provinz heraus, in Vergangenheit wie Zukunft. Auch zwischen den Zeiten vermag der Mensch weite Strecken zurückzulegen. Es zeigt sich: „Neon“ ist ein Meilenstein der Fantasie.
Fotocredit: Sophie Seybold zur Verfügung gestellt von Check Your Head