Die Herren von Culcha Candela hatten dieses Wochenende gleich zwei Gründe zu feiern. Zum einen konnte man sich über das 19-jährige Bandbestehen freuen und zum anderen feierte Johnny Strange Geburtstag. Nach dem Auftritt am Donnerstag in Hamburg, lud Freitagabend der Lüneburger Kultursommer zum Fest ein und brachte ein Ständchen dar.
Wobei Kultursommer in diesem Fall irgendwie das falsche Wort war, denn das norddeutsche Wetter zeigte sich mal wieder von seiner besten Seite: regnerisch, grau in grau und äußerst nass. Aber das hält ja keine*n richtige*n Norddeutsche*n von einem Konzert ab. Also wird der Regenponcho übergeschmissen und auf ging es zum ersten Voract, dem guten DJ Dorfkind J-P, der uns ein geiles Medley nach dem nächsten präsentierte und trotz Regen für ausgelassene Stimmung sorgte. Das Wasser von oben machte auch vor der guten Laune Showeinlage von Sänger Bovann keinen Halt und regnete erbarmungslos auf die Besucher*innen herab. Diese hatten ihr Schicksal aber schon längst akzeptiert und ließen sich von der lockeren und lustigen Art des TikTokers und seiner Crew mitreißen. Sobald seine Lieder beendet waren, musste es schnell gehen, um die Show von Culcha Candela direkt im Anschluss zu starten.
Als Mateo, Johnny Strange, Don Cali und DJ Chino die Bühne betraten, hob es die meisten der Zuschauer*innen direkt von ihren Sitzgelegenheiten, die beim Kultursommer in vier Abteile aufgetrennt sind. Die Stimmung war direkt am Start und alle Arme reckten sich dem Regen entgegen. Dem Publikum war es gestattet mit Maske am Platz zu tanzen. Dieses Angebot wurde zumeist dankend angenommen. Als zweiten Song hatte Culcha Candela „Solarenergie“ von ihrem ersten Album „Union verdadera“ ausgewählt und was sollen wir sagen, es hat wirklich geholfen. Der Regen wurde nach und nach tatsächlich weniger, bis er irgendwann gänzlich verebbte. Damit war das erste Problem schon einmal gelöst und man konnte irgendwann sogar die Regensachen ausziehen und mit vollem Bewegungsradius, und nicht zusammengekauert unterm Regenschirm, mittanzen. Jedoch gab es ein noch ein zweites Problem, welches sich leider vom ersten Voract bis zur Zugabe von Culcha Candela durchzog. Die Lautstärke der ausgegebenen Musik variierte entweder stark oder war schlicht zu leise. Gerade am Anfang gab es immer wieder Sprechchöre, die forderten die Musik „Lauter! Lauter!“ zu machen. Aufgrund von Beschwerden der unmittelbaren Nachbar*innen war dies allerdings nicht möglich. Culchas Lied „No tengo problema“ passte also nicht ganz zu der unglücklichen Situation. Nichtsdestotrotz fuhren die Vier mit ihren Tänzerinnen zu „Wildes Ding“, „Berlin City Girl“ und „Dinero“ munter fort. Die Choreo saß trotz Coronapause, der Regen war nun endgültig versiegt und man erlangte das Gefühl, dass sowohl Band als auch Publikum froh waren mal wieder einen Grund gehabt zu haben das Haus zu verlassen.
Natürlich durften auch handbetriebene Konfettikanonen und einzustudierende Choreografien nicht fehlen. Denn was Culcha Candela auf der Bühne zu einer kurzen Zwischenfrequenz zu „Party Rock Anthem“ am shuffeln sind, konnte das Lüneburger Publikum schon lange. Während der kultige Culcha Spaziergang natürlich sowieso nicht fehlen durfte, kam eine neue Tanzeinlage durch den Überraschungshit „Hope“ hinzu. Die Single des neuen Albums „Top Ten“ schlug samt Tanz, mit der tatkräftigen Unterstützung von Bovann, ein wie eine Bombe. Daher ist es kein Wunder, dass das Schauspiel auch live gut in Lüneburg ankam und begeistert mitgedanced wurde. Besonders spannend zu beobachten war dabei die Interaktion zwischen Bovann und den Culchas, immerhin liegen auch hier einige Dekaden Altersunterschied zwischen den Künstlern. Mit den Zugaben „Für Imma“, „Hamma“ und „Monsta“ erfüllten die Entertainer ihr Pflichtprogramm und rundeten einen gelungenen Partyabend in Lüneburg ab. Regen und Beschwerden der Nachbar*innen konnten der exzellenten Stimmung zwar keinen wirklichen Abbruch tun, aber ein fader Beigeschmack blieb dennoch. Nichtsdestotrotz konnten wir uns keinen besseren Start ins Wochenende vorstellen als mit Culcha Candela in Lüneburg zu feiern.
Fotocredit: Kevin Randy Emmers