Khalil Kry veröffentlicht „Salzwasser“ EP über migrantische Identität in Deutschland, Rassismuserfahrungen und Orientalismuskritik.
Die Idee zum Tape entsteht 2023 während eines Popkurses in Zusammenarbeit mit dem Neo-Klassik-Pianisten Johannes Wasikowski und dem Pop-Pianisten Paul Etschberger. Gemeinsam arrangieren sie fünf Stücke, die trotz ihres Fokus auf das Piano auch HipHop-, RnB- und Deutschpop-Elemente vereinen. Mal gesungen, mal gerappt, beschäftigt sich Khalil auf der Platte mit besonders tiefgehenden Themen. Neben gewaltvoller Erziehung und Männlichkeit verhandelt Khalil beispielsweise das Trauma eines sexuellen Übergriffes, Folgen der kapitalistischen Arbeiter*innenkultur oder das Gefühl, als Mann mit Migrationshintergrund in Deutschland emotionale Erwartungshaltungen erfüllen zu müssen. Trotz der emotionalen Abgründe, die Khalil auf der “Salzwasser”-EP preisgibt, gelingt ihm damit auch eine positive Wirkung: Zugehörigkeit und Zusammenhalt. Für Personen mit Migrationsgeschichte und Orientalismuszuschreibungen, für Betroffene von Sexismus und sexualisierter Gewalt.
Khalil Kry vermittelt bereits seit über zehn Jahren orientalismuskritische Songinhalte als Straßenmusiker und seit 2019 auch in Form von Releases. Mit der „Salzwasser“ EP erscheinen gleich fünf neue Tracks, auf denen der Hamburger Künstler sich mit Traumata-Erfahrungen, Kapitalismus, Männlichkeit, Migration und der Schöpfung eines neuen Selbstbewusstseins befasst. So setzt sich Khalil auf „Mann sagt“ sehr persönlich mit toxischen Männlichkeitsbildern und traditioneller (gewaltvoller) Erziehung auseinander, während der Song „Ich war erst 12“ Einblick in seinen Umgang mit traumatischen Erlebnissen im Kindesalter bietet. Weitere Songs verhandeln migrantische Identitätsfindung und Zugehörigkeit („Wer bin ich jetzt„), kapitalistische Arbeiter*innenkultur („Feuer und Eisen„) oder das Gefühl, als Mann mit Migrationshintergrund in Deutschland emotionale Erwartungshaltungen erfüllen zu müssen („Salzwasser„). Wortgewandt und einfühlsam schildert Khalil seine Orientalismuserfahrungen sowie Konfrontationen mit Rassismus und Gewalt.
Fotocredit: Photospokus – Gildo Cassimo