Dorian Electra geht es darum, die Grenzen des Möglichen auszutesten. Sie komplett neu abzustecken. Seit ein paar Jahren als Ausnahmephänomen in der aktuellen Poplandschaft unterwegs, geht es Electra (they/them) längst nicht nur darum, unterschiedlichste Genres und Styles miteinander zu kombinieren, sondern sie immer wieder zu transzendieren – und so vollkommen neue Formen aus dem zu erschaffen, was der Zeitgeist so alles zu bieten hat.
Mit dem dritten Album „Fanfare“ schlägt die sich als genderfluid/transgender identifizierende US-Künstler:in erneut eine ganz andere Richtung ein. Indem der Blick dieses Mal auf aktuelle Kulturphänomene – vor allem den Celebrity-Kult – gerichtet wird, bezieht sich „Fanfare“ auf so unterschiedliche Referenzpunkte wie Les Misérables und Krautrock, ultrahochauflösenden Hochglanzpop, Dubstep und Nu-Metal, wobei Dorian für die Songtexte ähnlich eklektische Quellen anzapft. Biblische Passagen treffen auf Stanley Kubrick, Anspielungen auf Nikola-Tesla-Memes reiben sich an Mao Zedong oder den Minions.
Mit einem Augenzwinkern kommt auch das richtig schön unanständige „Puppet“ daher, das nun als letzte Vorabsingle erscheint und davon handelt, was die Hände beim Sex so alles für Wunder vollbringen können – wobei klanglich Beethovens Für Elise mit zischenden Trap-Hi-Hats und brummenden Synthesizer-Sounds verschnürt wird. Im augenzwinkernden Text um Kontrolle und Unterwerfung finden selbst Miss Piggy und die Muppets ihren Weg ins Schlafzimmer – ein Bild, das sich unweigerlich ins Gedächtnis einbrennt.
Fotocredit Lance_Williams hair by Gregg Lennon Jr Mua by Nick Lennon Styled by Luca Wowczyna