SHARI ist wieder unterwegs, treibt „auf Risiko“ durch die Nacht. Zwischen Camel Blues, Wodka- Shots und zartem Schnee steht sie einmal mehr im einnehmenden Bassgewitter. Auf zittrigen Knien, ohne Rücksicht auf Vernunft, Verstand und den nächsten Tag tanzt sie Marathon-artig durchs Blitzlicht.
„Risiko„, die neue Single der Wahlberlinerin, zeichnet imposante Bilder eines Clubaufenthalts, bleibt in seiner Aussage aber dennoch — SHARI-typisch — spannungsvoll nebulös. Offensichtlich ist, dass sie Ex-Trinkt, um Distanz zum Ex-Partner zu gewinnen; als Bewältigungsstrategie im Einzelkämpferinnen-Modus. Währenddessen durchquert SHARI ein breites Feld an Gefühlszuständen, bis schließlich alles verschwimmt: „ein Auge lacht, ein Auge weint, bin zusammen mit der Einsamkeit“. Empowerment und Trennungsschmerz, Waghalsigkeit und Ablenkung, Freudentaumel und Selbstzerstörung verschmelzen zu einem schemenhaft- vielfarbigen Gewirr. Alles Weitere ist Interpretationssache. Und das ist gut so.
„Risiko“ gleicht, auch musikalisch, einem ausladend-eskapistischen Rausch. Phasenweise dominiert SHARIs flexible Gesangstaktung den vielspurig-flirrenden Uptempo-Beat, an anderer Stelle scheinen stampfende Kicks und fieberhafte Claps die Textebene beinahe zu überschatten. Zwischen Rave, Eurodance, Hyperpop und Phonk-esken Cowbells blüht SHARI im Verlauf des Stückes stimmlich immer weiter auf. Hier flowt sie abgehakt und bewusst undeutlich, dort verzweigt sich ihr schwebender, lang gehaltener Gesang in immer neue Harmonien. „Risiko“ ist nicht der erste Song, in dem SHARI ihre Hassliebe zum Nachtleben thematisiert: im Mai diesen Jahres hat sie im bittersüßen „Rosa Pillen“ einen durchaus kritischen Blick in die Technokeller der Hauptstadt geworfen. „Rosa Pillen„ war nach „Augen zu“ SHARIs zweite Single im Kalenderjahr 2023 — auf das anschließende „Nike Jogger„ im August folgt mit „Risiko“ nun der vierte Hit-Aspirant innerhalb kürzester Zeit.
Fotocredit: Warner Music