„Lass mich dir eine bemerkenswerte Geschichte erzählen…
Es gibt einen Platz, der sich an einem einzigartigen, abgelegenen Ort befindet.
Dort haben sich Menschen und Vögel seit Jahrhunderten gegenseitig inspiriert.
Sie leben in wundersamer Harmonie zusammen.
Wo fast alles nach oben gerichtet ist.
Eine Gruppe von Gilden hat sich zusammengefunden, um sich auf eine heilige Mission zu begeben.
Folge dem Faden dieses uralten Wandteppichs.
Und bereite dich darauf vor, erstaunt zu sein.
Alles ist möglich…
Wenn wir gemeinsam an dieser göttlichen Mission arbeiten und an unsere wahre Bestimmung glauben.
ADSCENDO“
Mit dem Fantasy-Abenteuer-Roman „The Rise of Adscendo” steht ein neues, herrliches Märchen in der ehrwürdigen Großen Bibliothek des Tomorrowlands. Doch verbirgt sich hinter Adscendo viel mehr als lediglich ein Buch, mimt es in diesem Jahr doch das ganzheitliche Motto des Electro-Festivals. Die Veranstaltenden haben eine gesamte magische Welt inklusive Charakteren, Geschichten und Schauplätzen erschaffen. Damit lud das legendäre Festival im belgischen Boom auf eine Reise ein, die versprach die Grenzen zwischen Musik und Fantasie verschmelzen zu lassen und die Flügel der Träume auszubreiten. Wir besuchten die 17. Ausgabe des Open-Airs am zweiten Wochenende vom 28.-30.07.2023 vor Ort.
Das Festival Tomorrowland ist nichts weniger als ein musikalisches Spektakel der Superlative, was es auch dieses Jahr erneut eindrucksvoll unter Beweis stellte. An allen Ecken und Enden zeigte sich das internationale Niveau des Festivals, vor allem in den Punkten Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit und Dekoration, gibt es unserer Meinung nach in Europa kaum etwas Vergleichbares. Diese organisatorische Brillanz wurde auch 2023 wieder mit einem erstaunlichen Line-Up, mit mehr Ausnahmeacts als man zählen konnte, gepaart. Diese Kombination zog insgesamt über 400.000 Musikbegeisterte aus über 200 Nationen in das Naherholungsgebiet De Schorre. Mehr als 750 Artists bespielten insgesamt 16 Bühnen in allen Spektren der elektronischen Musik, die auf 34 Hektar Festivalgelände verteilt waren. So viel zu den beeindruckenden Zahlen und Fakten des exorbitanten Events.
Doch die wesentlich wichtigere Frage ist, wie sich das Zusammentreffen der „People Of Tomorrow“ anfühlt, und es lässt sich festhalten, dass es ein einzigartiges Erlebnis war. Auf dem gesamten Festival wurde der Gedanke der Einheit „Unite forever“ bedingungslos gelebt und brachte unterschiedliche Menschen zusammen. Es war egal, woher man kam, wen man liebte, woran man glaubte oder wie man aussah. Das Tomorrowland fühlte sich an wie ein riesiger Safe Space, der seine Besuchenden in ihrer Liebe zur Musik vereinte. Zudem wurde alles Mögliche getan, um diese magische Atmosphäre zu schaffen, wie es auch bei der ersten Eröffnungsshow hieß, dass dieses Wochenende das beste des Lebens werden und jede Sekunde legendär werden lassen solle. Große Worte, die das Festival und sein Publikum mit seiner besonderen Art und Weise jedoch zu erfüllen bereit war. Schließlich sind die Fans das Herzstück der Veranstaltung, und so wurde vom ersten Moment an als man das Gelände betrat bis hin zum einsetzenden Regen am Sonntagnachmittag ausnahmslos zusammen gefeiert. Es wurde gemeinsam gelacht, geweint oder spontan Heiratsanträge gemacht, die plötzlich auf dem Mischpult von Darren Styles zelebriert wurden.
Während der dazwischenliegenden Stunden konnte man sich über eine Vielzahl an musikalischen Genüssen ergötzen. Unter den Headlinern des diesjährigen Tomorrowland Festivals befanden sich einige der größten Namen der elektronischen Musikszene. So brachten unter anderem DJ-Legenden Steve Angello Ʌ Sebastian Ingrosso am Freitagabend die ausladende Mainstage zum Beben und die Massen mit ihren energiegeladenen Beats in Ekstase. Dazu gab es den ersten zauberhaften Moment des Festivals als die beiden zu dem Megahit der Swedish House Mafia „Don’t You Worry Child“ die Lautstärke runterdrehten, sodass ein riesiger Chor formiert wurde, der eigenständig den Refrain sang und damit für Gänsehaut am ganzen Körper sorgte. Das beeindruckte selbst die erfahrenen Künstler, die das Publikum als die beste Crowd überhaupt bezeichneten und von so viel Liebe sichtlich gerührt waren. Dazu gab es unzählige Special Effects in Form von Feuersäulen, CO2-Kanonen, Feuerwerken und Laser. Wer glaubte, dass das märchenhafte Schloss mit seinen Türmchen und Wasserfällen tagsüber schon krass ausgesehen hat, dem wurde nachts trotzdem noch einmal die Sprache verschlagen. Man sah sich einer gigantischen Fassade aus Lichtern gegenüber, sodass man gar nicht wusste, wo man zuerst hinschauen sollte. An Effekten wurde nicht gespart, dass sogar intensivere Beatkaskaden mit Pyrotechnik belohnt wurde und die Hauptacts am Abend allesamt damit begrüßt und verabschiedet wurden.
Die diesjährige Hauptbühne hat visuell für uns alles bisher Dagewesene weitaus übertroffen. So etwas hat man vorher noch nicht gesehen und jeder Gedanke daran versetzte in pures Staunen. Immerhin dauerte es 52 Tage die ausgefallenen Bühnen in dieser Form aufzubauen. Außerdem wurden der Elixir und die Rise Stage ein komplett neues Design verpasst. Die anderen Bühnen sahen weitestgehend wie im Vorjahr aus, mit Änderungen hier und da. Auf einer dieser altbekannten Bühnen konnte man am Samstag mit Sullivan King gemeinsam abgehen. Der US-Amerikaner ist seines Zeichens Musikproduzent, DJ und Gitarrist, der für seinen einzigartigen Stil bekannt ist, der Elemente aus elektronischer Musik, insbesondere Dubstep und Bass-Musik, mit Rock- und Metal-Elementen kombiniert. Diese explosive Mischung ließ er auch mit harten Gitarrenriffs, kräftigen Beats und aggressiven Vocals auf sein Publikum niederregnen. Dieses wusste es mehr als zu schätzen und verausgabte sich zu dieser einzigartigen Fusion, die immer wieder mit den Genre-Grenzen spielte und sie verschwimmen ließ. Zudem hätte man den Musiker genauso gut in ein historisches Epos stellen können. Seine lange, wallende Haarpracht sorgte für ein extra Plus an Sympathie und unterstützte seine charismatische Livepräsenz.
Unser Highlight am Sonntag war der exklusive Auftritt von Paris Hilton. Zwar hatte am Nachmittag strömender Regen eingesetzt, doch davon ließen sich die hartgesottene Anhängerschaft nicht beirren lassen. Wer jetzt noch hier war, war nicht nur klitschnass, sondern hatte wirklich Bock aufs Party machen. Dadurch wurde ein ganz besonderer Vibe geschaffen der noch einmal die beiden bereits geschehenen Tage übertrumpfte. Damit waren beste Voraussetzungen für den Auftritt des It-Girls der frühen 2000er Jahre geschaffen. Wenn man den Namen Paris Hilton hört, denkt man nicht unbedingt an eine gefeierte DJane. Was jedoch kaum medial gewürdigt wird, ist die Tatsache, dass die mittlerweile 42-jährige Hotelerbin eine etablierte Geschäftsfrau mit einer Vielzahl von eigenen Unternehmungen von Kosmetik über ihre Autorinnentätigkeit bis hin zu ihren Bemühungen im Sozialen ist. Zudem lebt sie als DJane ihre Leidenschaft zur Musik aus und stand im pinken Glitzeroutfit vor dem Mischpult. Mit ihrem einstündigen Auftritt begeisterte sie ihr Publikum. Das Multitalent legte eine vielseitige Mischung aus House-, Techno- und Electro-Beats auf, die immer wieder einen Gegensatz aus neuen und alten Tracks über die letzten Dekaden bildeten. Sie brachte mit ihrer ehrlichen Hingabe die Menschen vor der Library Stage zum Tanzen, sodass der Regen auch niemanden mehr interessierte.
Glücklicherweise ließ er im Verlauf des Abends nach, sodass das Wetterereignis nun auch zu den angekündigtem „Light rain until end of festival“ passte. Alle Klamotten, die man am Leib trug, konnte man danach dennoch auswringen. Doch dafür blieb später Zeit. Erst einmal galt es mit Martin Garrix als letzten Act auf der Hauptbühne das magische Tomorrowland Festival gebührend abzuschließen. Schließlich handelt es sich bei dem Niederländer um niemand Geringeren als die amtierende Nummer Eins der DJ Mag Top 100 Auswahl. Wer wäre also passender für ein letztes Rodeo, das die Besuchenden noch einmal in Euphorie versetzte. Mit den erlesensten House-Klängen schickte Garrix das Publikum in die Nacht. Das imposante Finale setzte dem ganzen Wochenende die verdiente Krone auf.
Es war einmal ein Festival. Wie jedes Jahr kamen viele Leute von Nah und Fern, um gemeinsam zu feiern. Zwei Wochenenden lang war es das Paradies für Fans der elektronischen Musik. Aufgetischt wurden nur die feinsten Klänge und besten Artists, die es auf der ganzen Welt gab. Alle Anwesenden zelebrierten die Musik zusammen. Sie tanzten fröhlich miteinander, akzeptieren sich friedlich, kreierten einmalige Erinnerungen und hatten das beste Wochenende ihres Lebens im Land von Morgen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann feiern sie noch heute.
Fotocredits: Kevin Randy Emmers