Einen Tag vor dem Release des neuen Broilers-Album „Puro Amor“ durften wir, ein wirklich sehr sympathisches Interview, mit Ines Maybaum führen. Die Bassistin der Band hat mit uns über die neue Platte und deren erschwerte Produktion durch Corona gesprochen. „Ein Album über die Liebe und das Loslassen. Darüber, weiterzumachen, auch wenn es schwerfällt.“.
Frontstage Magazine: Hallo Ines!
Ines: Hallo! (lacht freundlich)
Frontstage Magazine: Cool, dass das geklappt hat und dass du dir die Zeit nimmst um mit mir über das neue Album sprechen! Wie geht es dir, Ines?
Ines: Sehr gerne! Mir geht es gerade ehrlich gesagt … ich bin total nervös. Ich habe nasse Hände seit heute morgen, mein Bauch grummelt ohne Ende, mein Herz klopft bis zum Hals … aber mir geht’s gut! (lacht)
Frontstage Magazine: Wahrscheinlich weil morgen das neue Album rauskommt?
Ines: Richtig, genau ja!
Frontstage Magazine: Ach Mensch, und ich dachte wegen des Interviews. (lacht)
Ines: (lacht) … auch … natürlich auch wegen des Interviews. Aber hauptsächlich natürlich weil morgen des neue Album rauskommt, ja.
Frontstage Magazine: Wie war das letzte Jahr für Euch als Band?
Ines: Ja, also bei mir persönlich war es anfangs so, als die ganzen Konzert abgesagt wurden, dass ich irgendwie in ein Loch gefallen bin. Ich dachte „Ja gut, dann brauche ich jetzt auch erst einmal kein Bass mehr spielen …“. Aber das war bei mir auch nur eine kurze Zeit so. Ich hab dann ganz schnell wieder gesagt „bringt ja auch alles nichts, so rum zu weinen. Also, Kopf hoch und weitermachen!“. Das hat sich dann bei der Band auch so übertragen. Wir haben dann ganz schnell angefangen uns über Zoom erstmal zumindest wieder zu treffen und auch zu sehen und zu sprechen. Wir haben uns dann irgendwann im Sommer das erste Mal wieder getroffen für’s Studio und da war es natürlich auch anders als sonst.
Also es war alles mit Abstand, man war nicht so nah aneinander, alles mit Vorsicht, wir haben uns getestet und ganz zum Schluss war es dann auch wirklich so, dass wir Phasen hatten, in denen wir nicht alle gemeinsam hingefahren sind, weil das Risiko einfach so groß war.
Wenn dann nur einer gefahren ist oder zwei … da war es schon so das erste Mal „komisch“, weil es anders war. Halt ein anderes Arbeiten, weil sonst waren wir immer alle im Studio. Also nicht immer, wenn eine Ausnahmesituation war. Aber eigentlich sind wir immer alle dabei gewesen.
Wir haben auch per Zoom alles besprochen und wir wussten auch, also alle die zuhause geblieben sind, was gerade im Studio passiert. Aber es war trotzdem komisch zu wissen „ich sitze jetzt hier zu Hause“. Also das war sehr merkwürdig, ja.
Frontstage Magazine: Nach über 20 Jahren in der Musikbranche und jetzt das achte Studioalbum. Wie fühlt sich das an?
Ines: (lacht) Irgendwie komisch, also ein bisschen unrealistisch, dass es schon so lange ist. Ja, das ist komisch und die Zahlen fühlt sich so groß an. Aber wenn ich überlege, ich meine ich war 15 als ich in die Band gegangen bin mit „15“! Ich bin ja jetzt 41 und wenn man diese zwei Zahlen nebeneinander stellt finde ich, dass das schön ist. Ich glaube anfangs hätten wir uns alle nie erträumen lassen, dass das so wird. Also alleine das Band in der Band, dass es wirklich über so eine lange Zeit hält – und ich denke es hält auch bis keiner mehr von uns da ist. Also das ist schön, ja!
Frontstage Magazine: Ja, „Puro Amor“ – euer neues Album! Der Name ist ja Programm! Ich habe es mir durchgehört und es ist ja tatsächlich so, es handelt echt viel über „die Liebe, das Loslassen und das Weitermachen, auch wenn es schwer fällt“. Was bedeutet Euch dieses Album?
Ines: Ich glaube viel! Ich hab so das Gefühl, wie gesagt, dass bei den Jungs – gerade so in den letzten Tagen – die Nervosität vor Morgen da ist, weil wir so glücklich mit dem Album sind! Ich muss ganz ehrlich sagen, das hab ich so in der Broilers Geschichte selten erlebt. Dass alle so glücklich sind. Das ist schon was wo ich sage, da freue ich mich extrem drauf!
Als wir angekündigt haben, dass das Album erscheint – hätte ich es am liebsten direkt am nächsten Tag rausgehauen, weil ich freue mich so doll endlich die Lieder unter die Leute zu bringen und hoffe auch, dass es vielen hilft positiv nach vorne zu gucken. Negativ denken bringt nichts. Ich glaube wenn wir alle ein bisschen positiver eingestellt sind und versuchen ein bisschen mehr Liebe in die Welt zu bringen, dann wird es hoffentlich alles bisschen erträglicher.
Frontstage Magazine: Ja das stimmt. Das merkt man ja auch besonders stark bei eurer Single „Gib das Schiff nicht auf!“.
Ines: Ja, genau!
Frontstage Magazine: Hast du einen oder mehrere Lieblingssongs auf dem neuen Album?
Ines: Ja, sogar mehrere! (lacht) Ich hab es eben nochmal gehört und ich muss ganz ehrlich zugeben, mir fällt es total schwer das Album durch zu hören, weil beim letzten Lied muss ich immer heulen. Ich kann das letzte Lied nicht hören ohne dass ich echt Tränen in den Augen habe, weil das halt auch für zwei Leute von uns geschrieben wurde, die letztes Jahr leider von uns gegangen sind und das ist ein Lied was uns allen sehr wichtig ist, weil es halt eine bestimmte Zeit wieder spiegelt.
Ansonsten mag ich „Alter Geist“ sehr gerne. Das ist ein Lied, wenn ich das höre, auch wenn der Text natürlich jetzt nicht nicht so positiv ist, kann ich nicht still sitzen bleiben. Ich merke, das macht mich aktiv, es bringt mir Energie! Deswegen mag ich „Alter Geister“ sehr gerne!
Frontstage Magazine: Hat Euch der Lockdown und die Pandemie die Produktion des Albums erschwert?
Ines: Ja, wie ich eben schon sagte, es war natürlich anfangs so, dass wir im Studio ganz anders agieren mussten. Wir mussten auf Abstand gehen, wir konnten nicht – wie sonst auch – im Studio leben und wohnen. Das ist ja sonst so, wenn wir ins Studio fahren, dann sind wir wirklich für ein bis zwei Wochen da erstmal komplett eingeschlossen und arbeiten nur.
Das war natürlich diesmal alles ein bisschen anders. Man muss sich ständig aus dem Weg gehen, man darf sich nicht nah sein, wenn man mal eben was bespricht. Sammy hat viel über Zoom mit unserem Vince, unserem Produzenten, gesprochen und viele Dinge darüber geklärt. Sammy hat auch einiges von zuhause aus mal eingesungen und was gemacht. Also, das war schon ein anderes Arbeiten. Man hat schon viel versucht von zuhause aus zu machen oder dann halt über Zoom.
Frontstage Magazine: Und hat das gut geklappt?
Ines: Ja, bei Zoom ist das natürlich immer so eine Sache, je nachdem mit wie vielen man spricht. Ich finde je mehr Leute es sind, umso schwieriger wird es. Eine wirkliche Kommunikation oder Diskussion führen – finde ich über Zoom oft schwer. (lacht) Also, mit vielen Leuten meine ich. Aber rein von technischen und vom Arbeitsablauf her hat es alles erstaunlich gut geklappt. Aber es ist kein Arbeiten – was ich mir auf Dauer wünsche. (lacht)
Frontstage Magazine: (lacht) Das stimmt! Ihr hattet ja diese sehr coole Aktionen gestartet, für den „Alles wird wieder Ok!“ Dreh. Was hatten euch dazu bewegt, das in die Wege zu leiten? Bzw. wie ist die Idee dazu entstanden?
Ines: Also eigentlich war es uns ganz wichtig auch mal Leuten, die vielleicht keine Plattform haben oder keine Stimme so wie wir sie dann vielleicht haben, ihnen in dem Video auch mal die Bühne zu geben, die Gelegenheit zu geben und zu zeigen „Hey! Wir stecken gerade in der Pandemie! Ich hab hier mein kleines Geschäft und ich geb nicht auf! Ich kämpfe für das Geschäft! Weil, alles wird wieder okay!“ … und wir wollten den Leuten einfach auch damit so einen positiven Gedanken gegeben. Also auch den Ladenbesitzern. So nach dem Motto: „Gebt nicht auf!“ … „Schaut mal hier, ihr könnt nochmal auf Euch aufmerksam machen und die Welt sieht Euch!“. Ich finde das ist eigentlich ganz wichtig, dass man versucht die Leute da zu unterstützen wo es geht. Also, den Einzelhandel oder deine Lieblingskneipe oder dein Lieblingsrestaurant, dass man das Essen zum Mitnehmen dort kauft oder so … ich hab echt Angst davor, dass die ganzen Städte bald leer sind, weil keine Läden mehr da sind.
Deswegen war es uns auch ganz wichtig, den Leuten ein positives Gefühl zu geben und die Chance, so „Das was Ihr da macht – Ihr kämpft täglich um euren Laden und für einen Laden und das ist super so, ne? Das ist gut so und und wir sehen das und wir wollen Euch auch helfen und zusammen wird halt alles wieder okay!“.
Frontstage Magazine: Ja cool, wie gesagt finde ich eine super Aktion! Ich bin auch mal gespannt auf das Video – wenn es dann fertig ist am 3. Mai!
Ines: Ja, ich auch! (lacht)
Frontstage Magazine: Wie ist das für euch, wenn ihr an die Sommer-Tour 2020 denkt und dann daran, dass ihr sie 2021 evtl. auch noch verschieben müsst? Ich habe ja tatsächlich Tickets für Hamburg.
Ines: Echt? Sagen können wir dazu auch nix. Ich sag immer ganz gern das ist wie aus Glaskugeln lesen, weil man weiß es halt nicht, ne? Ich mag da noch nicht so wirklich drüber nachdenken.
(lacht) Nein, das ist manchmal, glaube ich, immer so ein bisschen der Eigenschutz und wenn ich überlege wie lange ich jetzt schon nicht mehr richtig auf einer Bühne gestanden habe und das gerade jetzt zur neuen Platte. Es gibt nichts schöneres als dann live zu touren und die neuen Lieder zu spielen und zu sehen wie die bei den Leuten ankommen. Es ist auch schön, dass jetzt schon zu lesen – wir haben die Platte ja heute schon bekommen.
Aber den Leuten nicht in die Augen zu sehen, nee, das macht mich traurig – wenn ich zu sehr darüber nachdenke. Ich hoffe das bleibt nicht so.
Frontstage Magazine: Habt ihr Angst davor, dass wenn jetzt die neue Scheibe rauskommt und ihr dann keine Livet-Tour machen könnte, dass das Ganze nicht so gehört wird? Es ist ja schon so, dass man die Alben schön abfeiert, wenn man auf Konzerte geht!
Ines: Ich persönlich denke, dass wenn man Musik gerne hat und musikaffin ist, dass man das dann auch zu Hause braucht! Also jemand der gerne zu Konzerten geht – das ist natürlich nicht vergleichbar mit einem Konzert, keine Frage! Aber ich glaube Konzertgänger generell sind halt musikaffin und mögen es Musik und die hören – hoffentlich – weil es wird denen auch nicht gut tun, wenn sie es tun, nicht aufhören auch zu Hause auch Musik zu hören! Wie gesagt, das ist kein Vergleich aber ganz ehrlich, ich werd jetzt gleich auch, wenn wir aufgehört haben – es ist schönes Wetter – mir ein Weinchen aufmachen und mal wieder die Platte so richtig laut hören. Ich hab irgendwie Lust drauf und ich glaube man sollte Musik auch weiter zu Hause hören. Man darf ja auch nicht denken „das wars jetzt!“. Manchmal ist Vorfreude auch die schönste und ich mein, auch wenn es dieses Jahr nicht geht, dann muss man einfach denken „okay dann halt hoffentlich nächstes Jahr!“ und dann können wir die alle zusammen singen. So denke ich jetzt lieber.
Frontstage Magazine: Habt ihr schon mal darüber nachgedacht coronakonforme Konzerte zu machen? Also z.B. mit Strandkörben oder so?
Ines: Ich finde wenn das in so eine Richtung geht, dann sollte sich auch unser Programm dementsprechend anpassen. Also ich finde, es passt nicht ein normales Konzert von uns in Strandkörben. Aber wenn man vielleicht darüber nachdenkt, mal in Richtung Akustik oder so zu gehen, was wir ja auch schon mal hatten, finde ich dann wieder recht passend und finde das auch ganz schön. Aber ein richtiges Konzert, also wenn man ne richtige Punkrock-Show macht muss der Schweiß fließen und man muss sich umarmen können, man muss tanzen können. Also der Schuh muss fliegen und was weiß nicht alles!
Vielleicht muss man sich aber auch daran gewöhnen, dass alles erst mal wieder ein bisschen anders ist.
Frontstage Magazine: Da hast du recht, Ines. Auf was von den Broilers dürfen wir uns in der kommenden Zeit freuen?
Ines: Morgen, wie gesagt, kommt jetzt erstmal die Platte raus, worauf ich mich ganz doll freue. Dann sind wir ja auch live auf verschiedenen Kanäle und sind bei unserem Keyboarder Christ in der Küche. Und da freu ich mich echt drauf, mit den Jungs dann die neue Platte zu feiern und zu trinken. Das hatten wir ja auch alles, durch Corona, lange nicht mehr. Nicht nur arbeitstechnisch sondern auch freundschaftlich, hat das ja extrem gefehlt und so können wir das ein bisschen auch mal wieder machen. Da freu ich mich sehr drauf. Dann ist danach die Woche unser live Konzert online, am 1. Mai, was angeguckt werden kann. Dann kommt das Video zur Single raus und dann gucken wir mal was uns noch so durch den Kopf geht und wie wir euch noch so überraschen können. (lacht)
Frontstage Magazine: Wie verbringst du denn aktuell deine Tage, wenn du nicht gerade neue Broiler-Songs einspielst?
Ines: (lacht) Ja, ich hab angefangen mehr Sport zu machen, weil ich glaube ich brauchte irgendwas um die Energie, die ich sonst auf der Bühne irgendwie loswerden konnte, woanders loswerden musste. Ich male sehr gerne, also ich bin auch so jemand der sehr gerne Leinwände vollmacht mit Farbe. Das habe ich sehr viel gemacht in der Zeit und es wurden auch irgendwann sehr viele Leinwände. Dann musste ich das auch ein bisschen sortieren. (lacht) Ich hab mich ehrlich auch mit dem Bass beschäftigt, also ohne nur Broilers Lieder einzuspielen, habe ich mit dem Bass-Spielen mehr beschäftigt. Mich zuhause hingesetzt und versucht zu üben und anders zu machen. Mein Hund kann mich ganz gut ablenken. Also der verlangt dann auch schon mal ab und an ein bisschen Zeit, das ist ganz gut. Ja und ansonsten ist coronabedingt ja leider gar nicht so viel möglich. Wir müssen uns ja alle daran halten. Dann sitzt man halt, glaub ich sowie die meisten, größtenteils zuhause, versucht sich mit Freunden über das Internet irgendwie zu unterhalten, weil man sich nicht so viel sehen soll, sowas halt. Also ganz normal, glaub ich.
Frontstage Magazine: Gibt es etwas, was du euren Fans noch mitteilen willst?
Ines: Es sollte sich wirklich jeder der schon mal, auch nur mal kurz darüber nachgedacht hat, sich ein Broilers Album zu kaufen, sollte das jetzt auf jeden Fall tun. Es gibt überhaupt kein Zweifel mehr, das ist echt eine gute Platte. Und ansonsten, alles wird wieder okay, würde ich sagen. Das war, glaube ich, mein Abschlusssatz. (lacht)
Frontstage Magazine: Ja, dann erstmal vielen dank, dass du dir die Zeit genommen hast!
Ines: Gerne, ich hab zu Danken!
Frontstage Magazine: Ja, dann wünsche ich dir und dem Rest der Broilers natürlich alles Gute für die kommende Zeit und hoffentlich bis bald und dann wieder auf der Bühne!
Fotocredit: Kevin Randy Emmers / Frontstage Magazine
Videos: YouTube / Broilers