Sieben Jahre ist es mittlerweile her, dass RAZZ ihr erstes Album „With Your Hands We’ll Conquer” herausgebracht haben und seitdem sind sie zu einer festen Größe in der deutschen Indie Szene geworden. Mit „Everything You Will Ever Need“ veröffentlichen schien am 15. Juli 2022 das 3. Studioalbum. Das Album entstand parallel zur Produktion der EP „Might Delete Later“ (2021) und befasst mit Themen „ihrer Generation“ von Identitätskrisen bis zu den Unsicherheiten des Lebens.
Schon im Vorfeld wurde deutlich, dass RAZZ mit ihrem neuen Album künstlerisch eine neue Ebene betreten. Zu ihren Singles „Everything I’ll Ever Need”, „Red & Blue”, „Since” und „Corner” wurden keine 08/15-Musikvideos gedreht, sondern ein zusammenhängender Kurzfilm, der eine Geschichte von Mut, Verletzlichkeit und Hoffnung erzählt. Insbesondere der letzte Teil „Corner“ gibt einem das Gefühl von Hoffnung – auf „Everything You Will Ever Need“ ist der Song der Opener und lässt einen beschwingt ins Album starten. Danach folgen die weiteren Singleveröffentlichungen „Red and Blue“ sowie „Everything I’ll Ever Need”. Während „Red and Blue“ eher energiegeladen daherkommt, baut sich „Everything I’ll Ever Need” langsam, explosionsartig auf und schafft damit eine spannende Atmosphäre. „Lately” fühlt sich an wie eine Sommernacht, in der man sich treiben lässt.
Die Songs „Like You” und „1969 – Conrad” sind bereits von der 2021er EP „Might Delete Later“ bekannt und haben auch nach einem Jahr und im Rahmen eines Albums für mich nicht an Charme verloren. Insbesondere „Like You” ist ein absoluter Ohrwurm. Ein weiterer sehr eingängiger Song ist „Talking For Hours”. Dessen sehr gelungene Kombination aus guten Lyrics und mitreißender Musik, machen den Song für mich zu einen der Besten auf dem Album.
Außergewöhnlich finde ich die Tracks „Since” and „Rome”, die in ihrem Arrangement hervorstechen. Während „Since” eher balladig ist, ist „Rome” (an)treibend und in seinen Bann ziehend. Nicht weniger einnehmend ist „Nightfall”. Der Song hat ein gut tanzbares Tempo und kommt vom Sound eher sommerlich leicht daher. „All About The End” ist durchaus ein guter Track, hat mich aber bisher nicht in Gänze erreicht. Dennoch hat er ebenfalls ein hohes Ohrwurmpotenzial. Zum Abschluss trägt einen „Lost In The Woods” in andere Sphären und bildet einen guten Abschluss für ein wirklich gut ineinandergreifendes Album.
Meine persönlichen Favoriten sind „Corner, „Lately“, „Like You” und „Talking For Hours”.
Kommen wir zum Fazit: RAZZ sind erwachsen(er) geworden und mit „Everything You Will Ever Need“ wird dies auch musikalisch deutlich. Das Album überzeugt durch einen eigenen und mittlerweile unverwechselbaren „RAZZ Sound“ und schafft die perfekte Mischung aus Leichtigkeit und Tiefe – das beherrscht die Band wirklich gut. Nur wenige – auch wenn es abgedroschen klingt – junge Bands schaffen es ihrer Musik Tiefe zu geben, ohne in platte Phrasen abzudriften. „Everything You Will Ever Need“ funktioniert ebenfalls „Generationsübergreifend“, auch wenn es auf der Perspektive Mittzwanziger entspringt, legen wir Dinge wie Unsicherheiten während des Älterwerdens nicht ab, sondern überspielen sie viel zu oft. Deshalb findet man sich auf jenseits der Dreißig in den Texten werden. „Everything You Will Ever Need“ ist wie ein guter Soundtrack zu einem Leben, dass neben Achterbahngefühlsleben auch ruhige und ausgeglichene Momente hat.
Tracklist
Corner
Red and Blue
Everything I’ll Ever Need
Lately
Like You
Since
1969 – Conrad
Talking For Hours
Rome
Nightfall
All About The End
Lost In The Woods
Fotocredit: Nils Lucas