Diesen Act muss man nicht mehr groß vorstellen. Die gleichnamige Tour „GOD SAVE THE RAVE” läuft zum 20. Studioalbum. In knapp drei Jahrzehnten Schaffenszeit veröffentlichte die Band sage und schreibe 74 Singles. Und wie kann man besser in die Nacht zum Vatertag, und damit idealerweise in ein langes Wochenende, starten als mit der erfolgreichsten Techno-Band Deutschlands? Richtig, eigentlich gar nicht. Das haben sich auch die Menschen Kiels gedacht und haben die Wunderino Arena am 25.05.2022 ausverkauft. Ladies and Gentleman, Scooter is in the house!
Bevor man aber DEN Techno-Act schlechthin erleben konnte, wurde der Job des Anheizers von Picco übernommen, dem die unglückliche Aufgabe zu Teil wurde, mehr als eine Stunde Wartezeit zu überbrücken. Dies tat er mit einem von 90ern dominierten Set, die er mit Dorf-DJ-Partyansagen komplementierte. Auch wenn Picco mit der Zeit immer mehr Hardstyle auflegte, konnte uns dieser Support nicht überzeugen. Das ist mit dem Einsetzen des Intros von Scooter um zehn nach neun aber auch schon wieder vergessen, denn das Trio entschied sich dazu, im religiösen Thema zu bleiben und startete mit einem fetten Orgel-Intro. Passend dazu gab es auf den riesigen LED-Screens, die das Bühnenbild inklusive eingebauter Treppe lieferte, eine Orgel-Animation. Eröffnet wurde dann mit dem gleichnamigen Track zur Tour, den Frontmann H.P. Baxxter in der Spielesendung Joko & Klaas gegen Pro7 unlängst selbst nicht zu erkennen vermochte und dann nur trocken lachte und kommentierte: „Ist ja bloß der Name der Tour“. Dieses Mal erinnerte er sich an alles und ein fulminanter Auftakt war geglückt – großer Auftritt können die Scooter-Männer.
Weiter ging es mit absoluten Scooter-Must-Haves wie „Always Hardcore“, „FCK2020“, „We Love Hardcore“ und „Paul Is Dead“. Für Abwechslung sorgte unter anderem die Präsentation eines neuen Songs „Do Not Shit If You Can Dance“ oder auch Sequenzen, in denen die beiden DJs Sebastian Schilde und Michael Simon ihr Können an den Turntables unter Beweis stellten. An dieser Stelle kann man zudem der ganzen Crew von Scooter und der Wunderino-Arena das Kompliment machen, dass der Sound hervorragend gut war. Vom ersten Ton war nicht nur der Bass durchdringend, ohne zu dröhnen, sondern auch der Klang an sich außerordentlich satt. Ob man sich dabei auf den Rängen oder in der tobenden Mitte befand, das Sounderlebnis war erstklassig. Das veranlasste das Publikum beim Tanzen alles zu geben und sich ordentlich zu verausgaben. Es dauerte nicht lange und die ersten T-Shirts flogen auf die Bühne. Als wäre es nicht schon heiß genug im Zuschauerraum, gab es zu „Faster Harder Scooter“ das obligatorische „Fire“, welches ordentlich im Gesicht brannte. Die Menge war da und ging ab, was das Zeug hielt, angeheizt von den beiden DJs und den Tänzerinnen auf der Bühne. Wie haben wir dieses Gefühl der Freiheit vermisst! Am besten fühlen ließ sich dies zu den nächsten Hits „Basedrum“, „How Much Is The Fish“ und „Which Light Switch Is Which?„, die die Party weiter eskalieren ließ. Bis zur Zugabe, die noch einmal mit einem Medley aus weiteren Hits auftrumpfte, war die Stimmung von Anfang an über knapp zwei Stunden auf einem konstant hohen Level. Es machte sich bemerkbar, wie lange die Leute auf einen solchen Abend gewartet haben.
Neben dem großartigen Sound Scooters war außerdem die phänomenale Licht- und Pyro-Technik hervorzuheben. Das Leinwand-Bühnenbild sah bombastisch aus und wurde durch die richtigen Special Effects gut in Szene gesetzt. In so einem erstklassigen Setting fiel es der Partycrowd sehr leicht zu eskalieren und das Maximum aus ihren Körpern herauszuholen. Scooter trug zu dem wundervollen Abend durch die stimmige Performance ihrer größten Erfolge bei und fackelte ein Hit-Feuerwerk ab, dass den Fans gar keine andere Wahl blieb als tanzend mitzusingen.
Fotocredit: Kevin Randy Emmers