Als Rezets letztes Album „Truth in Between“ aufgrund eines gewissen Virus kommerziell stagnierte, mussten die norddeutschen Edel-Thrasher schnell die Spreu vom Weizen trennen… wenn auch weniger freiwillig als aus Notwendigkeit.
Nach der einvernehmlichen Trennung von Gitarrist Heiko Musolf und Bassist Bjarne Otto überlegte Hauptkomponist, Gitarrist und Sänger Ricky Wagner kurz, ob er die Band zu Grabe tragen sollte, entschied sich dann aber anders. Im Gegenteil, er wollte nichts mehr dem Zufall überlassen und wählte einen kompromisslosen Do-it-yourself-Ansatz, indem er Rezet vorerst ohne Label-Unterstützung fortführte.
Diese Entschlossenheit setzte eine Menge Kreativität frei, die zu New World Murder führte – einer EP mit vier Tracks, die sowohl die Wurzeln der Gruppe zeigt als auch auf eine bessere Zukunft hinweist. Wagner und Schlagzeuger Bastian „attt“ Santen rekrutierten Bassmann Lorenz Kandolf und den zweiten Gitarristen Jan-Erik Fischer, um in Eigenregie drei neue Songs sowie ein extravagantes Cover von Deep Purples Proto-Metal-Klassiker „Fireball“ aufzunehmen.
Das Material wurde dann von Band-Intimus Eike Freese (unter anderem Heaven Shall Burn, Helloween und zufälligerweise auch Deep Purple) gemixt und gemastert , wobei sich „The Devil´s Bride“ als perfekter Opener entpuppte – eine Verschmelzung starker Motörhead-Vibes mit Rickys charismatischem Knurren und einer fast Annihilator-artigen Verspieltheit, welche die messerscharfe Präzision von Rezets neuer Besetzung unterstreicht.
Das rhythmisch abwechslungsreiche, subtil melodische „Dead End Walking“ ist gespickt mit einem der eingängigsten Riffs, die man 2022 hören wird und wird von einer atmosphärischen Instrumental-Bridge gekrönt, während der Stakkato-Ohrwurm ´Alien Noises´ – mit Gastgesang von niemand Geringerem als Schmier, dem Frontmann der Thrash-Pioniere Destruction – noch schneller einschlägt und den Soundtrack des Films Total Thrash zieren wird.
Da haben Sie es also: vier Smasher, die gleichermaßen unvorhersehbar wie vertraut klingen und Rickys praktische Einstellung widerspiegeln. „In gewisser Weise“, bemerkt er, „sehe ich New World Murder im Geiste von Metallica, die sich auch immer wieder neue Ziele setzen und ständig musikalisch häuten. Schließlich haben wir unsere Freude an dem zurückgewonnen, was wir tun, indem wir einfach das taten, was wir lieben, ohne Erwartungen zu erfüllen.“
Alt ist also das neue Neu – haltet die Augen und Ohren nach dem „großen Rezet“ auf!
Fotocredit: actiontalks Sebastian Vogt