Die Prinzen gehören seit 1991 zu den bekanntesten deutschen Bands. Mit ihren Hits wie „Küssen verboten“ oder „Alles nur geklaut“ haben sie mittlerweile mehrere Generationen geprägt. Ihr aktuelles Album „Krone der Schöpfung“ ist direkt auf Platz 2 der Albumcharts eingestiegen. Im nächsten Jahr starten die Herren ihre große Jubiläumstour „Die Prinzen – 30 Jahre – 30 Hits – 30 Städte“. Anlässlich dessen hat sich Sebastian Krumbiegel unseren Fragen über die Tour, die Zusammenarbeit mit anderen Künstler und den „Die Prinzen“-Kult gestellt.
Frontstage Magazine: Schön, dass du die Zeit gefunden hast. Wie geht’s dir bzw. euch?
Sebastian: Den Umständen entsprechend. Wir haben als Band seit mehr als 2 Jahren keine Live-Bühne mehr gesehen, und das ist nicht gut. Okay – wir haben in dieser Zeit „KRONE DER SCHÖPFUNG“, unser Album aufgenommen. Dieses Album ist wirklich gut geworden, und damit wollen wir endlich wieder raus vor die Leute – wir hoffen, dass uns diese widerliche Pandemie bald wieder losziehen lässt.
Frontstage Magazine: Im nächsten Jahr startet ihr mit eurer Jubiläumstour „Die Prinzen – 30 Jahre – 30 Hits – 30 Städte“. Wie schafft man 30 Jahre?
Sebastian: Indem man erstens sein Ding macht und kreativ bleibt und zweitens – und das scheint wohl noch wichtiger zu sein – indem man im Gespräch bleibt, sich gegenseitig zuhört und zusammen durch den Prinzenkosmos fliegt. Das ist nicht immer leicht – jeder Mensch verändert sich, und das ist ja auch gut so. Wichtig ist, dass man die anderen an den eigenen Veränderungen teilhaben lässt, dass man sich austauscht, dass man im Gespräch bleibt. Wenn man – in was für einer Beziehung auch immer – aufhört, miteinander zu reden, dann ist das niemals gut. Dass die Pandemie mit all ihren (wichtigen und richtigen) Kontaktbeschränkungen nicht gerade dazu beiträgt, ist klar. Die gemeinsame Zeit ist wichtig, und die fehlt in diesen Tagen. Aber ich merke gerade, dass das alles viel zu düster klingt! Wir wollen wieder raus, wir wollen auf Tour – zusammen Musik machen, mit vielen Leuten in der Meute abgehen, schwitzen, tanzen – mittlerweile muss die Tour 31 Jahre – 31 Hits – 31 Städte heißen – wir hoffen inständig, dass es 2022 wieder losgeht – 33 oder 34 Jahre-Jubiläumstour – das wollen wir nicht…
Frontstage Magazine: von euren eigenen Songs – welcher ist euer absoluter Favorit? Und gibt es einen oder mehrere, die ihr von eurer Diskografie streichen wollen würdet?
Sebastian: Ich kann da nur von mir selbst reden – die Favoriten sind bei jedem sicher andere. Für mich sind Songs der ersten Alben wie „Mein bester Freund“ oder „Vergammelte Speisen“ oder „Mein Fahrrad“ irgendwie wichtig. Die haben eine Unschuld, die du nicht künstlich herstellen kannst, die du einfach hast, wenn du jung bist und dir keine Gedanken machst. „Überall“ find ich krass oder auch „Ich schenk dir die Welt“ – vom neuen Album finde ich den Titelsong „Krone der Schöpfung“ Hammer – oder „Geliebte Zukunft“ – aber frag die anderen – sicher bekommst du da sehr unterschiedliche Antworten. Mit Songs, die ich am liebsten aus unserer Diskografie streichen würde, ist es wahnsinnig schwierig. Eigentlich denke ich prinzipiell, dass man zu den Sachen stehen sollte, die man gemacht hat, andererseits gibt es aber eben auch Veränderungen in der Wahrnehmung von Dingen. Humorverständnis ändert sich, und da sollte man in sich reinhören und ehrlich mit sich selbst sein. Wir haben 1997 mal ein Lied mit dem Titel „Hasso (mein Hund ist schwul)“ geschrieben, und das war damals sehr lustig. Wenn mich heute Leute ansprechen und mich fragen, was das denn für homophones Zeug ist, werde ich hellhörig. Ich habe keine Lust, heute Lieder zu singen, bei denen sich andere beleidigt fühlen. Natürlich gibt es Leute, die sagen: Nun hab dich doch mal nicht so – das ist lustig und wer darüber nicht lachen kann, ist selbst dran schuld – aber das sehe ich anders. Zeiten ändern sich, und der alte Spruch „Nur wer sich ändert bleibt sich treu“ oder auch „Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen“ – da ist sehr viel Wahres dran. Ich hab jedenfalls keinen Spaß mehr dran, dieses Lied zu singen und deswegen mache ich das auch nicht mehr – und wenn das irgendjemand nicht versteht und mich für eine Spaßbremse hält, dann ist mir das egal. Alles hat seine Zeit, und ich denke, die Zeit für solche Witze ist vorbei.
Frontstage Magazine: Mit eurer Musik habt ihr (mindestens) eine Genration geprägt. „Alles nur geklaut“ war eine meiner ersten Alben. Jakob Lundt hat im Podcast „Baywatch Berlin“ davon erzählt, dass es bei ihm auch so war. Hättet ihr jemals mit diesem „Kult“ gerechnet? Wie fühlt sich das für euch an?
Sebastian: Ja – Jakob hat sich als Prinzenfan geoutet, genau wie Danger Dan, Mine, MoTrip oder Eko Fresh – selbst Leute wie Haftbefehl haben mich angesprochen und gesagt, dass sie mit unserer Musik aufgewachsen sind und dass sie das geprägt hat…
Nein – mit sowas kannst du nicht rechnen – wenn du Glück hast, passiert das, und bei uns war das halt so, und das ist schon cool, das fühlt sich schon gut an. Wenn deine Musik die Generationen überdauert, wenn heute plötzlich 5-jährige Kids deine Lieder singen, die 5 oder 6 Mal so alt sind wie sie selbst, dann ist das das beste Kompliment überhaupt. Kinder sind das ehrlichste und damit auch das gnadenloseste Publikum. Sie klatschen nicht höflich, wenn sie irgendwas mittelmäßig finden – nein, sie drehen sich um und suchen sich was Anderes. Wenn ich heute Videos von Eltern geschickt bekomme, auf denen deren Kids „Mein Fahrrad“, „Alles nur Geklaut“ oder „Millionär“ singen, dann geht mir das Herz auf. Und ich bin dankbar, dass wir, gerade bei den ersten Alben, eine Produzentin hatten, die Annette Humpe heißt, die immer darauf geachtet hat, dass wir keinen Scheiß singen. Wenn du Anfang/Mitte 20 bist, findest du kleine Schweinereien cool – ab und zu mal ein bisschen übers Ficken singen, ohne es direkt zu sagen – nein – Annettes Credo war immer: Passt auf, dass es charmant bleibt – und das war der beste Tipp überhaupt – das gilt übrigens immer noch – nicht nur fürs Songwriting – charmant bleiben ist schon cool – es ist bestechend, es macht Türen auf…
Frontstage Magazine: Wenn ihr an die letzten 30 Jahre als Band zurückdenkt – welche Dinge (z.B. Konzerte, Fanbegegnungen, etc.) fallen euch da zuallererst ein?
Sebastian: Bei so einer Frage besteht die Gefahr, dass die Antwort doof wird – so nach dem Motto: „Opa erzählt vom Krieg“ – natürlich gibt es viele großartige Erinnerungen: Wir waren mit Udo Lindenberg auf großer Hallen-Tour, wir sind später in den selben Hallen mit einem Ufo auf der Bühne gelandet, wir haben von den abgefucktesten Clubs bis zu den edelsten, größten Hochkultur-Tempeln überall gespielt – waren die erste Pop-Band in der Dresdner Semperoper, waren in der Hamburger Elbphilharmonie, haben mit großen Musikerinnen und Musikern auf der Bühne gestanden und haben in unseren Hochzeiten Abend für Abend vor zehntausend Menschen Musik gemacht, was sich damals irgendwie so normal angefühlt hat – ja – alles wunderbar und alles irgendwie herausragend – ich versuche aber trotzdem immer so zu ticken, dass es Quatsch ist, in der Vergangenheit kleben zu bleiben – oder noch besser: Ich versuche es so zu sehen, dass die besten Sachen noch vor uns liegen – wie gesagt, wir gehen ja hoffentlich bald wieder auf Tour…
Frontstage Magazine: Gab es jemals den Punkt, an dem ihr ernsthaft über eine Trennung nachgedacht habt?
Sebastian: Ja – aber das geht am Ende keinen was an – wenn du es schaffst, an solchen Krisen zu wachsen, hast du gewonnen, wenn nicht, zerbrichst du dran, und das ist bis jetzt noch nicht passiert…
Frontstage Magazine: Welchen Ratschlag hättet ihr gern zu Beginn eurer Karriere bekommen?
Sebastian: Wir haben ein paar ganz gute Ratschläge bekommen, ob von Annette oder von Udo. Ich glaube, die Balance, auf Ratschläge zu hören und doch dein eigenes Ding zu machen, das ist wichtig – und genau das ist vielleicht sogar der Ratschlag, den ich gern bekommen hätte – also genau darüber noch viel konsequenter nachzudenken.
Frontstage Magazine: Für eurer aktuelles Album „Krone der Schöpfung“ habt ihr einige eurer „Klassiker“ zusammen mit anderen Künstlern und Künstlerinnen neu interpretiert – z.B. „Alles nur geklaut“ zusammen mit „Deine Freunde“ oder „Küssen verboten“ mit Jennifer Weist. Wie kam es dazu? Welche „2021er Version“ gefällt euch am besten?
Sebastian: Ich denke, dass alle alten Songs, die wir jetzt mit Gästen aufgenommen haben, wirklich gut geworden sind, am Anfang hatte ich ja Angst, dass wir unsere alten Hits billig nochmal aufkochen, aber das ist definitiv nicht passiert. Wir haben allen gesagt: Macht euch das Lied zu eigen, macht euer Lied draus, und das hat funktioniert. Meine Favoriten sind erstmal „Millionär“ mit Eko Fresh und MoTrip – die beiden haben da wirklich was Großes geschaffen und sind in ihren Texten fast philosophisch geworden. Wigald und Olli – die legendären „DIE DOOFEN“ haben aus „(Du musst ein) SCHWEIN SEIN“ eine Ska-Nummer gemacht – MINE hat „Gabi und Klaus“ in den Weltraum-Space katapultiert – ach ja – „alles nur geklaut“ mit deine Freunde, „Küssen verboten“ mit Jennifer Weist – leider alles ziemlich grandios…
Frontstage Magazine: Gibt es einen Sänger / Sängerin / Band mit der ihr gern einmal zusammen arbeiten wollen würdet?
Sebastian: John Lennon, Freddie Mercury, Marlene Dietrich – aber das hat noch Zeit…
Frontstage Magazine: Was wollt ihr mit eurer Musik noch erreichen?
Sebastian: Noch mehr Ruhm und noch mehr Reichtum und so – nein Quatsch – es ist schon mal ein Privileg, überhaupt Musik machen und davon leben zu können. Aber was wir noch erreichen wollen, besser gesagt, wieder – ich weiß gar nicht, ob ich es schon erwähnt habe: Wir wollen endlich wieder Konzerte spielen, vor echten, lebendigen Menschen und so…
Frontstage Magazine: Und zum Schluss – gibt es noch etwas, dass ihr loswerden wollt?
Sebastian: Fuck the Virus – lasst uns endlich wieder auf Tour gehen!
Frontstage Magazine: Vielen, vielen Dank für das Interview!
Tourdaten „Die Prinzen – 30 Jahre – 30 Hits – 30 Städte“ 11.06.2022 Büsum
12.06.2022 Halle
20.08.2022 Wien (AT)
21.08.2022 Klagenfurth (AT)
05.10.2022 Saarbrücken
06.10.2022 Frankfurt
12.10.2022 Rostock
14.10.2022 Regensburg
15.10.2022 Köln
19.10.2022 München
20.10.2022 Zürich (CH)
21.10.2022 Stuttgart
22.10.2022 Lingen
23.10.2022 Erfurt
27.10.2022 Cottbus
28.10.2022 Leipzig
12.11.2022 Hannover
13.11.2022 Wetzlar
16.11.2022 Mannheim
17.11.2022 Dortmund
19.11.2022 Bielefeld
20.11.2022 Düsseldorf
16.03.2023 Chemnitz
17.03.2023 Magdeburg
18.03.2023 Berlin
19.03.2023 Neubrandenburg
04.04.2023 Kiel
05.04.2023 Bremen
06.04.2023 Hamburg
09.06.2023 Schwerin
10.06.2023 Dresden
Fotocredit: Sven Sindt