Seine Alben sind Parallelwelten, die Lyrics umfangreich wie ein Lexikon: Mit einzigartig komplexen und abstrakten Texten wurde der New Yorker Reime-Visionär Aesop Rock zu einer Ikone des Alternative-HipHop. Der 45-Jährige gilt als einer der Rapper mit dem weltweit größten Wortschatz. Auf seinem Album „Garbology“, das am 12. November über Rhymesayers Entertainment erscheint, erforscht er mit Produzent Blockhead den weggeworfenen „Müll“ unserer Gesellschaft nach sozialen und kulturellen Mustern.
Obwohl die Zusammenarbeit der beiden bis in die späten neunziger Jahre zurückreicht (und Klassiker wie „Daylight“ oder „None Shall Pass“ mit einschließt), markiert „Garbology“ die erste Kooperation zwischen Aesop Rock und Blockhead auf Albumlänge. Als Vorgeschmack feiert heute das Video zur Single „Jazz Hands“ Premiere, ein „Liebesbrief an die ganze Fickshow“. Seine Musik sei „Wut in Form von Renaissance-Kunst“, rappt Aesop darauf, kein „Job im Schlachthof“.
Erste Videosingle „Jazz Hands“: Ein „Liebesbrief an die ganze Fickshow“
„Garbology“ entstand, während Aesop gerade dabei war den Verlust eines engen Freundes im Januar 2020 zu verarbeiten. Dessen Tod brachte für ihn auch eine Phase kreativer Stagnation mit sich. „Die Welt wurde in diesen Monaten wirklich seltsam“, erinnert er sich. „Ich wusste, dass ich irgendwann wieder etwas machen musste – einen Beat bauen, ein Bild malen oder etwas schreiben. Aber die Idee, einen Beat zu produzieren, fühlte sich wie eine Mathe-Hausaufgabe an, und Zeichnen ist einfach schwer. Das Schreiben ist auch schwer, aber für irgendwas musste ich mich entscheiden.“
Die Wahl fiel auf das Schreiben und so forderte er Beats bei Blockhead an. Bis auf ein paar neue Skizzen zu produzieren gab es keinen Plan, geschweige denn für ein ganzes Projekt. Doch es dauerte nicht lange, bis aus einem Song mehrere wurden und schließlich ein ganzes Album. „Garbology“ verkörpert den Soundtrack unserer Zeit. Das Album ist ein Schnappschuss des Versuchs von Aes und Block, sich inmitten reduzierter sozialer Kontakte irgendwie zu entertainen – „verankert in einem Gulasch aus ‚Cabin Fever‘, Angst, Wut und Langeweile“, wie Aesop es beschreibt.
„Garbology“ definiert das Studium des Materials, welches von einer Gesellschaft weggeworfen wird
Was den Albumtitel angeht, erklärt Aesop: „Garbology definiert das Studium des Materials, welches von einer Gesellschaft weggeworfen wird, um zu erfahren, was es über soziale oder kulturelle Muster preisgibt. Ich finde viele Parallelen zwischen dem und der Idee, diese Stücke nach einem Verlust oder einer Phase intensiver Unruhe aufzuheben und zu sehen, was wirklich da ist. Das sind Informationen, die davon erzählen, wer ich bin, wer wir sind und wie wir uns weiterentwickeln. Darüber hinaus ist die Idee, durch alte, oft vernachlässigte Musik aus einer anderen Zeit zu wühlen, genau das, was Blockhead tut – mit einem Ohr, das darauf eingestellt ist, diese Daten auf eine andere Weise aufzunehmen, als es der durchschnittliche Hörer tun würde. Geh´ solche Informationen durch und schau selbst, was Du findest.“
Ganz im Sinne des Albumthemas wurde die Vinyl als „Eco-Mix“ gepresst, eine zu 100% recycelte Verbindung aus beschnittenem Überzug und Resten anderer farbiger Vinylpressungen, die sonst nicht wiederverwendet werden können. Auf diese Weise erhält jede Kopie ein eigenes, einzigartiges Erscheinungsbild. Durch den Pressprozess konnte die Umweltbelastung zudem erheblich reduziert werden.
Fotocredit: Ben Colen
