Es gibt Sängerinnen, die einen mit der einnehmenden Dringlichkeit ihrer Stimme so tief im Inneren berühren, als würde man sanft in den Schlaf gestreichelt. Es gibt aber auch Sängerinnen, deren Gesang mit solcher Wucht auf einen einkracht, dass man nicht anders kann, als nur noch regungslos zu verharren. Und es gibt Sängerinnen, die einen mit ihrer Musik zum Implodieren bringen und mit ihrer Stimme eine enorme Kraft in einem freisetzt.
Allerdings gibt es wenige Ausnahmesängerinnen, die all diese Facetten zugleich in sich vereinen. Eine von ihnen ist Thabilé.
Man nehme nur den Song „Play It Back“, den Thabilé für ihren Sohn geschrieben hat. Aus jedem einzelnen Takt kann man ihre bedingungslose Liebe für ihn heraushören, wenn sie sich mit der ausufernden Zärtlichkeit ihrer Stimme sanft in die reduzierten Pianoklänge schmiegt. Es rührt zu Tränen, wie sie sich öffnet, verletzlich macht und ihre unendliche Hingabe für ihn in den dreieinhalb Minuten dieses Songs in aufopfernder Ehrlichkeit verdichtet.
„Nobody Knows“ kommt mit seinem treibenden Beat um einiges geradliniger daher, reißt einen unmittelbar mit in seiner entwaffnenden Entschlossenheit. „In dem Song geht es darum, eine Beziehung nicht auf Oberflächlichkeiten aufzubauen“, sagt Thabilé. „Es geht nicht um Geld, es geht nicht ums Aussehen, sondern einzig und allein darum, ob die Liebe zweier Personen echt ist und beide glücklich sind. Nicht mehr und nicht weniger.“
Das jazzige „Say Something“ wiederum handelt vom Verblassen der Liebe und der Schwierigkeit, sich das gemeinsame Scheitern einzugestehen. Mit tiefer Melancholie haucht Thabilé ihre Gedanken zur Unmöglichkeiten der Liebe über sanfte Piano-Chords, die immer wieder ausbrechen, Haken schlagen, so als würden sie sich weigern, das Ende der besungenen Beziehung einzugestehen. Ein Stück, das deutlich macht, wie sehr Wahrheit und Wehmut häufig beieinander liegen.
Fotocredit: Daniela Meise