Manchmal weiß man schon nach den ersten Minuten, dass ein Abend funktionieren wird. Bei Royel Otis in der Alsterdorfer Sporthalle war das einer dieser Abende – auch wenn er anfangs gar nicht so aussah.
Als Support Still Blank die Bühne betraten, war das Publikum noch im Dämmerzustand zwischen Feierabend und Vorfreude. Doch mit Einsetzen der Stimme von Sängerin Jordi gewann die Band die volle Aufmerksamkeit. Warm, klar, fast ein bisschen zu groß für die halbleere Halle. Das Publikum? Still. Aufmerksam. Ein seltenes Kompliment für einen Support-Act, den kaum jemand kannte. Nach den üblichen dreißig Minuten wurde die Band mit höflichem Applaus verabschiedet und man darf sich sicher sein, dass sich im Nachgang der ein oder andere Konzertbesucher ein paar Songs von Still Blank in seine Playlisten gepackt hat.
Dann Umbaupause, Licht aus, LED-Wand an – und Royel Otis tauchten auf, als kämen sie direkt aus einem Musikvideo, das irgendwo zwischen Sydney und Kalifornien spielt. Sonnendurchtränkter Indiepop, melancholisch, melodieverliebt, nie zu schwer, nie zu leicht. Dass ausgerechnet die Alsterdorfer Sporthalle, die für ihre hallige Akustik berüchtigt ist, an diesem Abend glasklar und ausgewogen klang, war fast ein kleines Wunder. Vielleicht lag es daran, dass die Bühne ungewöhnlich weit nach vorne gezogen wurde – oder einfach daran, dass Royel Otis diesmal etwas gutzumachen hatten. Schließlich endete ihr letzter Hamburg-Auftritt beim MS Dockville in einem halben Fiasko, mit Konzertabbruch und enttäuschten Fans. Doch dieses mal war alles auf den Punkt.
Mit Songs aus ihrem aktuellen Album „Hickey“ zogen sie das Publikum von der ersten Minute an in einen bittersüßen Rausch.
„Car“, „I Hate This Tune“, „Say Something“ – alle da, jeder Song ein kleiner Sonnenschein im November. Dazu diese LED-Leinwand, auf der mal ironische Sprüche, mal Songzeilen, mal kleine Aufforderungen an die Fans aufblitzen – simpel, aber effektiv. Interaktion auf Indie-Art. Und es überspielt auch die leicht schüchterne Art, welche die Band wie eine Aura umgibt, die sie aber nicht weniger sympathisch erscheinen lässt.
Das Publikum war erstaunlich aufmerksam, textsicher, aber ein bisschen zu brav. Vielleicht lag es an den übermotivierten Securities, die selbst harmlose Gesten wie auf Schultern sitzen unterbanden – als ginge hier die Posthardcore-Hölle ab. Ein großes Plus: erstaunlich wenige Handyfilmer im Publikum.
Und dann gab es natürlich noch die Momente die in Erinnerung bleiben: „Linger“, das Cranberries-Cover, das längst mehr als nur Hommage ist – plötzlich sang die ganze Halle, jede Zeile, jede Silbe. Und kurz später, bei „Murder On The Dancefloor“, fiel auch die vornehme Zurückhaltung.
Nach gut 75 Minuten war Schluss. Kein großes Drama, kein zweites Finale (das eigentliche war natürlich „Oysters In My Pocket“). Einfach Feierabend – wie bei einer Band, die weiß, wann es genug ist. Das Publikum war glücklich, der Sound perfekt, die Stimmung warm. Wer Royel Otis an diesem Abend gesehen hat, weiß, warum sie gerade überall durch die Decke gehen.
Wenn diese Band nochmal in der Nähe spielt – hingehen. Unbedingt. Hier habt ihr noch die Gelgenheit:
- 17.11.25 München – Zenith
- 18.11.25 Berlin – Columbiahalle
- 08.12.25 Köln – Paladium
Tickets sind hier erhältlich.
Fotocredit: Zora Sicher