Frontstage Magazine: Du gehst mit deinem neuen Album „Überall, wo Menschen sind“ auf große Deutschlandtour. Wie überträgst du die besondere Atmosphäre und poetische Ruhe der Platte auf die Bühne – eher minimalistisch oder mit erweitertem Band-Setup?
Das Paradies: Für die Tour zum neuen Album baue ich gemeinsam mit Robert Kretzschmar (u.a. Kat Frankie, Anna Erhard) live auf der Bühne die Paradies-Klangwelt zusammen – mit Schlagzeug und Vibraphon, Gitarren und Synthesizern, Hallfahnen und Feedbackschleifen. Schon beim Proben fühlt sich das gut an, sowohl für die neuen Stücke als auch für die Songs von den ersten beiden Alben.
Frontstage Magazine: Viele deiner Songs leben von feinen Zwischentönen, leiser Ironie und sprachlicher Tiefe. Wie gelingt es dir, diese Nuancen live spürbar zu machen, ohne dass sie im Konzertkontext verloren gehen?
Das Paradies: Eine gute Frage. Das ist sicher beim Erarbeiten der Live-Arrangements die interessanteste Aufgabe – zu schauen, dass die Zwischentöne der musikalischen und textlichen Erzählung ihre Aufmerksamkeit bekommen. Wir lassen uns innerhalb der Songs viel Raum, legen nicht jedes Detail für die Konzerte fest und vertrauen auf die jeweils prägendsten Elemente der Albumproduktion. In den meisten Clubs und Orten, in denen wir auf der Tour Halt machen, waren wir schon oft und wissen, dass die Atmosphären dort die Zwischentöne auch erlauben.
Frontstage Magazine: Du hast das Album größtenteils allein im Leipziger Westen produziert, arbeitest live aber mit Musiker:innen wie Stefanie Schrank zusammen. Wie verändert sich deine Musik, wenn du sie mit anderen auf der Bühne teilst?
Das Paradies: Die Songs mit Robert zusammen auf der Bühne zu spielen ist ein Segen. Er ist ein toller Musiker, und zusammen haben wir nicht den Anspruch, die Albumaufnahmen live exakt zu reproduzieren. Vielmehr haben wir uns die Songs von „Überall, wo Menschen sind“, aber auch von den beiden Alben davor, mit unseren Liveinstrumenten neu erspielt. Eine große Freude. (Anmerkung: Stefanie Schrank spielt an vielen Abenden im Vorprogramm. Zusammengearbeitet haben wir bisher in dem Sinne noch nicht.)
Frontstage Magazine: „Überall, wo Menschen sind“ klingt wie ein leiser Aufbruch – zwischen Melancholie und Zuversicht. Was dürfen die Besucher:innen emotional von den Konzerten erwarten? Wird es eher ein stilles Zuhören oder gemeinsames Erleben?
Das Paradies: Bestimmt beides. Und die Konzertorte und die Gäste prägen, meiner Erfahrung nach, das Konzert immer mit. Das sind diesmal manchmal Clubs, manchmal Theater – mal bestuhlt, mal nicht. Wir sind gespannt und freuen uns drauf.
Fotocredit: Marco Sensche