Der Donnerstagabend beim Geldern Open Air stand ganz im Zeichen von Funk und Disco. Schon früh am Abend eröffneten Kool and the Gang das Programm – deutlich früher als angekündigt, was einige Besucher noch auf dem Weg vom Parkplatz überraschte. Wer rechtzeitig im Waldfreibad stand, erlebte eine Band, die sofort für Bewegung sorgte. Mit Klassikern wie „Fresh“, „Too Hot“ und „Joanna“ setzten sie den Ton für den Abend. Besonders „Cherish“ und „Ladies Night“ entwickelten schnell ihre Wirkung, das Publikum sang mit und tanzte sich warm. Spätestens mit „Get Down On It“ und dem unvermeidlichen „Celebration“ hatten sie die Menge komplett auf ihrer Seite und hinterließen eine ausgelassene Stimmung, die ideal zum Hauptact passte.

Als Nile Rodgers & Chic die Bühne betraten, war die Erwartung spürbar hoch – und Rodgers enttäuschte nicht. Ohne lange Anlaufzeit eröffnete er direkt mit „Le Freak“, einem der größten Hits seiner Karriere. Schon nach den ersten Takten war klar: Das Freibad würde sich in einen einzigen Tanzboden verwandeln. „I feel fucking great. Are you ready to party?“, rief er ins Publikum, das begeistert antwortete.
Das Set war eine Abfolge von Welthits, die man sonst eher in einem „Greatest Hits“-Album erwarten würde. „Upside Down“, „I’m Coming Out“, „We Are Family“ – jedes Stück wurde gefeiert und mitgesungen. Rodgers ließ der starken Band Raum, allen voran den beiden Sängerinnen Kimberly Davis und Audrey Martells, die mit ihren kraftvollen Stimmen mehrfach Szenenapplaus bekamen.

Zwischen den Songs nahm sich Rodgers Zeit für Anekdoten aus seiner langen Karriere. Besonders seine Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit Madonna blieben hängen: Er habe „Material Girl“ als ihre erste Single vorgeschlagen, sie habe jedoch auf „Like a Virgin“ bestanden. „Dann spielen wir eben beide Songs“, kommentierte er lachend – und tat genau das.
Neben den Geschichten über große Erfolge sprach Rodgers auch offen über persönliche Rückschläge. Er berichtete von seiner Krebserkrankung, die er zweimal überstanden hat, und bedankte sich beim Publikum für die Unterstützung, die er in dieser Zeit erfahren habe. Diese ehrlichen Worte schufen einen stillen Moment inmitten eines ansonsten energiegeladenen Abends.

Doch Rodgers zeigte auch, dass er nicht in der Vergangenheit lebt. Mit „Get Lucky“, dem weltweiten Hit mit Daft Punk und Pharrell Williams, stellte er unter Beweis, dass seine Musik bis heute relevant ist. Auch seine Arbeit für Künstlerinnen wie Beyoncé fand Erwähnung und unterstrich, dass er ein Produzent und Songwriter geblieben ist, der den Puls der Zeit trifft.

Zum Ende des Konzerts bedankte sich Rodgers überschwänglich beim Publikum: „Ihr seid meine Familie“, rief er in die Menge, die ihn mit Standing Ovations verabschiedete. Walbeck erlebte einen Abend, der klarmachte, warum Nile Rodgers als Legende gilt – und warum seine Songs auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben.
Fotocredit: Sebastian Wittag