Mit „Parasites & Butterflies“ präsentieren die Nova Twins ihr drittes Studioalbum – und setzen damit ein weiteres Ausrufezeichen in einer Karriere, die seit Jahren keine Grenzen kennt. Schon beim ersten Hören wird deutlich, dass dieses Werk die Balance zwischen Chaos und Schönheit zu einem zentralen Leitmotiv erhebt. Die Band zeigt, dass rohe Energie und filigrane Details keine Gegensätze sein müssen, sondern sich gegenseitig verstärken können.
Im Vergleich zum Vorgänger „Supernova“ fällt die neue Platte deutlich introspektiver aus. Wo „Supernova“ noch von einem beinahe übermenschlichen Selbstbewusstsein durchzogen war, das in explosiven Hymnen kulminierte, sucht „Parasites & Butterflies“ bewusst die andere Seite: das Menschliche, das Verletzliche, das Unberechenbare. Genau hier zeigt sich die Weiterentwicklung der Band. Nova Twins haben gelernt, dass Stärke nicht nur in Aggression und Wucht liegt, sondern auch im Offenlegen der eigenen Fragilität.
Schon früh in ihrer Karriere, vor allem auf „Who Are The Girls?“, überzeugte das Duo mit einem kompromisslosen, genreübergreifenden Sound, der sich zwischen Punk-Attitüde, Hip-Hop-Einflüssen und knallharten Rock-Riffs bewegte. Dieses rohe Feuer war wichtig, um die Band überhaupt auf die Landkarte zu bringen – laut, unbequem und immer mit einer klaren Haltung. Mit „Supernova“ wurde der Klang massentauglicher und gleichzeitig detailreicher produziert, ohne an Biss zu verlieren. Doch während „Supernova“ in seiner Unmittelbarkeit beinahe überwältigte, wirkt „Parasites & Butterflies“ weniger wie ein Schlag ins Gesicht, sondern eher wie ein Spiegel, der viele Facetten des Menschseins reflektiert.
Natürlich bedeutet diese Öffnung nicht, dass die Band ihre Kanten verloren hätte. Die Nova Twins bleiben sich treu, indem sie weiterhin Grenzen sprengen und Kontraste ausloten. Aber wo man früher fast ausschließlich von Adrenalin und Aufbruch sprechen konnte, findet man hier eine gewisse Reife – fast schon eine Gelassenheit im Chaos. Es ist ein Album, das nicht nur für den Moshpit funktioniert, sondern auch für stille Momente danach.
Ehrlich gesagt: Wer die ungestüme Direktheit von „Who Are The Girls?“ oder die hymnische Schlagkraft von „Supernova“ liebt, wird bei „Parasites & Butterflies“ möglicherweise ein wenig länger brauchen, um wirklich hineinzufinden. Doch genau darin liegt die Stärke des Albums. Es fordert heraus, es lädt ein, tiefer zu graben, und belohnt jene, die bereit sind, Kontraste auszuhalten.
Am Ende ist „Parasites & Butterflies“ mehr als nur die nächste Veröffentlichung in einer erfolgreichen Diskografie. Es ist ein Statement über das Erwachsenwerden einer Band, die sich nie in Schubladen stecken ließ und die weiterhin beweist, dass moderner Rock divers, mutig und grenzenlos sein kann.
Fotocredit: Albumcover / Artwork